Fachleute montieren das sogenannte "Klimarondell" im Ehrenhof des Würzburger Rathauses.
Bildrechte: Georg Wagenbrenner / Stadt Würzburg

Fachleute montieren das sogenannte "Klimarondell" im Ehrenhof des Würzburger Rathauses.

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Schattenspender: Stadt Würzburg testet "Klimarondell"

Die Stadt Würzburg testet gerade ein sogenanntes "Klimarondell": Es soll Schatten spenden, die Luft befeuchten, die Temperatur senken und Strom gewinnen. Das Pilotprojekt ist ein Vorhaben der Smarten Region Würzburg.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Tage mit extrem hohen Temperaturen zwischen 35 und 40 Grad Celsius gibt es in Würzburg immer häufiger. Besonders der Innenstadtbereich heizt sich auf. Abhilfe könnte ein sogenanntes "Klimarondell" bringen. Es steht seit Kurzem auf dem Platz hinter dem Rathaus. Bürgerinnen und Bürger haben nun mehrere Wochen Zeit, es zu begutachten und zu testen.

Das Gerät kann nach Angaben der Stadt gleichzeitig Schatten spenden, die Luft befeuchten, die Luft säubern, die Temperatur senken und Strom gewinnen. Sollte das "Klimarondell" Passanten und Fachleute überzeugen, könnte die Stadt mehrere Modelle davon anschaffen und an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet aufstellen.

Pilotprojekt in Würzburg

Das Rondell ist ein Pilotprojekt der Smarten Region Würzburg (SRW) und des baden-württembergischen Start-Ups "greenovacity". Die Anlage soll mit ihrem schattenspendenden Runddach, ihren pflanzenberankten Wänden, Bänken und der Kühltechnik als kühle Ruhezone für heiße Tage fungieren. Der Prototyp steht voraussichtlich bis Ende September im Ehrenhof des Rathauses, um die Kühlungswerte im Realbetrieb zu messen.

Angenehmeres Klima auf versiegelten Flächen

Das "Klimarondell" soll mithilfe von solarbetriebener Wasserkühlung für ein angenehmes Klima auf versiegelten Flächen sorgen. Laut Hersteller kann es aufgrund seiner Kühlwirkung durch Befeuchtung die Lufttemperatur um bis zu 14 Grad senken. Ausgelegt ist die Anlage im Betrieb auf eine Temperaturverringerung von zehn Grad.

"Kühle Oase an heißen Sommertagen"

"Nachdem die Stabsstelle Klima grünes Licht gegeben hat, freuen wir uns, dass wir das Klimarondell direkt in der Innenstadt testen können. Wir versprechen uns davon eine kleine, aber feine kühle Oase an heißen Sommertagen", erklärt Klaus Walther, Gesamtverantwortlicher für die SRW. Im Jahr 2021 hatten sich Stadt und Landkreis Würzburg im Rahmen der Modellprojekte Smart Cities erfolgreich um eine Förderung der Bundesregierung beworben. Ziel der daraufhin gegründeten SRW ist es, sich untereinander und mit den Bürgerinnen und Bürger besser zu vernetzen und die Lebensqualität in der Region Würzburg für alle zu steigern.

Hitze-Hotspot Würzburg

Würzburg zählt im Sommer zu den heißesten Städten in Deutschland. Mit der Kessellage und der Höhe von nur 166 Metern über dem Meeresspiegel kommt es in der Stadt am Main seit der Jahrtausendwende immer wieder zu Temperaturen von 35 bis 40 Grad im Schatten. In der Innenstadt gibt es wenig Bäume und viele Flächen sind versiegelt. Dadurch heizt sich die Stadt zusätzlich auf. Die Stadt hat im Mai einen Hitzeaktionsplan beschlossen. An besonders heißen Tagen soll es zum Beispiel Hitzewarnungen im öffentlichen Raum geben.

Trinkwasserbrunnen und Frischluft

Die Stadt arbeitet außerdem an der Frage, wie man das Stadtgebiet im Sommer kühlen kann. Dabei geht es zum Beispiel um Frischluft-Zufuhr, mehr Grünflächen und Isolation von Gebäuden. Ende Juli hat die Stadt Würzburg zudem den ersten Trinkwasser-Brunnen in der Innenstadt in Betrieb genommen. Am Marktbärbel-Brunnen am Unteren Markt können sich Menschen seitdem kostenlos Trinkwasser in Flaschen füllen.

Wieso ein Schattenspender und kein Baum?

💬 Mitdiskutieren lohnt sich: Die folgende Passage hat die Redaktion aufgrund von Kommentaren in den sozialen Netzwerken von "MaximilianWue", "Darnie" und "jagehtsno" im Rahmen des BR24 Projekts "Dein Argument" ergänzt.

Dieser Schattenspender soll im Gegensatz zu einem Baum den Vorteil bieten, die Luft unter sich um zwischen zehn bis 14 Grad zu senken. Zudem sei er Selbstversorger, indem er aufgefangenes Regenwasser etwa zur Kühlung verwendet. Laut Stadt Würzburg wird der Schattenspender an verschiedene Stellen in der Stadt aufgestellt, wo er durch Bürgerinnen und Bürger getestet werden soll. Auch im Spätsommer kann es noch warme Tage geben. Würzburg ist darüber hinaus eine der Städte in Deutschland, die sich am stärksten aufheizen. Sie eignet sich daher besonders gut für einen solchen Test.

Wenn sich das "Klimarondell" bewährt, will die Stadt Würzburg mehrere von ihnen aufstellen. Dabei kommen aber nur Stellen in Frage, an denen man keine großen Bäume pflanzen kann, etwa wegen Rohrleitungen und Tiefgaragen. Der Prototyp wurde nach Anforderungen der Stadt vom Start-Up entwickelt und ist derzeit nur geliehen. Einen genauen Preis konnte die Stadt auf Anfrage von BR24 nicht nennen. 💬

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Die Projektverantwortlichen für das "Klimarondell" in Würzburg.

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