Lila Krokus (Frühblüher) auf verschwommenem Grashintergrund, die im frühen Frühling blühen.
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Die Erwärmung der Erde auf unter 1,5 Grad zu drücken, war eigentlich das Ziel. Es scheint unerreichbar und selbst die 2-Grad-Marke wird knapp.

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Erderwärmung: 1,5-Grad-Ziel laut Forschergruppe kaum erreichbar

Selbst wenn alle Staaten ihre angekündigten Zusagen und Maßnahmen zur Eindämmung der Treibhausgas-Emissionen im Kampf gegen den Klimawandel erfüllen, könnte die Erderwärmung, laut einer aktuellen Studie, gerade mal unter der 2-Grad-Marke landen.

Die Ergebnisse einer internationalen Forschergruppe hören sich ernüchternd an: Das 1,5-Grad-Ziel rutscht in immer weitere Ferne. Selbst die zwei Grad können wohl nur ganz knapp gehalten werden. Und auch nur, wenn jetzt wirklich alle anpacken.

Erst vor wenigen Tagen wurde der dritte Teil des sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarates IPCC ("Intergovernmental Panel on Climate Change") veröffentlicht. Der Bericht gilt als Leitfaden für die Maßnahmen, die die Weltgemeinschaft nun ergreifen kann, um der Erderwärmung Einhalt zu gebieten.

Bisherige Maßnahmen reichen für Paris nicht aus

Im Pariser Klimaabkommen von 2015 wurde vereinbart, die globale Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter deutlich unter zwei Grad Celsius zu halten. Damals hieß es noch, die Bemühungen sollten es sogar möglich machen, die Erwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius zu drücken. Dass das mit den bisherigen Maßnahmen zur Eindämmung von Treibhausgasemissionen nicht möglich ist, wurde in den folgenden Jahren, spätestens aber bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow im November 2021 deutlich. Viele Staaten haben daraufhin ihre Einsparziele angepasst und erhöht. Aber reichen die?

Klima-Berechnungen auf Grund bisheriger Zusagen

Dieser Frage ist nun eine internationale Forschergruppe nachgegangen, die Ergebnisse wurden im Fachblatt "Nature" veröffentlicht. Die Annahme: Alle zugesagten Einsparungen der Staatengemeinschaft müssten nicht nur im wirklich zugesagten Umfang, sondern auch zeitlich so erfolgen wie versprochen. Das Ergebnis: Es könnte knapp passen - bezogen auf das 2-Grad-Ziel. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 48 bis 58 Prozent könnten die vorliegenden Reduzierungszusagen ausreichen, um eine Erwärmung von mehr als zwei Grad zu vermeiden.

Unvorhersehbare Faktoren bei Treibhausgasemissionen

Aber auch das klappt nur, wenn sich jeder an die Vorgaben hält - und daran zweifeln Experten. In die Berechnung flossen alle Ziele und Zusagen der Staaten bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow ein, dennoch gibt es viele Unsicherheiten. Daher auch die Prozentspanne bei der Berechnung. Das liegt daran, dass manche Ziele eher vage formuliert sind, andere keine konkrete Zahl nennen, sondern nur einen Wertebereich. Andere Faktoren - wie beispielsweise die Abholzung der Regenwälder - seien laut den Autoren schwer zu kalkulieren, auch die Datenbasis sei nicht immer gut für präzise Berechnungen.

1,5-Grad-Ziel sehr wahrscheinlich nicht haltbar

Was allerdings deutlich aus den Berechnungen hervorgeht: Die 1,5-Grad-Marke ist so gut wie nicht mehr zu halten. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Erde um weniger als 1,5 Grad mit den bisherigen Zusagen erwärmen könnte, liegt den Forschenden zufolge gerade mal zwischen sechs und zehn Prozent. Und auch für die 2-Grad-Marke gilt:

"Jede Verzögerung beim Ausbau der erneuerbaren Energien, beim Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe und bei der Entwicklung nachhaltiger, zusätzlicher und dauerhafter Optionen für negative Emissionen wird dieses Ziel unerreichbar machen." Autoren der Studie, erschienen in Nature

Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass auch das 2-Grad-Ziel nur erreicht wird, wenn jegliche Zusagen der Länder erfüllt werden, die noch an andere Bedingungen geknüpft sind. Daher plädieren sie weiterhin für zusätzliche Anstrengungen der Politik, die Treibhausgas-Emissionen zu senken. Denn noch zweifeln sie, dass die bisherigen Versprechen auch so gehalten werden.

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