Ein Schüler hält eine Urkunde in Händen, neben ihm zwei Frauen.
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Der zwölfjährige Alexander aus Hollfeld ist der Gewinner des Vorlesewettbewerbs.

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Schüler aus Oberfranken gewinnt bayerischen Vorlese-Wettbewerb

Jedes vierte Kind kann nicht gut lesen. Mit dieser Aussage hatte die IGLU-Studie kürzlich für Schlagzeilen gesorgt. Manche können es allerdings auch richtig gut. Die besten sind jetzt beim Vorlese-Wettbewerb in Nürnberg gegeneinander angetreten.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Gute Vorleser schaffen es, aus Buchstaben und Absätzen einen Kinofilm im Kopf zu machen. Oft übernehmen Erwachsene diese Aufgabe, doch auch Kinder können das schon sehr gut. Die besten jungen Vorleser Bayerns sind jetzt im Landesvorentscheid des Vorlesewettbewerbs des Deutschen Buchhandels gegeneinander angetreten.

Vorlesen in zwei Kategorien

Das bayerische Finale des Vorlesewettbewerbs des Deutschen Buchhandels fand im Katharinensaal der Nürnberger Stadtbibliothek statt. 16 Sechstklässlerinnen und Sechstklässler traten gegeneinander an: zwei aus jedem Regierungsbezirk, wobei Oberbayern – in Nord und Süd aufgeteilt – vier Vorleserinnen beziehungsweise Vorleser am Start hatte. Zunächst mussten sie drei Minuten lang einen selbstausgewählten Text vorlesen, den sie vorher entsprechend üben konnten. In einer zweiten Runde wurde den Sechstklässlerinnen und Sechstklässlern dann ein Text zum Vorlesen vorgelegt, den sie vorab nicht kannten.

Nervosität vor dem Start

Obwohl die Kinder allesamt Vorlesewettbewerbe in ihren Klassen, Schulen, Landkreisen und Bezirken gewonnen hatten, war die Nervosität vor dem bayerischen Finale groß. "Es ist trotzdem immer wieder was Neues, wenn man vorne steht auf der Bühne", meint die elfjährige Lara vom Gymnasium Casimirianum aus Coburg. Und Magdalena, ebenfalls elf Jahre alt, vom Gymnasium in Hilpoltstein (Lkr. Roth) ist genauso aufgeregt: "Die Konkurrenz wird auch immer härter". Nachdem sie den ersten, freigewählten Text gelesen haben, fällt bei beiden die Anspannung ab. Beim zwölfjährigen Alexander von der staatlichen Gesamtschule in Hollfeld (Lkr. Bayreuth) ist es dagegen genau anders herum: anfangs sei er überhaupt nicht nervös gewesen. "Aber beim Fremdtext war ich so richtig aufgeregt. Weil ich nicht wusste, was kommt", sagt er.

Die Jury entscheidet

Wer den bayerischen Vorentscheid des Vorlesewettbewerbs des Deutschen Buchhandels gewinnt, entschied eine siebenköpfige Jury. In die Entscheidung fließen verschiedene Kriterien ein: "Wie klar und deutlich lesen die Kinder, wie gut kommen sie in den Text rein, wie interpretieren sie die Dialoge, die Erzählszenen", erklärt die Juryvorsitzende Inga Nobel. Dafür vergibt jedes Jurymitglied Punkte. Am Ende wird zusammengerechnet. In der Summe gehe es beim Vorlesen aber darum, den Text "zum Leben zu erwecken, ein Kopfkino zu starten", sagt Inga Nobel. Wenn sich ein Kind beim Lesen verspricht, spiele das bei der Beurteilung keine Rolle. "Wenn man sonst das Gefühl hat, dieser Text ist verstanden und wird gelebt, dann macht das überhaupt nichts", so Nobel.

Alexander gewinnt und darf zum Bundesentscheid

Als alle Sechstklässlerinnen und Sechstklässler mit ihren Vorlesetexten durch sind, zieht sich die siebenköpfige Jury zur Beratung zurück. "Es war sehr knapp. Wir hatten zwei Favoriten", sagt die Juryvorsitzende Inga Nobel. Am Ende ist es aber der zwölfjährige Alexander von der staatlichen Gesamtschule in Hollfeld, dessen Name auf der Bühne als Sieger des Vorlesewettbewerbs ausgerufen wird. Er darf jetzt im Juni beim Bundesentscheid des Vorlesewettbewerbs des Deutschen Buchhandels in Berlin antreten.

IGLU-Studie: Grundschüler können immer schlechter lesen

Insgesamt gesehen können Grundschülerinnen und Grundschüler in Deutschland allerdings immer schlechter lesen. Zu diesem Ergebnis kam jedenfalls die vergangene Woche vorgestellte internationale Grundschulleseuntersuchung (IGLU). Im Rahmen der Studie wurden die Lesekompetenzen von 4.600 Viertklässlern untersucht. Ergebnis: Rund ein Viertel der Kinder kann nicht gut lesen. Seit dem Jahr 2001 habe die Lesefähigkeit der Vierklässlerinnen und Viertklässler hierzulande sogar gesunken, heißt es. Eine Tendenz, die sich vor allem in den vergangenen Jahren verstärkt hat, so die an der Studie beteiligten Forscherinnen und Forscher.

Zum Vergleich: im Jahr 2016 habe die Quote der Kinder, die in der vierten Klasse nicht gut lesen können, noch bei einem Fünftel gelegen. Als Grund geben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine soziale und migrationsbedingte Ungleichheit des Bildungssystems an. Kinder aus sozial bessergestellten Familien hätten bei ihren Lesekompetenzen einen deutlichen Vorsprung zu Kindern aus sozial weniger privilegierten Schichten.

Alexander ist der Gewinner des Vorlesewettbewerbs.
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Der zwölfjährige Alexander aus Hollfeld ist der Gewinner des Vorlesewettbewerbs.

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