Meteoroid über Bayern am 26. Juni 2023
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Meteoroid über Bayern

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Meteor über Bayern – Was wir bisher wissen

Helles Leuchten am Nachthimmel, ein lauter Knall: Mindestens ein Meteoroid ist über Bayern verglüht. Das sorgt für Aufregung, viele Menschen tauschen sich aus. Was User und Fachleute zum Phänomen sagen – ein Überblick.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Am Montagabend um kurz vor 23 Uhr häuften sich plötzlich Posts aus Bayern in den sozialen Netzwerken wie dieser: "Gerade war der Himmel taghell, grünlich über Nürnberg", schrieb ein User. "Ich habe es auch gesehen", antwortet eine Oberfränkin, und sie habe "definitiv einen lauten Schlag kurz später" gehört.

"Sah echt krass aus"

Eine andere beschreibt, sie habe gerade draußen vor dem Camper gesessen und auf den See geschaut, plötzlich habe sie einen "riesigen leuchtenden grünen Ball mit Schweif" gesehen, der über den Himmel flog und hinter den Bergen verschwand. "Sah echt krass aus", schreibt sie. Augenzeugen beschreiben auch, dass eindeutig eine Druckwelle zu spüren gewesen sei.

Keine Frage: Das außergewöhnliche Himmelsspektakel über Bayern sorgte und sorgt weiterhin für Aufregung. Viele Menschen schreiben und sprechen darüber, unter anderem in den Sozialen Medien. Von einem "tollen Erlebnis" sprach Bernhard Buchner, Leiter der Bayerischen Volkssternwarnte München, im BR24live.

Fest steht schon jetzt: Die Ursache war mindestens ein Meteoroit, der am Nachthimmel über Bayern und Tschechien hell leuchtend verglühte. Das bestätigte das Tschechische Hydrometeorologische Institut CHMU.

Video aus Pilsen zeigt den Meteor

Es habe gegen 22.45 Uhr am Montagabend einen extrem klar zu sehenden Meteoroiden am westlichen Horizont gegeben, so das tschechische Institut. Er sei heller als der Vollmond gewesen und es bestehe die reale Möglichkeit, dass kleinere Bruchstücke auf die Erde gefallen seien. Das Institut veröffentlichte auch ein Video des Meteors, wie er über der tschechischen Stadt Pilsen zu sehen war. Als Meteor wird die Lichterscheinung bezeichnet, die beim Verglühen des Meteoroiden entsteht. Bruchteile, die nach der Explosion den Erdboden erreichen, heißen Meteorite.

"Das war ein ziemlich großer Meteor, eine Sternschnuppe im Prinzip", sagte der Geschäftsführer der Nürnberger Astronomischen Arbeitsgemeinschaft, Matthias Gräter. Der Verein betreibt ehrenamtlich die Sternwarte in Nürnberg und habe das Verglühen aufgezeichnet. Die grüne Farbe während des Ereignisses komme wahrscheinlich von dem Eisen in dem Gestein, das beim Verglühen grün leuchte.

Bernhard Buchner von der Bayerischen Volkssternwarnte München erklärte im BR24live, dass der Himmelskörper beim Eindringen in die Atmosphäre zum Leuchten angeregt werde. Die Geschwindigkeit sei sehr hoch.

Auch Astrophysikerin Katharina Leiter vom Nürnberger Planetarium stuft die Ereignisse als "spektakulär" ein. Ein derart großer Meteor würde nur etwa ein halbes dutzendmal pro Jahr in die Erdatmosphäre eintreten, sagte Leiter im Interview mit dem BR-Studio Nürnberg. Nach ersten Einschätzungen des European Space Research Institute war das Objekt wahrscheinlich etwa einen Meter im Durchmesser.

BR24live zum Meteor über Bayern

Ein Meteorit leuchtet am Nachthimmel über Pilsen
Bildrechte: News5/ Daniel Neumann
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Die Webcam von Daniel Neumann aus Pilsen hat dieses Bild des verglühenden Meteoriden in der Nacht von Montag auf Dienstag aufgenommen.

