Transportkapsel für infizierte Patienten
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Was ist eine Pandemie und wann wird sie gefährlich?

Die Weltgesundheitsorganisation hat den Ausbruch des neuen Coronavirus nun als Pandemie eingestuft. Das Ausmaß der Erkrankungen und der Todesfälle weltweit habe zu dieser Entscheidung geführt. Was bedeutet das jetzt?

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Täglich steigen die Zahlen von Patienten, die sich am Coronavirus infiziert haben. Jetzt ist die ansteckende Lungenkrankheit offiziell eine Pandemie. Dazu erklärte sie die Weltgesundheitsorganisation WHO. Das Ausmaß der Erkrankungen und der Todesfälle weltweit habe zu dieser Entscheidung geführt, erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf.

Die Zahl der Fälle außerhalb Chinas sei in den vergangenen beiden Wochen um das 13-fache angestiegen, so der Generaldirektor. Inzwischen seien in 114 Ländern weltweit Covid-19-Erkrankungen erfasst, knapp 118.000 Menschen seien infiziert und mehr als 4.000 Menschen gestorben. Ghebreyesus betonte, dass die Einstufung der Lage als Pandemie nicht die Politik der WHO ändern werde. Er sei aber "tief besorgt" über das "alarmierende Niveau der Untätigkeit" im Kampf gegen das Virus.

Was unterscheidet eine Pandemie von einer Epidemie?

Beide benennen großflächige Ausbrüche von Infektionskrankheiten, also Krankheiten, die durch Viren oder Bakterien hervorgerufen werden. Während eine Epidemie räumlich begrenzt ist, tritt die Krankheit bei einer Pandemie in mehreren Ländern oder sogar weltweit auf.

Was unterscheidet eine Pandemie von "normalen" Infektionskrankheiten?

Jedes Jahr tritt auf der Nordhalbkugel im Herbst und Winter die saisonale Grippe oder Influenza auf. Auch sie führt jährlich zu tausenden Toten: Bis zu 15.000 Menschen sterben allein in Deutschland im Durchschnitt an der saisonalen Grippe. Betroffen sind vor allem Senioren.

Das saisonale Grippevirus wandert im Laufe eines Jahres einmal rund um den Globus, es ist seinem Vorgänger in der Regel ähnlich. So können auch rechtzeitig Impfstoffe entwickelt werden, weil die Pharmaindustrie gut abschätzen kann, wie das neue Grippevirus wohl aussehen wird.

Bei einer Pandemie verändert sich so ein Virus aber durch Mutationen sehr drastisch. Das Immunsystem von Patienten kann sich in den Jahren vorher also nicht auf diesen veränderten Stamm einstellen. So infizieren sich mehr Menschen und das Virus kann unter Umständen auch gefährlicher sein. Ein solcher Ausbruch trifft auch eher jüngere Menschen bis 50 Jahre.

Beim Grippevirus passiert so etwas alle dreißig oder vierzig Jahre - in den letzten hundert Jahren kam es so zu vier tödlichen Grippepandemien. Auch die sogenannte "Spanische Grippe" gehört dazu, mit 50 Millionen Toten weltweit. Die letzte globale Grippepandemie war die sogenannte "Schweinegrippe", die sehr ansteckend, aber glücklicherweise nicht sehr gefährlich war.

Wie entstehen solche gefährlichen Mutationen?

Infektionskrankheiten, die zu Pandemien führen, werden oft zu Beginn von Viren oder Bakterien verursacht, die nur Tiere betreffen, zum Beispiel Haustiere. So auch bei der "Schweinegrippe" aus dem Jahr 2009/10. Ausgangspunkt war dabei ein schon bekanntes Schweine-Vogel-Menschenvirus, das nur schlecht von Mensch zu Mensch übertragbar gewesen ist. Als dann ein weiteres Schweinegrippevirus dazu kam, entstand das "Supervirus" H1N1, das sehr leicht von Mensch zu Mensch übertragbar war.

Viele Infektionskrankheiten werden auch von Wildtieren wie Fledermäusen übertragen, zum Beispiel das Ebola-Virus, das im Jahr 2014/15 zu einer Epidemie in Westafrika geführt hat.

