Mehrere Gräben ziehen sich durch eine Wiesenfläche von etwa einem Hektar.
Bildrechte: Frank Weiß / LBV-Traunstein

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Umweltfrevel: Geschützte Moorwiesen im Chiemgau entwässert

Südlich des Chiemsees liegt das Staudach-Egerndacher Filz, das seit Jahren unter Naturschutz steht. Umweltschützer haben nun auf mehreren Hektar Entwässerungsgräben entdeckt und fordern die Regierung von Oberbayern auf, dagegen vorzugehen.

Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) fordert den sofortigen Rückbau von Drainagen im Moorgebiet des Staudach-Egerndacher Filz südlich des Chiemsees. Die Gräben für die Drainage-Rohre sind von Bauern gelegt worden, um die Wiesen trockenzulegen und landwirtschaftlich zu nutzen.

LBV fordert Rückbau der Drainagen

Das Moor steht unter Naturschutz und ist Teil des europäischen FFH- und Vogelschutzgebiets. Da die Flächen als Feuchtgrünland einzustufen seien, verstießen die Drainagen laut LBV gegen das Bayerische Naturschutzgesetz.

Deshalb hat der LBV die Regierung von Oberbayern aufgefordert, in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde in Traunstein den Rückbau der Drainagen zu veranlassen. Aus der Behörde heißt es, man habe den Fall zur Entscheidung an die Regierung von Oberbayern weitergegeben, da bei einem Sachverhalt wie diesem für ganz Oberbayern gleich entschieden werden sollte.

Vor vielen Jahren für viel Geld renaturiert

Die betroffenen Flächen liegen in der Kulisse des LIFE-Natur-Projekts „Südlicher Chiemgau“, das 1996 mit drei Millionen Euro aus EU- und Landesmitteln gefördert wurde. Ziel war damals, die Lebensräume gefährdeter Pflanzenarten mit sofortiger Wirkung zu schützen und das Hochmoorgebiet wasserbaulich zu renaturieren.

  • Zum Artikel "Moore: Vom Klimasünder zum Klimaschützer"

"Praxis nicht mehr zeitgemäß"

"Landstriche zu entwässern, in die man zuvor Steuergelder investiert hat, um diese wieder zu vernässen, ist ein Schildbürgerstreich erster Güte", sagt der LBV-Kreisvorsitzende Frank Weiß. Da auch in Südbayern in Zukunft weniger Niederschläge zu erwarten seien, müsse alles dafür getan werden, das Wasser im Boden zu halten. "Wenn nach Starkregenereignissen das Wasser nicht sofort durch Drainagen und Gräben aus der Landschaft abfließt, können auch Hochwasserkatastrophen verhindert werden", so Weiß. Moore binden große Mengen von Kohlendioxid und sind daher in Zeiten des Klimawandels laut Weiß wichtiger denn je.

Trotz Masterplan: Moorschutz in der Praxis inkonsequent

Der Pressesprecher des LBV, Andreas von Lindeiner, ruft dabei den "Masterplan Moore" der bayerischen Staatsregierung zum Moorschutz in Erinnerung. Auch nach seiner Veröffentlichung würden immer noch Feuchtwiesen in Bayern trockengelegt. Feuchte Böden seien aber essentiell für den Bruterfolg von Wiesenbrütern, wie der Bekassine und dem Wiesenpieper. Es werde mittlerweile landesweit offensichtlich, dass viele Wiesenbrütergebiete klimawandelbedingt unter Wassermangel litten, so Andreas von Lindeiner.

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