Noch keine genauen Daten

Inzwischen wurde bekannt, dass es mehr als 400 Sichtungen gab - und zwar in fast allen mitteleuropäischen Ländern. Das teilte ein Sprecher des European Space Research Institute im italienischen Fascati mit: "Der Bolide wurde auf zahlreichen Bildern und Videos festgehalten, auf denen klar eine Fragmentierung des Objekts zu erkennen ist."

Zudem hätten Beobachter am späten Montagabend in einigen Kilometern Entfernung noch Geräusche gemeldet, so der Sprecher. Der Meteoroid sei wohl in einem sogenannten Airburst explodiert.

Daten zur genauen Bahn des Himmelskörpers, seiner Größe und dem Material gebe es noch nicht. Die Spur am Himmel verlief Beobachtern zufolge in etwa von Südosten nach Nordwesten, so der Sprecher.

Ob er dabei vollständig verglüht ist oder ob man noch Meteoriten am Boden finden könne, sei bislang noch unklar, sagte die Astrophysikerin Leiter vom Nürnberger Planetarium. Es sei außerordentlich schwierig, nicht-verglühte Teile zu finden. Das European Space Research Institute vermutet, dass kleine Bruchstücke als sogenannte Meteorite am Boden angekommen sind. Meteoritensucher seien schon auf der Suche nach ihnen. Bernhard Buchner von der Bayerischen Volkssternwarte geht davon aus, dass "etliche Zeit" vergehen werde, um die Bruchstücke zu finden. Die Flugbahn müsse erstmal ermittelt werden.

Astrophysikerin: Meteor nicht gefährlich

Teils sorgte der Meteor wegen des Knalls und aufgrund der Druckwelle auch für Verunsicherung. Eine Userin aus Gräfenberg in Oberfranken schreibt auf Twitter: "Für einen Moment hab ich echt Filme geschoben, da Grafenwöhr um die Ecke liegt." Da kann die Astrophysikerin Leiter aber beruhigen: Für globale Schäden müsste schon ein Himmelskörper mit mindestens 500 Metern Durchmesser auf die Erde fliegen. Zudem gebe es ein weltweites Überwachungssystem und die Gefahren durch Meteoriten seien im Vergleich zu Kriegen oder dem Klimawandel sehr klein.

Als dann die Bestätigung der tschechischen Behörde kam, dass es sich – wie die meisten schon vermutet hatten – um einen Meteor gehandelt habe, wurde immer noch weiter diskutiert, zur Freude von allen Astronomie-Fans. Einer schrieb, er freue sich fast am meisten darüber, wie der Meteor am Abend ganz unterschiedliche Menschen zusammengebracht habe, um gemeinsam Wissen zu vermehren, "mit einer Prise kindlicher Neugier". Und es war vorerst wohl ein einmaliges Ereignis. Bernhard Buchner glaubt, dass sich das nicht so schnell wiederholen werde.

Mit Informationen von dpa

Hinweise: In einer früheren Fassung war von Meteoriten die Rede. Korrekt ist aber, dass es sich um mindestens einen Meteoroiden handelt.

Ein Meteor ist der Lichtstrahl, der entsteht, wenn ein Himmelskörper in die Erdatmosphäre eintritt und mit seiner kinetischen Energie deren Atome zum Leuchten anregt. Das Wort stammt vom griechischen metéōron ab, der "Himmelserscheinung". Den eintretenden Körper, der diese Leuchterscheinung verursacht, nennt man Meteoroid (gelegentlich auch Meteorid). Als Meteoriten werden die Bruchstücke bezeichnet, die tatsächlich am Erdboden anlangen.

Sternschnuppen werden von Körpern verursacht, die so klein sind (zwischen einem Millimeter und einem Zentimeter), dass sie vollständig in der Erdatmosphäre verglühen. Wir nehmen nur deren Lichtstrahl wahr: Meteore.

Besonders hell soll es an der deutsch-tschechischen Grenze geleuchtet haben. Aber auch beispielsweise in Mittelfranken war der Meteor deutlich zu beobachten – auch von der Sternwarte in Nürnberg, wie hier im Video zu sehen:

Video: Der Meteor über Nürnberg

Bild von der Sternwarte Nürnberg
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Video der Sternwarte Nürnberg

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