Noch immer herrscht Land unter in der Region Emilia Romagna.
Bildrechte: BR

Noch immer herrscht Land unter in der Region Emilia Romagna.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Italien kämpft nach Unwetter – Auch Urlauber spüren Folgen

Nach den verheerenden Regenfällen dauern die Aufräumarbeiten in der italienischen Emilia-Romagna an. Die beliebten Strände der Region sind zwar weniger betroffen als das Landesinnere. Trotzdem dürften Urlauber noch Auswirkungen der Unwetter spüren.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Am Strand von Cesenatico, zwischen Schirmständern und leichten Wellen, stehen Elia und Tommaso. Die beiden jungen Männer haben Rechen in der Hand, glätten den Sand, sodass alles schön ordentlich ist. Vor ein paar Tagen sah es hier, an der Küste der italienischen Region Emilia-Romagna, noch anders aus. Während der Unwetter habe das Meer den Strand überflutet, kleinere Boote seien rausgespült worden. "Der Strand war voll von Ästen, auch Teile von Booten lagen hier herum", erzählen die beiden.

Hoffnung auf einen guten Sommer

Inzwischen ist von dem Chaos kaum noch etwas zu sehen. Ein Bagger verlädt noch einzelne Haufen mit Ästen auf einen Traktoranhänger. Alle am Strand sind davon überzeugt, dass in ein paar Tagen alles wieder aussieht wie zu jeder Badesaison. "Ab Juni soll es hier warm werden, deswegen hoffen wir das Beste für die Saison", erzählt Elia. Denn das Wetter im Mai war in der Emilia-Romagna alles andere als gut für die Region.

Schwere Unwetter: Tote und Verletzte

In der im Nordosten Italiens gelegenen Region war am Dienstag und Mittwoch vergangener Woche so viel Regen niedergegangen wie sonst in einem halben Jahr. Zahlreiche Flüsse traten über die Ufer, in rasender Geschwindigkeit überflutete das Wasser Felder, Straßen und Häuser. Noch immer stehen Teile der Region unter Wasser, die Behörden zählen hunderte Hangrutsche. Durch die Folgen der Unwetter starben 14 Menschen. Mehrere Zehntausend mussten ihre Häuser verlassen, bis Montag konnten noch immer 23.000 Bewohner nicht in ihre Häuser zurückkehren.

Auch am Dienstag gilt in Teilen der Emilia-Romagna noch die höchste Unwetter-Warnstufe. Immerhin soll es keinen neuen Regen geben.

Zum Video: Aufräumarbeiten nach verheerendem Regen in Italien

Überfluteter Ort im Nordosten Italiens
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Überfluteter Ort im Nordosten Italiens

Zuletzt über 600 gesperrte Straßen

Wer in den nahenden Pfingstferien in die Emilia-Romagna fährt, dürfte trotzdem etwas von den Folgen der Unwetter mitbekommen. Die Züge zwischen Bologna und Florenz fahren zwar wieder weitestgehend zuverlässig. Auf vielen Strecken innerhalb der Emilia-Romagna ist der Zugverkehr aber weiterhin ausgesetzt, etwa zwischen Faenza und Forlì. Laut ADAC verkehren bis auf Weiteres auch keine Züge zwischen Rimini und Ferrara, zwischen Ravenna und Faenza sowie zwischen Ravenna und Castel Bolognese.

Und auch mit dem Auto kommen Urlauberinnen und Urlauber nicht überall hin: Noch am Sonntag zählte der Zivilschutz über 600 gesperrte Straßen. Hangrutsche haben vor allem in bergigeren Gebieten die Infrastruktur zerstört. Die wichtige Autobahn 14, die Bologna und Rimini verbindet, ist nach vorübergehender Sperrung tagsüber geöffnet und wird nur nachts für Reparaturen teilweise wieder gesperrt.

  • Welche Straßen sind noch gesperrt und welche schon wieder freigegeben? Aktuelle Infos zur Verkehrslage in Italien finden Sie hier (externer Link) – auf englisch oder italienisch.

Kombination aus Dürre und Unwettern

Die Unwetter im Mai folgten auf Monate der Trockenheit: Besonders in Norditalien war im Winter deutlich weniger Regen gefallen als üblich. Der italienische Zivilschutzminister verglich die Entwicklung mit den Tropen: Auf lange Trockenheits-Phasen folgten heftige Regenfälle. Die Folge: Die ausgetrockneten Böden können Wasser schlechter aufnehmen, es kommt schneller zu Überschwemmungen.

Auch Kulturgüter durch Wassermassen beschädigt

Bei der Flutkatastrophe in Italien sind auch zahlreiche Kulturgüter beschädigt worden. Betroffen sind unter anderem die Gärten der Villa Spada in Bologna und das Mittelaltermuseum in der Stadt, wie die Region Emilia-Romagna auf ihrer Internetseite mitteilte.

In Cesena bei Forli sei Wasser in eine mehr als 550 Jahre alte Bibliothek eingedrungen, während es im nahe gelegenen Benediktinerkloster Santa Maria nel Monte Einstürze gegeben habe. Im nördlicher gelegenen Bagnacavallo wurden sechs Fresken in einem Museum der Kapuzinerinnen beschädigt.

Vielerorts noch keine Entwarnung für die kommenden Tage

In vielen Orten in der Emilia-Romagna, besonders im Landesinneren, bleibt die Lage angespannt. Laut Behörden besteht nach den Niederschlägen immer noch die Gefahr von Hangrutschen.

Rund um Ravenna, Bologna und Forlì kann das Wasser, das auf Feldern und in Dörfern steht, nur schlecht ablaufen. Am Wochenende waren sowohl die Feuerwehr als auch freiwillige Helferinnen und Helfer mit Booten unterwegs, um einzelne Menschen aus ihren Häusern zu retten.

Altstadt von Ravenna nicht betroffen

In der Altstadt von Ravenna dagegen erinnert kaum etwas an das Unwetter. Hier gab es keine Überflutungen, das Wasser blieb in den Vororten. Nur an einer Bankfiliale in Ravenna hängt ein Zettel, der darüber informiert, dass die Filiale geschlossen hat, wegen der Überschwemmungen.

Paola betreibt einen Kiosk, direkt an der zentralen Piazza del Popolo. Sie sagt: "Wir hatten hier Glück. Mir tut es nur leid für diejenigen, die weniger Glück hatten."

Mit Informationen von KNA

Foto: Ein Strand, der Sand ist ordentlich glatt gerecht, in Reihen Stecken Schirmständen im Sand. Im Hintergrund Traktoren, Bagger und Äste, die weggebracht werden
Bildrechte: BR / Andreas Strobel
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Am Strand von Cesenatico haben die Aufräumarbeiten schon am Wochenende fast alle Spuren des Unwetters beseitigt.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!