Zwei Männer konzertieren mit Geige und Piano in einem Konzertsaal, dessen Wände aus überdimensional großen Granitsplittern bestehen.
Bildrechte: BR/Annerose Zuber

Die Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken, das "Haus Marteau" in Lichtenberg, hat einen neuen unterirdischen Konzertsaal bekommen.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Imposant und spektakulär: Konzertstollen im Frankenwald eröffnet

Die Internationale Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken, das "Haus Marteau" in Lichtenberg, hat einen neuen Konzertsaal bekommen. Obwohl unterirdisch angelegt, hat er bei der Eröffnung die Blicke auf sich gezogen wegen seiner Architektur.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Etwas versteckt unter einem Rasenhügel schmiegt sich der neue Konzertsaal an das "Haus Marteau" in Lichtenberg im Landkreis Hof. Ganz bewusst hat Architekt Peter Haimerl den Anbau an die denkmalgeschützte Musikbegegnungsstätte unter die Erde gelegt. Er greift so die Bergwerkstradition des Frankenwalds auf, wo auch schon der Forscher Alexander von Humboldt Spuren hinterlassen hat. Über einen schmalen, stollenartigen Gang geht es in den neuen Konzertsaal. Und dort ziehen 32 Granitsplitter die Blicke auf sich. Der Konzertsaal wurde am Freitag eröffnet.

Granitsplitter sorgen für Klangerlebnis

Zum Teil tonnenschwere Granitelemente, die aus insgesamt 330 verschieden großen Platten zusammengesetzt sind, hängen von der Decke und an den Wänden. Kein einziges Element ist rechtwinkelig. Das ist nicht nur ein architektonischer Hingucker, sondern soll vor allem auch für eine hervorragende Akustik sorgen, betont Architekt Haimerl. Den Schall richtig zu steuern, sei gerade in kleinen Sälen wie in Lichtenberg mit 80 bis 100 Sitzplätzen eine Herausforderung.

Vom Bayerischen Wald in den Frankenwald

Haimerl hat Erfahrung mit Konzertsälen. Sein Konzerthaus in Blaibach im Bayerischen Wald ist preisgekrönt und zieht neben Musikfans zahlreiche Architekturinteressierte und auch ganz normale Touristen an. Als "Wunder von Blaibach" sorgt das Projekt für Schlagzeilen.

Großes Interesse am Konzertstollen vor der Eröffnung

Und damit rechnet man nun auch in Lichtenberg. Die Nachfrage für Konzerte und Führungen sei bereits vor der Eröffnung groß, erklärt Ulrich Wirz, der Verwaltungsleiter von "Haus Marteau" im Gespräch mit BR24. Die ehemalige Villa des deutsch-französischen Geigenvirtuosen und Komponisten Henri Marteau, dessen Weltkarriere durch den Ersten Weltkrieg jäh unterbrochen wurde, zieht als Internationale Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken seit den 1980er Jahren Nachwuchstalente aus der ganzen Welt in den Frankenwald. Ob Gesang, Klavier, Geige oder andere Instrumente: Zu den Kursen mit renommierten Dozenten kommen nicht nur Studierende, sondern auch junge Profi-Musikerinnen und -Musiker, sagt Wirz: "Wir sind schon eine Art Eliteschmiede."

Bisher fanden die Konzerte im Wohnzimmer statt

Die wöchentlichen Abschluss-Konzerte fanden bisher unter schwierigen räumlichen und akustischen Verhältnissen im Wohnzimmer der denkmalgeschützten Villa statt. Nach langer Planung und vierjähriger Bauzeit kann nun der einzigartige Konzertstollen eröffnet werden. "Wir sind glücklich, dass wir diese in Europa einzigartige musikalische Bildungsstätte um diesen großartigen Saal erweitern konnten", freut sich Bezirkstagspräsident Henry Schramm (CSU).

Konzertstollen eine "Chance für ganz Oberfranken"

Für Bezirksheimatpfleger Günter Dippold ist die Erweiterung des "Haus Marteau" auch eine große Chance für ganz Oberfranken. "Wir können zeigen, Kultur, Hochkultur ist nichts, was der Großstadt vorbehalten ist, sondern gehört genauso auch in den ländlichen Raum." Zusätzlich zum Saal wurden auch noch drei neue Übungsräume gebaut, so können künftig zwei Meisterkurse parallel stattfinden. Dafür wurde das Kellergeschoß der denkmalgeschützten Villa tiefer gelegt und durch große Fenster zum Park erweitert.

Kunstminister: Weltklasse-Kultur nicht nur in Ballungszentren

Bei der Eröffnung des Konzertsaals sagte Kunstminister Bernd Sibler (CSU): "Es ist ein wichtiges Signal, dass Weltklasse-Kultur nicht nur in den städtischen Ballungszentren stattfindet. Gleichzeitig finden hier die jungen Leute bei der exzellenten Nachwuchsförderung die nötige Ruhe, um sich ganz auf die Kultur und das musikalische Wirken konzentrieren zu können."

Baukosten sind gestiegen

Die Baukosten sind von anfangs geschätzten 3,5 Millionen Euro auf etwa 5,2 Millionen Euro gestiegen. Grund dafür seien neben der generellen Preissteigerung in der Baubranche die schwierigen geologischen Bedingungen unter der Villa gewesen, so Verwaltungsleiter Wirz.

Der unterirdische neue Konzertsaal in Lichtenberg
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Der neue Konzertsaal der Superlative

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!