Er ist der neue Ansprechpartner für queere Menschen im Bistum Augsburg: Pastoralreferent Andreas Ihm.
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Er ist der neue Ansprechpartner für queere Menschen im Bistum Augsburg: Pastoralreferent Andreas Ihm.

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Queer in der Kirche: Bistum Augsburg schafft Anlaufstelle

Im Erzbistum München und Freising gibt es schon länger eine "Regenbogenpastoral", jetzt zieht das Bistum Augsburg nach: Von nun an gibt es eine Anlaufstelle für queere Menschen. Ein überfälliger Schritt, sagen queere Gläubige.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Im Bistum Augsburg tut sich etwas: Vom heutigen 1. September an gibt es dort eine "queersensible Pastoral", also eine Seelsorge und Anlaufstelle für queere Menschen. Ansprechpartner ist der Pastoralreferent Andreas Ihm – er ist selbst katholisch und schwul. Ihm ist überzeugt: "Glaube und Queerness passen ganz gut zusammen."

Das Arbeiten in der katholischen Kirche habe er immer als positiv erlebt, erzählt Ihm. Er habe seinen Glauben und sein Leben leben können. Trotzdem habe er gewisse Dinge im beruflichen Kontext "ausgeblendet", von denen er wisse, dass sie Ärger verursachen könnten.

Bischof Meier: "Die Nähe zu allen Menschen suchen und finden"

Andreas Ihm war bisher Polizeiseelsorger und Social-Media-Manager im Bistum Augsburg. Er wird in der Hälfte seiner Arbeitszeit auch weiterhin Polizeiseelsorger bleiben und sich zusätzlich um die Anliegen queerer Menschen kümmern.

Mit dieser Stelle wolle man ein doppeltes Zeichen setzen, sagt Augsburgs Bischof Bertram Meier: "Nach dem Vorbild Jesus Christi soll auch die Kirche von Augsburg die Nähe zu allen Menschen suchen und finden. Zudem wollen wir eine Willkommenskultur entwickeln, auch für jene, die sich bisher ausgegrenzt fühlten."

Ihm: "In der Kirche bewegt sich was"

Im Rahmen seiner neuen Aufgaben soll Andreas Ihm queeren Menschen eine Anlaufstelle bieten, die Raum für existenzielle Fragen, seelsorgliche Begleitung und pastorale Angebote ermöglicht. Er ist für gläubige und nicht-gläubige queere Menschen da – und auch für deren Angehörige. Denn, sagt Ihm, auch Angehörige von queeren Menschen seien sich oft unsicher, hätten Fragen, Ängste und Sorgen. Insgesamt will er queere Menschen stärker in die Kirche einbeziehen und das Signal setzen: "In der Kirche bewegt sich was."

Die Pastoral für queere Menschen ist in den vergangenen Jahren in etlichen Bistümern in ganz Deutschland gestärkt worden. So haben etwa das Erzbistum München und Freising und das Bistum Passau 2022 entsprechende Stellen geschaffen, im Bistum Würzburg gibt es eine Arbeitsgruppe.

Queere Christin: Kirche hat ansprechende Dinge

Aber viele queere Menschen fühlen sich trotzdem "zwischen den Stühlen", sagt die queere Christin Teresa Glaab aus Augsburg. In der queeren Szene werden sie ihrer Aussage nach immer wieder dafür kritisiert, dass sie noch in der Kirche sind.

Viele queere Menschen haben in der katholischen Kirche Diskriminierung, Verletzungen und Demütigungen erlebt. Aber die Kirche habe auch immer noch ansprechende Dinge, findet Teresa Glaab. Sie sagt, der Glaube und die Spiritualität haben ihr in ihrem Leben schon viel gegeben. Im Bistum Augsburg vernetzt sie sich mit anderen queeren Gläubigen wie Matthias Möller.

Der Augsburger ist schwul, hat früher auch für die katholische Kirche gearbeitet. Er berichtet von Mobbing, was für ihn der Grund war, für einige Zeit aus der Kirche auszutreten. Inzwischen ist er wieder eingetreten. Es habe sich einiges getan, sagt Möller. Er blickt positiv in die Zukunft und hofft, dass die "queersensible Pastoral" gut angenommen wird: "Diese Stelle macht es den jungen Menschen leichter, aber auch deren Eltern, ihren Weg in dieser Kirche zu finden und dort wieder einen Platz zu haben."

Teresa Glaab und Matthias Möller sind queer und katholisch. Für sie ist die neue queersensible Pastoral ein Schritt in die richtige Richtung.
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Bistum Augsburg hat queersensible Pastoral

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