Patienten der Spanischen Grippe
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Patienten der Spanischen Grippe

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Pandemie-Forschung: Die Lehren aus der Spanische Grippe

Vor 100 Jahren, 1918, brach die Spanische Grippe aus. Eine der folgenreichsten Pandemien, die die Menschheit bis heute erlebt hat. Die Forschung konnte aus dem Erreger lernen, wie Pandemien funktionieren. Von Daniela Remus

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Die spanische Grippe hat ihren Ursprung nicht in Spanien. Allerdings stammen die ersten Berichte über die Krankheit von dort. Denn Spaniens Presse wurde während des Ersten Weltkrieges kaum zensiert.

Die Körper der Infizierten verfärbten sich blau und schwarz und bald darauf starben sie.

Das machte große Angst, die Leute starben durch Lungenödeme die blutig wurden, bekamen keine Luft mehr und es ging alles ganz schnell und die Schwarzfärbung der Haut gemahnte auch an etwas, was von alters her mit Angst und Schrecken besetzt war, an die Pest. Wilfried Witte, Charité Berlin

Die Menschen fürchteten sich, denn Erinnerungen an die Pest, den schwarzen Tod, wurden wach. Zwischen 1918 und 1920 forderte das Grippevirus zwischen 50 und 100 Millionen Opfer weltweit.

Überreaktionen des Immunsystems

Die Betroffenen starben an einer Überreaktion des Immunsystems, dem sogenannten Zytokin-Sturm. Dabei wird eine extrem große Menge an Antikörper ausgeschüttet. Diese richten sich dann gegen das Lungengewebe der Erkrankten. Auffällig an der Spanischen Grippe war, dass viele Menschen zwischen 20 und 40 Jahren infiziert wurden und starben.

"Normalerweise erwartet man eine U-Kurve, das heißt ganz besonders viele junge und ganz besonders viele alte Menschen sterben an der Grippe, bei der Spanischen Grippe war das anders, da gab es eine W-Kurve, es starben auch ganz besonders viele ungefähr 20-40 jährige, was man sich erst recht nicht erklären konnte, weil man davon ausging die müssen ja besonders, heutzutage würde man sagen, immunkompetent sein." Wilfried Witte, Charité Berlin

Virus im Reagenzglas

2005 haben Forscher das Grippevirus im Labor rekonstruiert. Sie vermuten, dass es von einem Vogelgrippevirus abstammt, das sich unmittelbar auf den Menschen übertragen hat. Wieso das Virus so verheerend wirkte, ist aber noch nicht vollständig geklärt. Auch heute könnte eine vergleichbare Grippewelle um sich greifen, meint die Weltgesundheitsorganisation WHO. Eine verbesserte gesundheitliche Versorgungslage, Meldesysteme und internationale Pandemiepläne dämmen dieses Risiko allerdings ein.