Wie reagiert die WHO auf solche Ausbrüche?

Die Weltgesundheitsorganisation beobachtet ein derartiges Geschehen sehr genau. Denn bis die ersten ernsthaft erkrankten Menschen in Krankenhäuser gebracht werden, können unter Umständen Monate vergehen, in denen das Virus schon weitergegeben wird. Je schneller die Behörden reagieren können, desto besser.

Die WHO hat für eine nächste Influenza-Pandemie sechs Phasen definiert, die das Risiko, dass ein neuer Influenza-Stamm sich global verbreitet, beschreiben.

In Phase eins ist noch kein neuer Virustyp bekannt, in Phase drei kommt es zu ersten Übertragungen von Mensch zu Mensch. Wenn der Krankheitsausbruch größer, aber immer noch örtlich begrenzt ist, spricht die WHO in Phase fünf von einem "erheblichen Pandemierisiko", mit der letzten Chance, eine Pandemie noch zu verhindern. In Phase sechs ist die Pandemie erreicht.

Phase sechs wurde auch bei der "Schweinegrippe" erreicht, das erste Mal seit 41 Jahren, in 70 Staaten gab es Fälle. Experten gehen davon aus, dass innerhalb des ersten Jahres der Krankheit ein Drittel der Weltbevölkerung infiziert gewesen ist, doch nur wenige zeigten Symptome. Bis heute sind rund 90 Prozent aller Menschen mit dem Schweinegrippevirus oder seinen Abkömmlingen in Kontakt gekommen.

Was kann man tun gegen eine Pandemie?

Um eine Pandemie eindämmen zu können, müssen vor allem Hygieneregeln beachtet werden und Betroffene isoliert werden. Je schneller ein Impfstoff gegen das Virus entwickelt werden kann, desto besser. So können auch Menschen geschützt werden, die noch gesund sind. Bei der Schweinegrippe hat es über fünf Monate gedauert, bis ein Impfstoff zur Verfügung stand. Wäre H1N1 tödlicher gewesen, hätten Millionen Menschen sterben können.

Wie gefährlich Pandemien sind, hängt auch mit dem örtlichen Gesundheitssystem zusammen. Wenn es nicht genügend Krankenhäuser und medizinisches Personal gibt, können selbst milde Pandemien tödlich werden. Bei sehr gefährlichen und ansteckenden Krankheiten wie Ebola würde sich dieses Problem verstärken. Nicht überall können schnell funktionierende Isolierstationen aufgebaut werden.

Ärztinnen und Ärzte, aber auch Pflegepersonal sind bei Pandemien besonders gefährdet. Sie werden häufig vor allen anderen geimpft, wenn das möglich ist.

Was waren bekannte Pandemien?

  • Pest: Ein Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung stirbt zwischen 1346 und 1353, rund 25 Millionen Menschen. Heute lässt sich die Pest mit Antibiotika behandeln.
  • Spanische Grippe: Zwischen 1918 und 1920 sterben rund 50 Millionen Menschen weltweit.
  • Cholera: Weltweit sterben mehrere Millionen Menschen an der bislang letzten Cholera-Pandemie, sie begann 1961.
  • HIV: Seit 1980 infizieren sich Menschen mit HIV, bislang sind 36 Millionen Menschen an dem Virus gestorben. Mittlerweile kann man AIDS mit antiviralen Medikamenten behandeln, aber es gibt immer noch keinen Impfstoff, der vollständig schützt.
  • SARS: Die Atemwegserkrankung, die durch einen Coronavirus hervorgerufen wird, ist die erste Pandemie, die im 21. Jahrhundert auftritt. Zwischen 2002 und 2003 sterben weltweit rund 1.000 Menschen.
  • Schweinegrippe: Das Virus verbreitet sich 2009 und 2010 rasend schnell über den Globus. Weltweit sterben über 18.000 Menschen, die meisten Betroffenen bleiben aber ohne Symptome.
  • SARS-CoV-2: Das neuartige Coronavirus verbreitet sich ausgehend von der chinesischen Stadt Wuhan seit Januar 2020 weltweit. Es verursacht die Lungenkrankheit Covid-19, die tödlich enden kann.

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