Im Bild die zerstörte Bahnstrecke und Straße bei der Ortschaft Rech, in der die Flut viele Häuser zerstörte, aufgenommen am 22.07.2021
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Extremwetterereignisse sind eine Gefahr für Gesellschaft und Infrastruktur.

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Klimawandel macht Extremwetter extremer

Zwei Drittel des weltweiten Festlandes drohen aufgrund des Klimawandels nasseres und wechselhafteres Wetter. Einige Regionen dagegen müssen mit länger anhaltenden Dürren rechnen. Das Klima wird wechselhafter und unberechenbarer werden.

Extremwetter hat es schon immer gegeben: Starkregen, Hitzewellen, Überflutungen, Dürre. Heutzutage stellt sich bei derartigen Extremwetterereignissen oft nicht mehr die Frage, ob der Klimawandel dazu beigetragen hat, sondern inwiefern. Und: Wie soll das alles weitergehen mit der fortschreitenden Erderwärmung und dem Extremwetter? Dazu hat ein internationales Forscherteam eine Studie im Fachmagazin „Science Advances“ veröffentlicht. Demnach muss sich die Welt wohl auf insgesamt unausgeglichenere klimatische Bedingungen einstellen, sprich: auf noch mehr Extremwetter. Ungefähr zwei Dritteln des weltweiten Festlandes stünden ein nasseres und zugleich wechselhafteres Klima bevor.

Die Erderwärmung beeinflusst den Wasserkreislauf der Erde

Dass Wetterextreme durch den Klimawandel noch verstärkt werden, ist prinzipiell keine Überraschung. „Der Wasserkreislauf intensiviert sich mit der Klimaerwärmung, wobei der Niederschlag im globalen Mittel pro Grad Temperaturerhöhung um ein bis drei Prozent steigt“, halten die Autorinnen und Autoren um Wenxia Zhang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking gleich zu Anfang des Artikels fest. Außerdem ist der Zusammenhang, dass wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann, auch gut verstanden: Erwärmt sich die Luft um ein Grad Celsius, kann sie durchschnittlich sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen. Mehr Wasserdampf heißt aber auch: Es gibt mehr Wasser in der Luft, das als Regen wieder zur Erde fallen kann.

Ein unerfreuliches, aber leider nicht unrealistisches Klimaszenario der Zukunft

Für ihre Studie verwendeten die Forscher verschiedene Klimasimulationen und nahmen dafür ein Zukunftsszenario der Jahre 2040 bis 2099 an, laut dem der Klimawandel ungebremst fortschreitet, da immer mehr Treibhausgase in die Atmosphäre eingebracht werden – dem sogenannten RCP 8.5 Szenario des fünften Weltklimaberichts. Der erste Teil des sechsten Weltklimaberichts soll am 9. August 2021 erscheinen. Zwar ist dies unter allen möglichen Klimaprojektionen sozusagen das Horrorszenario, wird aber leider derzeit von einigen Expertinnen und Experten als gar nicht mal so unwahrscheinlich eingestuft. Es hieße nämlich einfach, die Welt würde weitermachen so wie bisher.

Was die Welt beim Extremwetter erwartet

Laut den Ergebnissen des Teams um Wenxia Zhang stünden zwei Dritteln des weltweiten Festlandes in diesem Fall stünden nassere und zugleich wechselhaftere klimatische Bedingungen bevor. Denn es ist eben nicht so, dass diese ein bis drei Prozent mehr Niederschlag sich schön gleichmäßig verteilen. Während die durchschnittliche Regenmenge pro Grad Celsius Erwärmung um rund 2,32 Prozent zunehmen sollte, steigt die Niederschlagsvariabilität pro Grad Celsius Erwärmung zwischen 4,85 und 5,70 Prozent.

Deshalb würden extreme Niederschläge und Starkregen in den betroffenen Regionen noch stärker zunehmen, wenn es genügend Wasser in der Atmosphäre gäbe. Demnach müssen Nordeuropa, China, Zentralafrika und Nordamerika künftig mit mehr Starkniederschlägen rechnen. Unterm Strich fällt gar nicht mal so viel mehr Regen – nur wenn er kommt, wird er stärker und weniger gut vorhersagbar sein. Während die nasser werdenden Regionen laut der Studie mehr Niederschlagsvariabilität erfahren, könnten auch trockener werdende Gebiete wie Südeuropa und das südliche Afrika mehr Wetterextreme erfahren - allerdings in der Form von länger andauernden Dürren.

Extremwetter als Herausforderung für Gesellschaft und Infrastruktur

Derartige Bedingungen stellen weltweit eine große Herausforderung für Gesellschaften und ihre Infrastruktur dar. Knappe Wasserressourcen in Teilen der Welt, stärkere Niederschläge in anderen Teilen der Welt: Der menschengemachte Klimawandel macht aufgrund der Erderwärmung das Klima unausgeglichener und „extremer sowohl in den nassen als auch in den trockenen Zuständen“, wie die Forschenden schreiben. So bleibt: Ja, Extremwetter hat es schon immer gegeben – und wenn es so weiterläuft wie bislang, wird es künftig eher mehr davon geben als weniger.

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