Bäckermeister Robert Schönhofer mit seinen Backwaren
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Gegen den Trend: Landbäckerei macht ganz neu auf

Während in Deutschland Bäckereien über hohe Energie- und Getreidepreise stöhnen und manche schon ans Zusperren denken, passiert in Bischofsmais im Bayerischen Wald genau das Gegenteil. Dort hat eine Landbäckerei ganz neu aufgemacht – mit Erfolg.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Der 33-jährige Robert Schönhofer hat Mut bewiesen. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen hat der Bäckermeister in Bischofsmais eine eigene Bäckerei aufgemacht.

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Lebenstraum: eine eigene Bäckerei

Jahrelang hat Schönhofer in Großbäckereien gearbeitet, unter anderem in München. Dort hat er am Fließband Brot und Semmeln produziert. Aber das machte ihm immer weniger Spaß. Er fing an, am Wochenende in der Garage Holzofenbrot zu backen. Die Leute in seiner Heimatgemeinde Bischofsmais waren begeistert. Aber als er seinen Eltern sagte, dass er eine eigene Bäckerei bauen will, waren die erst mal fassungslos:

"Du bist völlig verrückt, Du spinnst. Du verdienst doch so ein gutes Geld in der Industrie." (Eltern von Robert Schönhofer)

Doch dann unterstützten sie seine ehrgeizigen Pläne, kauften ein Grundstück, schenkten es ihm als vorgezogenes Erbe. Den Rest, stolze 1,5 Millionen Euro, nahm der junge Bäckermeister selbst als Bankkredit auf. Er baute damit eine nagelneue Backstube mit Laden und Café.

Bürgermeister glücklich, Kunden begeistert

Bürgermeister Walter Nirschl und der Gemeinderat unterstützten die Pläne, halfen mit den Behörden. Es gibt in der die 3300-Einwohner-Gemeinde zwar noch einen Bäcker und zwei Backfilialen. Trotzdem ist die Landbäckerei Schönhofer gut für die Zukunft, findet der Bürgermeister:

"Es bedeutet für unsere Gemeinde, dass unsere Nahversorgung gesichert ist. Ich bin stolz darauf, dass wir einen jungen Menschen haben, der dieses Risiko wagt in dieser Zeit, wo die Energie wahnsinnig teuer ist." (Walter Nirschl, Bürgermeister von Bischofsmais)

Auch die Kunden freuen sich. Die Landbäckerei öffnet morgens um fünf Uhr für die ersten Pendler auf dem Weg zur Arbeit, hat sieben Tage die Woche geöffnet, auch das Café. Nur Dienstagnachmittag ist zu.

Er hat weder Personal- noch Energienot

Von der Personalnot, über die die Branche seit Jahren klagt, ist hier nichts zu spüren. Dabei brauchte Robert Schönhofer für Backstube, Laden und Café insgesamt zwölf Leute in Voll-und Teilzeit, manche als Minijob. Beworben haben sich mehr, als er nehmen konnte, sagt der Bäckermeister, obwohl er nicht mehr zahlt als den üblichen Tariflohn. Die acht Verkäuferinnen zum Beispiel sind alle aus der Region, aber vorher für Fabrik- oder Verkaufsjobs weiter weg zur Arbeit gefahren. Sie sind nun eben lieber heimatnah im Einsatz.

Moderne, energiesparende Ausstattung

Beim Backofen setzt Robert Schönhofer auf Flüssiggas mit Wärmerückgewinnung. So spart er sich auch eine zusätzliche Heizung im Gebäude. Der Preis für das Flüssiggas sei ihm Rahmen, sagt er, ebenso der für den Strom. Dadurch, dass er seine Backstube ganz neu gebaut hat, sind auch alle Maschinen und Geräte neu und stromsparend bis hin zur LED-Beleuchtung überall. Geld spart er sich auch dadurch, dass er keine Tiefkühlware zum Aufbacken hat und so auch keine großen Kühlanlagen braucht.

Alternativkonzept: nur Dinkel und Roggen

Der junge Bäckermeister will sich von anderen Bäckereien unterscheiden und geschmacklich keine Allerweltsware, "die überall gleich schmeckt", wie er sagt. Er nutzt deshalb keine fertigen Backmischungen, bäckt auch nicht mit Weizen, sondern ausschließlich mit Dinkel und Roggen – auch Kuchen und Gebäck. Für das Brot verwendet er natürlichen Sauerteig, verzichtet auch sonst auf künstliche Zusatzstoffe.

“Wir gehen back to the roots. Wir backen wie früher, gehen komplett zurück zum Ursprung." (Robert Schönhofer, Bäckermeister)

Das bedeutet aber auch, dass das Sortiment nicht so groß ist, wie man es sonst oft erlebt. Es gibt nur vier Brot- und sieben Semmelsorten, eine überschaubare Zahl an Gebäck und Kuchen und er hat bewusst "keine Muffins und keine Donuts." Der 33-Jährige glaubt, dass die "Leute reif sind für andere Backwaren" und er glaubt fest an sein Konzept - auch in diesen Zeiten:

"Zu 100 Prozent – egal, was der Putin treibt. Ich habe keinen Zweifel, dass wir das schaffen."(Robert Schönhofer, Bäckermeister)

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