In der vergangenen Legislaturperiode wurde das Haus Marteau umfangreich saniert und mit einem einzigartigen Konzertstollen ausgestattet.
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In der vergangenen Legislaturperiode wurde das Haus Marteau umfangreich saniert und mit einem einzigartigen Konzertstollen ausgestattet.

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Wahl 2023: Wie der Bezirk Kultur und Tradition fördert

Am Sonntag ist Bezirkstagswahl. Der Bezirk ist verantwortlich für das, was über die Zuständigkeit und Leistbarkeit der Gemeinden, Städte und Landkreise hinausgeht. Dazu gehören vor allem soziale Aufgaben - aber auch Kultur- und Heimatpflege.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

"Kultur ist wichtig für die Außenwirkung, aber auch für die Menschen im Inneren. Nur, wenn man die eigene Geschichte kennt, weiß man, wer man ist", sagt Günter Dippold. Er ist Historiker und Volkskundler – und seit knapp 20 Jahren Bezirksheimatpfleger im Bezirk Oberfranken und damit auch für die Kulturförderung des Bezirks zuständig.

Vorzeigeprojekt: Haus Marteau in Lichtenberg

Musik spielt in der Kulturarbeit des Bezirks Oberfranken eine zentrale Rolle. So fördert der Bezirk beispielsweise Volks- und Popularmusik und bezuschusst oberfränkische Orchester, wie etwa die Bamberg Symphoniker. Vorzeigeprojekt und Schwerpunkt ist aber die "Internationale Musikbegegnungsstätte Haus Marteau" in Lichtenberg im Landkreis Hof.

1980 hat der Bezirk die Villa des weltberühmten Geigenvirtuosen Henri Marteau in dem kleinen Ort im Frankenwald – dank Unterstützung der Oberfrankenstiftung – erworben. Zwei Jahre und einige Umbauten später konnten erste Meisterkurse für internationale Profimusiker angeboten werden. Haus Marteau ist seither ein Förderzentrum für junge Musiktalente aus aller Welt mit über 40 Meisterkursen und zahlreichen Konzerten jährlich. Für Günter Dippold ein Leuchtturmprojekt, das zeigt, dass Kultur mit hohem künstlerischen Anspruch auch in einer eher ländlichen Region und einer Stadt mit knapp 2.000 Einwohnern funktionieren kann.

"Wenn ich mir den Freistaat Bayern ansehe, dann habe ich manchmal die Befürchtung, der wird geführt, wie wenn es der Stadtstaat München wäre. Tatsächlich gehört Kultur überall hin. Auch auf das flache Land." Günter Dippold, Bezirksheimatpfleger Oberfranken

Kaum Spielraum für kulturelle Projekte

In der vergangenen Legislaturperiode wurde das Haus Marteau umfangreich saniert und mit einem einzigartigen Konzertstollen ausgestattet. Rund fünf Millionen hat der Bezirk investiert. Verglichen mit den sozialen Ausgaben des Bezirks aber kaum der Rede wert, gibt Bezirkstagspräsident Henry Schramm im Gespräch mit BR24 zu. Denn tatsächlich fließen nur etwa 1,3 Prozent des Gesamthaushalts in den Bereich Kultur. Etwa 450 Millionen Euro hat der Bezirk Oberfranken im vergangenen Jahr ausgegeben – rund 420 Millionen davon für soziale Leistungen. Für die Kultur bleiben davon etwa fünf Millionen Euro jährlich. Viel Spielraum bleibe da nicht, zumal ein Großteil davon automatisch in Zweckverbände oder lang vereinbarte Verträge fließe, so Bezirksheimatpfleger Günter Dippold. "In Oberfranken haben wir glücklicherweise aber noch mit der Oberfrankenstiftung einen potenten Geldgeber, der Projekte voranbringen kann."

Aufgabe des Bezirks: Regionaler Ausgleich

Dennoch fühlen sich immer wieder einzelne Regionen in Oberfranken benachteiligt – auch eine Herausforderung für den Bezirk.

"Es würde nie ein Coburger einen Pfifferling für die Bamberg Symphoniker geben, es würde nie ein Forchheimer etwas für das Landestheater Coburg geben oder ein Bamberger etwas für die Luisenburg Festspiele." Günter Dippold, Bezirksheimatpfleger Oberfranken

Über den Bezirk findet daher ein regionaler Ausgleich satt, sodass wichtige kulturelle Einrichtungen, die über die Leistungsfähigkeit einzelner Kommunen hinaus gehen, auch bestehen können, betont Dippold.

Suche nach dem "Oberfränkischen Wort des Jahres"

Die Aufgaben des Bezirks im kulturellen Bereich sind vielfältig: Theater, Literatur, Trachtberatung oder die Unterstützung von rund 200 Museen gehört beispielsweise dazu. Seit 2015 sucht der Bezirk gemeinsam mit dem Bauernhofmuseum Kleinlosnitz im Landkreis Hof außerdem nach dem "Oberfränkischen Wort des Jahres". Das Ziel: Kulturgut und Mundart pflegen. "Kultur ist Kultur, da gehört alles dazu", so Dippold. Das "oberfränkische Wort des Jahres" sei ein gutes Instrument, sich mit der eigenen Sprache auseinanderzusetzen. Es gehe darum, Lebensqualität zu schaffen und Identität mit und in der Region zu schärfen, so Dippold. Das aktuelle Wort des Jahres ist noch: "Waafn!" Die Neuwahl steht Ende Oktober an.

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