Vor dem Tag der Deutschen Einheit
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Seit 33 Jahren ist die deutsch-deutsche Teilung zwischen der Bundesrepublik und der DDR beendet.

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Was Bürger zum Stand der Deutschen Einheit denken

Seit 33 Jahren ist die deutsch-deutsche Teilung zwischen der Bundesrepublik und der DDR beendet. Wie steht es um die Deutsche Einheit aktuell und wie sollte sie weitergestaltet werden? BR24 hat Bürgerinnen und Bürger in Franken gefragt.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit am .

Am 3. Oktober 1990 trat die DDR der Bundesrepublik Deutschland bei. Damit war die Wiedervereinigung des 40 Jahre lang geteilten Deutschland vollzogen. Im Jahr davor, am 9. November 1989, fiel die Berliner Mauer und mit ihr der schwer bewachte Grenzzaun, der DDR-Bürger von der Flucht abhalten sollte. Wenige Monate danach brach das ohnehin schon angeschlagene und von der Sowjetunion nicht mehr unterstütze SED-Regime zusammen. Mit der Unterzeichnung des Einheitsvertrages am 30. August 1990 wurde das Wort vom Zusammenwachsen Deutschlands zur Vision und zum Auftrag zugleich.

Freude und Gänsehaut bei vielen Bürgern bis heute

Viele Menschen, die den Fall des Eisernen Vorhangs und die Besiegelung der Deutschen Einheit miterlebt haben, freuen sich noch heute über dieses Ereignis. So wie Gerhard aus Hof. "Ich bin sehr froh über die Deutsche Einheit", sagt er. Da Hof nahe an der früheren Grenze liegt, habe er vom Wandel auf beiden Seiten der Grenze viel mitbekommen.

"Die Menschen sind offen und es ist ein sehr gutes Miteinander", meint Gerhard. Und die Hoferin Renate erinnert sich: "Die Grenze war für uns schon viel zu selbstverständlich. Wir sind damit geboren worden und aufgewachsen und auf einmal bricht das auf. Also ich kriege jetzt noch eine Gänsehaut."

Schöne Ausflüge – nicht viel Wissen

Andere, die nicht so starke Emotionen mit dem Ende der deutsch-deutschen Teilung verbinden, freuen sich über Ausflüge in vorher unbekannte Bundesländer, die vielerorts hübsch renoviert seien oder darüber, dass der Sohn einen Studienplatz im nahen Jena bekommen hat. André aus Hof ist um die 40 und fordert, dass die Deutsche Einheit "noch bisschen mehr gelebt wird, dass man mehr zusammenwächst". Obwohl man in Hof nur wenige Kilometer von der ehemaligen Grenze entfernt wohne, bekomme man nur wenig davon mit, "was dahinter passiert", merkt er kritisch an.

Mehr verstehen, wie Menschen im Osten aufgewachsen sind

Die 38-jährige Moni aus Hof arbeitet im Büro viel mit Kollegen aus Sachsen und Thüringen zusammen. Sie sagt: "Es ist immer sehr lustig, wenn wir uns manchmal teilweise auch gar nicht verstehen. Aber man wünscht sich natürlich, dass es mal bisschen besser noch klappt, dass man auch die Kultur von anderen versteht. Die sind damals hinter der Grenze einfach anders aufgewachsen als wir hier". Sparsamkeit, größere Offenheit und Sinn für Gemeinschaft – das seien Wesenszüge, die man in Franken mit Ostdeutschen verbinde, während im Westen eher aufs Geld geschaut werde, so Monis Beobachtung.

Blick auf Unterschiede herrscht vor

Es werde zwischen West und Ost eben noch oft auf Unterschiede geachtet, meint ein 34-jähriger Mann aus Nürnberg. "Eine richtige Einheit existiert für mich nicht“, sagt er. Da er zur Zeit des Mauerfalls geboren wurde, kenne er die DDR nicht mehr. "Aber die Sprüche 'Wessis, Ossis', die hören nie auf". Man werde immer ein bisschen urteilen oder unterscheiden, glaubt er. Eine Fürtherin, ebenfalls um die 30, macht sich Sorgen wegen der Weltlage insgesamt: Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, die Klimakrise, die Inflation. Das alles spalte das Land, das jetzt den Feiertag zur Deutschen Einheit begeht.

Der Ruheständler Jörg findet: "Es fehlt das Wir". Er war viele Jahre Lehrer im sächsischen Plauen, sagt er. Dass es jemals zu einem Wir in der Gesellschaft kommt, bezeichnet er bekümmert als Utopie und fragt: "Wie wollen wir mit den hunderttausenden AfDlern und AfD-Wählern in der ehemaligen DDR [...] zusammenwachsen. Da möchte ich nicht zusammenwachsen."

Miteinander reden, gegen "die Mauer in den Köpfen"

In der BR24-Befragung unter Bürgern aus den "alten Bundesländern" meinen viele, dass für die Deutsche Einheit mehr getan werden sollte. Doris aus Hof findet, es gebe nach mehr als 30 Jahren Wiedervereinigung noch immer "eine Mauer in den Köpfen". Die Menschen sollten sich mehr füreinander interessieren und aufeinander zugehen. Und Renate, die sich noch mit Gänsehaut an den Mauerfall erinnert, fordert: "Wir müssen miteinander reden".

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