Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) besuchte bei der Eröffnung der IAA den Stand von Continental und bekam von Nikolai Setzer (l), CEO, ein Exponat erläutert.
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Gute Aussichten für die Zulieferer: Nikolai Setzer (l), CEO von Continental, hier bei der IAA mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

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"Made in Germany" im Auto: Zulieferer geben sich selbstsicher

Während die deutschen Autobauer unter Druck stehen, halten sich bei den Zulieferern die Sorgen in Grenzen. Denn entscheidend dürfte mittelfristig sein, was in den Fahrzeugen verbaut ist. Und in diesem Punkt sind die Deutschen nach wie vor führend.

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Für Hersteller wie Volkswagen, BMW oder Mercedes-Benz sind chinesische Marken wie BYD oder Nio gefährliche Herausforderer. Für die großen unter den deutschen Zulieferern dagegen sind die Chinesen eher neue Abnehmer. Sie erweitern den Kundenkreis und verringern so die Abhängigkeit von den deutschen Branchenriesen.

Continental: Wir sind überall vertreten

Continental-Chef Nikolai Setzer fasste das bei der IAA Mobility gegenüber dem BR so zusammen: "Wir sind bei allen Herstellern vertreten. Auch bei den Chinesen, die hohe technologische Anforderungen haben." Zudem helfe ein gesunder Wettbewerb am Ende allen, so Setzer weiter: "Denn was wir dort lernen und hochskalieren, steht natürlich auch anderen zur Verfügung."

China habe derzeit zwar einen Vorsprung bei der Batterietechnik; in der Branche geht man auch nicht davon aus, dass deutsche Firmen hier auf absehbare Zeit im großen Stil aufholen werden. Aber die deutschen Unternehmen hätten andere Stärken – unverzichtbare Stärken.

Vorsprung durch Systemkompetenz

Fragt man die Vorstandsvorsitzenden führender Unternehmen, worin diese Stärken bestehen, heißt es oft: Detailwissen und Systemkompetenz. Wenn es zum Beispiel um den Antrieb selbst gehe, oder um Achsen und Lager, dann seien deutsche Firmen weltweit führend, so Klaus Rosenfeld, Vorstandschef der fränkischen Schaeffler-Gruppe. Genauso wie beim Verständnis für das Zusammenspiel des Gesamtsystems Auto: "Diese Kombination ist etwas, was es uns auch in den nächsten Jahrzehnten ermöglichen wird, im international härteren Wettbewerb mitzuhalten."

Thermomanagement bringt Reichweite

Als ein Beispiel für deutsches Know-How gilt das Milliardengeschäft mit dem sogenannten Thermomanagement. Dabei geht es darum, alle Komponenten im Auto so passgenau zu kühlen oder zu erwärmen, dass sie eine ideale Betriebstemperatur haben - eine hochkomplexe Aufgabe, für die man einiges an Wissen und Verständnis für das Gesamtsystem E-Auto brauche, wie man in der Branche betont.

Denn allein durch gutes Thermomanagement könne man aus einer Batterieladung 50 Extra-Kilometer an Reichweite herausholen, heißt es bei Schaeffler. Solche Lösungen richtig zu beherrschen sei ein erheblicher Wettbewerbsvorteil auch für die Autos, die bereits ein gut abgestimmtes Thermomanagement haben.

Infineon als Profiteur der Verkehrswende

Zu den globalen Marktführern in der Zulieferbranche gehört auch Infineon. Der größte deutsche Halbleiterkonzern profitiert gleich mehrfach von der Mobilitätswende und dem langsamen Umschwung hin zum E-Auto. So ziehen auch im Verbrenner immer mehr Assistenzsysteme ein, für die Sensorik benötigt wird. Abstandswarner beispielsweise, für die Infineon Chips baut.

Und bei E-Autos kommt es darauf an, den Strom aus der Batterie passgenau, effizient und zuverlässig zu steuern. Dafür benötigen die Autobauer sogenannte Leistungs-Halbleiter, auf die sich Infineon in den vergangenen Jahren mehr und mehr spezialisiert hat. Das Unternehmen aus Neubiberg bei München gilt hier als technologisch führend und dominiert dabei auch den chinesischen Markt.

Hohe Kosten und Stellenabbau

Auch wenn deutsche Zulieferer längst große Umsätze mit der E-Mobilität machen: Die Branche kämpft auch mit Problemen. So sind viele der Werke nach wie vor auf Produkte und Technologien für Verbrenner ausgelegt. Deren Marktanteil schrumpft zusehends. Zahlreiche Unternehmen haben deshalb bereits harte Umbaumaßnahmen vollzogen oder angekündigt, denen auch tausende von Stellen zum Opfer fallen.

Beispiele sind Schaeffler aus Herzogenaurach oder der Antriebsspezialist Vitesco aus Regensburg. Außerdem warnte zuletzt der Branchenverband VDA angesichts der hohen Kosten am Standort Deutschland vor einem Abwandern von Technologien und Arbeitsplätzen. Dem schloss sich in diesem Jahr auch Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld an. Das Unternehmen investiere zwar weiter, aber man schaue sich dabei eher Standorte in China und den USA als in Deutschland an.

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