Nach sechs Tagen IAA in München haben Veranstalter, Polizei und Demonstranten Bilanz gezogen.
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Nach sechs Tagen IAA in München haben Veranstalter, Polizei und Demonstranten Bilanz gezogen.

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IAA-Bilanz: Elektrisch und chinesisch

Autos, Räder und Roller: Elektrisch und bunt musste es auf der IAA Mobility sein, oft von asiatischen Herstellern. Die vom Verband der Automobilindustrie veranstaltete Messe zeigte sich zukunftsgewandt und grün. Zum Abschluss gab es nochmal Proteste.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Ein breites Angebot mit E-Rollern, E-Bikes und E-Autos hat die IAA Mobility präsentiert, sowohl auf dem Messegelände in Riem als auch in der Münchner Innenstadt. Dazu kamen knapp 100 Start-ups, die meisten mit Lösungen für die E-Mobilität. Das war ganz im Sinne der Veranstalterin und Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie VDA, Hildegard Müller: "Die IAA Mobility ist die Plattform für digitale Mobilität, aber auch für nachhaltige, dem Klimaschutz und der Schonung der Ressourcen verpflichtete Mobilität."

China auf dem "E-Vormarsch"

Aber was ist da dran? Experten wie der Mobilitätsforscher Andreas Knie sehen in den Ausstellungsstücken eher Greenwashing-Modelle als echte klimaschonende Innovationen: "Wenn man sieht, was die deutschen Hersteller in den letzten Jahren produziert haben, nämlich immer größere, schwerere und durstigere Autos, mit nicht sehr viel batterieelektrischen Anteilen, dann ist Greenwashing dringend nötig."

Anders ist die Lage in Fernost: Vor allem chinesische E-Autos prägten die Messe. Etwa 40 Prozent der Aussteller stammten aus Asien. Auffallend war dabei, welchen Vorsprung sie schon jetzt bei günstigeren E-Autos gegenüber ihren europäischen Kontrahenten aufgebaut haben. Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer wundert das nicht: "Die Innovationen in der Batterie kommen aus China. Und bei allem, was Software betrifft, ist China deutlich weiter als Deutschland."

Insbesondere Deutschland habe sich zu lange auf das lukrative Verbrenner-Geschäft eingelassen, so Dudenhöffer: "Natürlich ist man, wenn man so eine Art Cashcow hat, also was hat, was wirklich gut läuft, vorsichtig mit Innovationen, mit Neuerungen. Und das ist schädlich." In China hingegen werde Industriepolitik mit Weitsicht über mehrere Jahrzehnte hinweg betrieben, wodurch die Autobauer nun über deutlich mehr Know-how verfügten. Der Vorsprung gelte allerdings nicht für die Zulieferer-Branche.

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Bundeskanzler Olaf Scholz (2.v.l) kündigt auf der IAA ein Gesetz an, wonach Tankstellen künftig Schnellademöglichkeiten bereitstellen müssen.

Scholz kündigt Ladestationen-Ausbau an

In Deutschland läuft das Geschäft mit vollelektrisch betriebenen Pkw noch schleppend an. Unter den neu gekauften Autos der deutschen Hersteller ist nur jedes Zehnte komplett batteriebetrieben. Auch Besucher in der Münchner Innenstadt waren von der elektrischen Zukunft noch nicht restlos überzeugt. Sie beklagten geringere Reichweiten, den hohen Preis, den Ressourcenverbrauch in der Herstellung sowie die mangelnde Ladeinfrastruktur.

Zumindest die Sorgen ums Laden sind auf der Messe auch bei der Politik angekommen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kündigte in seiner Eröffnungsrede ein Gesetz an, mit dem die meisten Tankstellen dazu verpflichtet werden, Schnelllademöglichkeiten bereitzustellen: "Damit gehört Reichweitenangst endgültig bald der Vergangenheit an."

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Autobauer und Politik vernichten das 1,5-Grad-Ziel, so die Botschaft der Gruppe Attac vor dem IAA-Messegelände.

Demonstranten fordern Verkehrswende

Eine andere Angst treibt einige Demonstranten um: Mit unterschiedlichen Protestaktionen begleiteten Organisationen wie Greenpeace, BUND Naturschutz und Attac die Messewoche. Sie sehen das 1,5-Grad-Ziel durch die Autoindustrie gefährdet. Da helfe auch ein Umstieg auf die in der Herstellung ressourcenintensiven E-Autos nicht, sagte Attac-Sprecherin Noa Neumann: "Wir möchten, dass Mobilität nachhaltig funktioniert. Und da hat das Auto nach aktuellem Stand keinen Platz."

Große Demonstration zum Abschluss

Zum Abschluss der IAA in München machen am Sonntag nochmals Gegner der Auto- und Mobilitätsmesse mit weiteren Aktionen mobil.

So hat um 11 Uhr am Luitpoldpark in der Nähe des Obelisken eine Kundgebung begonnen. Sie ist Auftakt der Demonstration unter dem Motto "#blockIAA", zu der ein Bündnis verschiedener IAA-kritischer Organisationen aufgerufen hatte. Parallel startete eine Fahrraddemonstration, zu der unter anderem der BUND Naturschutz aufgerufen hatte. Die Demo "#block IAA" soll durch Schwabing und die Maxvorstadt führen und voraussichtlich um 14 Uhr mit einer Abschlusskundgebung am Karolinenplatz enden - also ganz nah an der IAA.

Zum Audio: Demonstration am Sonntag

Kundgebung, Demo, Fahrraddemo: Am letzten Tag der IAA gibt es noch einmal Proteste.
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Kundgebung, Demo, Fahrraddemo: Am letzten Tag der IAA gibt es noch einmal Proteste.

Die Organisatoren der "blockIAA"-Demo haben 3.000 Teilnehmer angemeldet. Bei der IAA vor zwei Jahren hatte es im Verlauf einer Demonstration mehrfach Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten gegeben, teilweise auch mit Schlagstockeinsätzen.

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