Teilnehmer der Synodalversammlung sitzen vor dem Schriftzug "Der Synodale Weg".
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Segnung für alle: Jetzt kommt es auf die Bischöfe an

Segensfeiern auch für wiederverheiratet geschiedene und gleichgeschlechtliche Paare – das ist ein Meilenstein für die katholische Kirche in Deutschland. Doch beim Beschluss des Synodalen Wegs bleibt ein fahler Beigeschmack. Eine Analyse.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Nachmittag am .

"Ich habe selbst ein lesbisches Paar gesegnet, in aller Heimlichkeit." Das sagt Schwester Katharina Ganz. Die promovierte Theologin ist Oberin der Oberzeller Franziskanerin. Ganz ist nicht die einzige, die in der nüchternen Atmosphäre eines Tagungszentrums der Frankfurter Messe eine teils sehr persönliche, anrührende Debatte über einen Text macht, der viele Menschen betrifft.

Und etwas aus einer Grauzone holt. Deshalb ist der Beschluss des Synodalen Wegs zu Segensfeiern für wiederverheiratet geschiedene und gleichgeschlechtliche Paare ist ein Meilenstein für die katholische Kirche in Deutschland.

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Um die Bedeutung des Beschlusses zu verstehen, lohnt ein Blick auf jene, die es betrifft: Menschen, die sich gegenseitig Treue versprechen, Verantwortung übernehmen, sich lieben. Und denen bisher die Kirche offiziell einen Segen verweigert hat. Einen Segen, den Kleintiere, Feuerwehrautos oder Banken bekommen. Wie sehr dies bisher Betroffene geschmerzt hat, das wird durch viele Redebeiträge in der durchaus von Respekt geprägten Debatte beim Synodalen Weg deutlich.

Weltkirche hat große Vorbehalte

Mit dem Beschluss setzen die Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien der Synodalversammlungen einen deutlichen Akzent, auch in der Weltkirche. Denn dort gibt es weiter große Vorbehalte, vor allem aber auch im Vatikan selbst. Und es sind auch diese Bedenken, die in Frankfurt zur Sprache kommen.

Und sie werden entkräftet, etwa durch den Essener Bischof Franz-Josef Overbeck. Er sagt, dass Deutschland andere Antworten finden müsse als Afrika. Und: "Ich achte sehr, was anderswo geschieht, aber erwarte die selbe Achtung auch uns gegenüber. Doch obwohl der Beschluss ein Kompromiss ist, eine Arbeitsgruppe aus Bischöfen und Laien erst eine entsprechende Handreichung erarbeiten soll, so kann doch eine Mehrheit der Bischöfe aus Bayern, etwa jene aus Augsburg, Eichstätt, Passau und Regensburg, diesem Kompromiss nicht zustimmen.

Manche Bischöfe wollen den Beschluss nicht umsetzen

Es bleibt in mehrfacher Hinsicht ein fahler Beigeschmack bei diesem Beschluss: Denn es werden die 27 Ortsbischöfe sein, von denen abhängen wird, ob es einen Segen für wiederverheiratete Geschiedene und gleichgeschlechtliche Paare gibt oder nicht. Manche haben schon angekündigt, den Beschluss nicht umsetzen zu wollen.

Und mehr als einmal wird in Redebeiträgen deutlich, dass die Mehrheit der Delegierten deutliche Kompromisse an den ursprünglichen Texten schlucken muss, um zu verhindern, dass die Bischöfe einen Text mit ihrer Sperrminorität durchfallen lassen – und zwar nicht nur bei den Segensfeiern. Synodale erleben dies als Machtmissbrauch.

Und das bei einem Prozess, der genau damit Schluss machen will: Denn der Synodale Weg ist ja als Reaktion auf die schlimmste Form von Machtmissbrauch entstanden: die sexualisierte Gewalt und deren Vertuschung. Dieser Machtmissbrauch auf dem Synodalen Weg wiegt schwer – bei aller Freude für wiederverheiratet geschiedene und gleichgeschlechtliche Paare.

Segensfeiern auch für wiederverheiratet geschiedene und gleichgeschlechtliche Paare – das ist ein Meilenstein für die katholische Kirche in Deutschland.
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Segensfeiern auch für wiederverheiratet geschiedene und gleichgeschlechtliche Paare.

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