Protestierende stehen mit Schildern auf dem Münchner Königsplatz. Auf einem Schild ist "Bildungswende jetzt!" zu lesen.
Bildrechte: Manuel Rauch / BR

In München haben nach Polizeiangaben rund 1.000 Menschen für eine Bildungsreform protestiert

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"Es geht um meine Zukunft": Demos für bessere Bildung

Fehlende Lehrerinnen und Lehrer, Unterrichtsausfälle, zu wenig Personal in Kitas: Das Bildungssystem in Deutschland steht vor großen Herausforderungen. Mehr als 180 Organisationen haben zum bundesweiten Bildungsprotest aufgerufen - auch in Bayern.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

In Kitas und Schulen fehlt es an Personal, Unterricht fällt aus und jedes Jahr verlassen Tausende junge Menschen die Schule ohne Abschluss. Damit sich etwas ändert, hat ein Bündnis aus mehr als 180 Organisationen zum deutschlandweiten Protesttag aufgerufen. Auch in Bayern beteiligten sich Elternverbände, Gewerkschaften und Umweltverbände.

Demos in München, Erlangen und Würzburg

"Hoch die Hände, Bildungswende" oder "Kohle in die Bildung, nicht in die Öfen", stand auf ihren Plakaten: Rund 1.000 Menschen sind nach Polizeiangaben auf den Münchner Königsplatz gekommen; in Erlangen auf dem Schlossplatz protestierten zur gleichen Zeit etwa 500, in der Würzburger Innenstadt 400 Menschen: frustrierte Väter und Mütter, Erzieher, Lehrerinnen und Schüler.

Fachkräftemangel, Unterrichtsausfälle, volle Lehrpläne

"Es geht um meine Zukunft – und ich finde, die Zukunft sollte gerecht werden", sagt ein Bub, der mit seinen Eltern zur Münchner Demo gekommen ist. "Mich stört, dass wir im Vergleich mit anderen Ländern Europas hinterherhinken", ergänzt seine Mutter. In Erlangen erklärt eine Realschullehrerin, die Lehrpläne seien einfach zu voll. "Wir haben zu wenig Zeit, um die Kinder auf das vorzubereiten, was sie später erwartet." Ein junger Vater beklagt den Fachkräftemangel in den Kitas. Die Liste mit den Punkten, die die Protestierenden am Bildungssystem stören, ist also lang.

Eltern haben genug: "Wir sind ausgebrannt"

Die Unterrichtsausfälle machten vor allem den Eltern zu schaffen, sagt Elisabeth Hacker-Kirschner, eine der Organisatorinnen des Protests in Erlangen. "Wir sind ausgebrannt, wir sind coronamüde", sagt sie und meint damit die anwesenden Väter und Mütter. "Wir wuppen das noch irgendwie, aber ich weiß nicht, wie lange noch." Der Mangel an Kitaplätzen sei ein gesamtgesellschaftliches Problem. Wenn etwa eine Krankenschwester keinen Kitaplatz bekomme, habe das auch unmittelbare Folgen für die Patienten im Krankenhaus.

Sondervermögen und bessere Ausbildung gefordert

Konkret fordern die Initiatorinnen und Initiatoren von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ein Sondervermögen für Bildung in Höhe von mindestens 100 Milliarden Euro auf Bundesebene. Außerdem einen nationalen Bildungsgipfel "auf Augenhöhe", mehr Inklusion in Schulen und Kitas sowie eine bessere Ausbildung für Pädagoginnen und Pädagogen. Diese müsse sich mehr an der Praxis orientieren, erklärt Christine Lindner vom Verein "Eine Schule für alle in Bayern", die die Münchner Demo mitorganisiert hat. "Es kann nicht nur darum gehen, Wissen einzutrichtern", sagt Lindner. Dies müsse bereits in der Ausbildung praktiziert und gelehrt werden.

Kultusminister Piazolo: "Vieles in Bayern längst umgesetzt"

Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sei auf Länderebene für einen Dialog bereit, teilt er schriftlich auf BR-Anfrage mit. Allerdings sei vieles von dem, was gefordert werde, "in Bayern längst umgesetzt". Das sehen die Protestierenden freilich anders. Schon jetzt zeigt sich: Dass für eine große Bildungsreform Bund und Länder sowie alle Beteiligten gemeinsam an einem Strang ziehen, dürfte die größte Herausforderung werden.

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