Auszubildender knetet Brotteig (Symbolbild)
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Auszubildender knetet Brotteig (Symbolbild)

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Trendwende? Wieder mehr Bäcker-Azubis in Main-Rhön

Azubis gesucht: Seit Jahren hat das Bäcker-Handwerk mit Nachwuchsmangel zu kämpfen. Doch jetzt haben wieder mehr junge Menschen Interesse an dem Beruf, zum Beispiel in der Region Main-Rhön. Denn: So früh aufstehen muss man oft gar nicht mehr.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Mitten in der Nacht aufstehen, Teig kneten, Brot backen: Vor allem die Arbeitszeiten im Bäcker-Handwerk haben in den vergangenen Jahren viele junge Menschen abgeschreckt. Die Situation war zuletzt prekär: Viele Bäckereien in Bayern konnten ihre Ausbildungsstellen nicht besetzen.

  • Zum Artikel: Lehrlingsnot – Bamberger Bäcker lockt mit doppeltem Azubi-Gehalt

Viele Azubi-Stellen im Bäcker-Handwerk in Unterfranken nicht besetzt

In ganz Unterfranken gab es bei den Bäckereien und Konditoreien zum Beispiel zuletzt 112 Azubi-Stellen. Weil aber Bewerberinnen und Bewerber gefehlt haben, konnten 26 Plätze nicht besetzt werden, so die Agentur für Arbeit. Auch die Handwerkskammern haben sich immer wieder mit Hilferufen zu Wort gemeldet: Azubis dringend gesucht.

Leichte Trendwende in der Region Main-Rhön

Doch in der Region Main-Rhön – die Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge umfasst – ist jetzt eine leichte Trendwende zu erkennen: Aktuell interessieren sich wieder mehr junge Menschen für den Beruf und fangen eine Ausbildung an.

Vor drei Jahren gab es beispielsweise nur zwei neue Azubis, vor zwei Jahren waren es schon fünf und aktuell machen sieben junge Menschen eine Ausbildung im Bäcker-Handwerk. Darunter ist eine junge Frau. Das heißt: Die Bäckerklassen in den Berufsschulen werden langsam wieder voller.

Azubis lieben den Geruch in der Backstube

In die Alfons-Goppel-Berufsschule in Schweinfurt kommen angehende Bäcker und Bäckerinnen, aber auch Konditoren und Konditorinnen – sowie Fachverkäufer und-verkäuferinnen aus beiden Bereichen. Sie produzieren dort Semmeln für die benachbarte Montessori-Schule. Allen Auszubildenden gemein ist, dass sie vor allem den Geruch in der Backstube mögen.

Von Koch zum Bäcker gewechselt

Fleißig kneten sie den Teig, unter der Anleitung ihrer Lehrerin Melanie Zoll-Albert. "Jetzt nimm doch mal das Teigstück und roll es lang. Daraus entstehen dann die Brötchen", leitet sie Schüler Niklas Rauch an. Er hatte zuerst Koch gelernt und hat dann zum Bäcker gewechselt. "Im zweiten Lehrjahr als Koch haben wir auch Teige gemacht. Mein Lehrer dort war gelernter Bäcker, er hat mich über den Beruf aufgeklärt. Und so bin ich darauf gekommen", erklärt der Azubi.

Junger Mann will Familienbetrieb in Zeil weiterführen

Mitschüler Fabian Kolb stammt selbst aus einer Bäckerei in Zeil am Main im Landkreis Haßberge. Er absolviert seine Ausbildung im Familienbetrieb. "Ich mach das auch für die Familie, um den Betrieb aufrecht zu erhalten – und auch für die Stammkundschaft, dass die Menschen in Zeil immer leckere Backwaren bekommen", so Kolb. Er ist dann die vierte Generation im Familienbetrieb. Bogdan macht eine Ausbildung zum Konditor. Er kommt aus der West-Ukraine und fühlte sich in seiner Schulklasse hier unterfordert, wie er sagt.

Einzige Frau: "Ich wollte schon immer Bäckerin werden"

Die einzige Frau in der Klasse ist Lena Alber. Sie wollte schon immer Bäckerin werden, berichtet sie: "Ich finde es faszinierend, was man in der Nacht alles schaffen kann – dass die Leute früh gleich frisches Essen bekommen."

Nachts anfangen: Kein Problem für Azubi

Niklas Rauch muss in seiner Bäckerei in Schweinfurt zum Beispiel um 2.30 Uhr anfangen. Doch ihn hat das nicht abgeschreckt, im Gegenteil: "Das macht mir viel mehr Spaß. Als Koch hatte ich oft erst um 23.00 Uhr oder erst um 2.00 Uhr Feierabend. Da ist es angenehmer, nachts anzufangen."

Lehrerin: "So früh muss man nicht mehr aufstehen"

Doch was viele Azubis davon abgehalten hat, eine Ausbildung in dem Bereich anzufangen, hat sich ein bisschen verändert: Ganz so früh aufstehen muss man als Bäcker heute gar nicht mehr. "Durch die moderne Kältetechnik geht jetzt auch viel in der Tagschicht", sagt die Bäcker-Klassen-Lehrerin Melanie Zoll-Albert.

Agentur für Arbeit: Fachkräfte fehlen in allen Branchen

Doch auch wenn die Region Main-Rhön ein positives Beispiel ist, was das Bäcker-Handwerk angeht: Fachkräfte werden in nahezu allen Branchen weiterhin händeringend gesucht, trotz einer kleinen konjunkturellen Abschwächung. "Junge Menschen, die noch eine Ausbildung suchen, haben beste Chancen", sagt Alexandra Elbert von der Agentur für Arbeit in Schweinfurt. Die Agenturen für Arbeit haben diese Woche als "Woche der Ausbildung" ausgerufen. Viele Fachkräfte fehlen – die Betriebe suchen neben Auszubildenden auch neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Bäckereien in Bayern: Vier Milliarden Euro Jahresumsatz

Mit einem Jahresumsatz von rund vier Milliarden Euro zählen die Bäcker in Bayern zu den wichtigsten Handwerksbranchen. Laut dem Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten befinden sich in Bayern mehr als 2.100 Bäckereien.

Backen sei ein Handwerk, das neben Wissen und Kompetenz auch Herz und Gespür erfordere, sagte die bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Michaela Kaniber (CSU) im Februar. Das bayerische Bäckerhandwerk nehme im Freistaat eine herausragende Stellung ein.

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Bäcker-Azubis in der Berufsschule in Schweinfurt

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