Ein Mann hält ein Plakat der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA) (Archivbild).
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Ein Mann hält ein Plakat der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA) (Archivbild).

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Jugendorganisation der AfD: Keine Abgrenzung nach rechts

Die Junge Alternative ist die Jugendorganisation der AfD. Zwar darf sie vom Verfassungsschutz derzeit nicht mehr als "gesichert rechtsextrem" eingestuft werden. BR-Recherchen zeigen aber, wie nahe die JA auch in Bayern der rechtsextremen Szene steht.

Über dieses Thema berichtet: Der Funkstreifzug am .

Oktober 2022: Die Junge Alternative (JA) - die Jugendorganisation der AfD - trifft sich zu ihrem Bundeskongress. Zugegen ist auch ein YouTuber. "Info-DIREKT Magazin" nennt sich der Kanal. Der Mann trägt Lederhose, Weste und einen Seitenscheitel. Seine Zuschauer nimmt er mit zu einem Rundgang mit der Kamera. Hierbei trifft er auf den Fraktionschef der AfD im Thüringer Landtag Björn Höcke. Dieser sagt markante Sätze in die Kamera, trifft Aussagen wie diese:

"Geht vor allen Dingen raus, wir müssen draußen sein, wir müssen sichtbar sein: Das ist das Allerentscheidendste. Der Kampf, den wir hier kämpfen um die Existenz unserer Nation und Europas – der wird nicht in den Parlamenten entschieden, der wird auf der Straße entschieden."

JA eng mit rechtsextremistischem Milieu verknüpft

Björn Höcke vertritt öffentlich immer wieder rechtsextremistische Positionen. Sein Lager hat in den Augen von Beobachtern längst starken Einfluss auf die Politik der AfD im Bund, aber auch in Bayern. In der Frage der Radikalität passt die Personalie Höcke demnach zur Jugendorganisation der Partei.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat die JA im April als "gesichert rechtsextremistisch" eingestuft, diese Einstufung aber wieder vorläufig ausgesetzt. Grund sind Beschwerden der JA und der AfD beim Verwaltungsgericht Köln. Wie das Verfahren am Ende ausgeht, ist ungewiss.

Recherchen des Bayerischen Rundfunks zeigen allerdings, wie eng die JA mit dem rechtsextremistischen Milieu verknüpft ist.

Enge Kontakte zur Identitären Bewegung

Etwa mehren sich Anzeichen, dass zwischen der JA Bayern und der Identitären Bewegung (IB) enge Kontakte bestehen – bis in den Landesvorstand hinein.

Die IB versucht, die Gedanken der Neuen Rechten mit hipper Ästhetik und zeitgemäßen Protestformen zu verbinden. Sie ist im Visier des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Anzeichen für eine solche inhaltliche Nähe zeigten sich etwa auf dem AfD-Landesparteitag vergangenen Oktober in Greding. Dort war auch die bayerische JA zugegen. Wie ihr Telegram-Kanal belegt, hatten Mitglieder ein Banner mit der Aufschrift: "Autarkie – Souveränität – Remigration" mitgebracht. Dieser Slogan wird von der Identitären Bewegung verwendet.

AfD: "JA eine eigene Organisation"

Die AfD selbst verweist offiziell auf die Eigenständigkeit ihrer Jugendorganisation. Der AfD-Landesvorsitzende Stephan Protschka sagte im BR-Interview, die AfD sei demokratisch und rede mit allen, er sei nur Vorsitzender der AfD Bayern, nicht aber der JA: "Die JA ist eine eigene Organisation. Die hat insofern nichts von der Organisationsweise her mit der Mutterpartei zu tun."

Der bayerische Verfassungsschutz schreibt auf BR-Anfrage, dass es seit den Vorstandswahlen im Januar enge Verbindungen zwischen mehreren JA-Vorstandsmitgliedern und rechtsextremistischen Gruppierungen im Freistaat gebe, insbesondere zur IB.

Dies wäre eigentlich ein No-Go im Sinne der Satzung der AfD-Jugendorganisation, nach der sich alle Mitglieder zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung bekennen müssen. Es ist allerdings schwer, etwas zu IB-Zugehörigkeiten herauszufinden. Öffentlich einsehbare Mitgliederlisten finden sich nicht – und zudem hält man sich gegenüber der Presse sehr bedeckt. Sowohl die JA als auch die IB ließen Anfragen unbeantwortet.

Personelle Überschneidungen

Hinweise auf die personellen Überschneidungen zwischen IB und JA gibt es unter anderem in Form zahlreicher Fotos. Etwa wurde der Schatzmeister der JA Bayern, Nicolas Brickenstein, auf Demonstrationen vor Transparenten der IB abgelichtet. Eingekleidet mit IB-Schals.

Und auch im Bayerischen Landtag war schon eine bekannte IB-Unterstützerin zu Besuch – auf einer AfD-Veranstaltung: Annie Hunecke, die mit Modelaufnahmen in völkischem Stil auf sich aufmerksam macht. Mit Fotos, in denen sie melancholisch in die Landschaft schaut oder im Kleid und mit geflochtenen Haaren Kartoffelsalat anrührt, erreicht sie fast 3.000 Followerinnen und Follower. Eine Anfrage ließ sie unbeantwortet. Eine Instagram-Story zeigte Hunecke mit dem JA-Bundesschatzmeister und AfD-Kreisvorsitzenden Neu-Ulm Franz Schmid.

Schmid war auch zugegen, als aktive Burschenschaftler der rechtsextremen Verbindung Danubia im Bayerischen Landtag zu Besuch waren. Eingeladen hatten die AfD-Landtagsabgeordneten Christoph Maier und Ferdinand Mang. Maier bezeichnete diese Einstufung der Danubia durch den Verfassungsschutz auf Anfrage als "willkürlich".

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie heute im BR24 Funkstreifzug. Die Sendung ist um 12:17 Uhr im Radioprogramm von BR24 zu hören. Sie finden sie auch als Podcast, etwa in der ARD-Audiothek.

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