Rama von Upfield überraschte 2022 mit plötzlich kleineren Verpackungen. Seitdem sind viele Beschwerden bei den Verbraucherzentralen eingegangen.
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Rama von Upfield überraschte 2022 mit plötzlich kleineren Verpackungen. Seitdem sind viele Beschwerden bei den Verbraucherzentralen eingegangen.

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Mogelpackungen und "Shrinkflation": Was Verbraucher tun können

Kleinere Verpackung zu höherem Preis: Das Phänomen der versteckten Inflation breitet sich laut Verbraucherzentrale immer weiter aus. Verbraucher sind meist machtlos dagegen – sie können sich aber schützen.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft am .

Noch nie wurden den Verbraucherzentralen so viele Mogelpackungen gemeldet, wie im ersten Halbjahr 2023. Allein bis Mitte August waren es 75 verschiedene Produkte, bei denen die Verpackung verkleinert und in manchen Fällen auch zeitgleich der Preis angehoben wurde. Mit dieser doppelten Preiserhöhung erhielt zum Beispiel eine bekannte Mundspülung der Marke Johnson&Johnson den nicht gerade ehrenwerten Titel "Mogelpackung des Monats September": Laut Verbraucherzentrale Hamburg ließ sich so 34 Prozent mehr Umsatz erzielen.

So viele "Weniger für Mehr"-Fälle gemeldet, wie noch nie

Üblicherweise registriert die Verbraucherzentrale Hamburg im ganzen Jahr etwa 60 solcher Fälle. Und der Querschnitt der Produkte von Waschmitteln über Chips bis hin zur Margarine zeigt: "Shrinkflation" oder Mogelpackungen finden sich mittlerweile überall im Supermarkt. Hotspots sind allerdings das Süßigkeiten-Regal, die Abteilung für Snacks und ganz allgemein Markenprodukte, sagt Armin Valet, der die Fälle sammelt und sich gegen dieses "Weniger für Mehr" einsetzt.

Valet erklärt sich diese Häufung mit Synergie-Effekten zwischen Händlern und Herstellern, die dann ins Geld der Kundschaft gehen: "Die Händler wollen oftmals ihre Preise stabil halten", damit die Kundschaft das Gefühl hat, immer den gleichen Preis für das gleiche Produkt zu zahlen, erklärt Valet. Gerade bei sogenannten Schwellenpreisen wie 1,99 Euro sei das wegen der klassischen Inflation aber auf die Dauer nicht so leicht. In letzter Zeit kämen die Hersteller dem sozusagen entgegen: "Sie haben den Vorteil, dass sie mit kleineren Packungen ihre Kosten runterbringen", erklärt Valet weiter.

Der Preis bleibt also gleich, der Inhalt aber verringert sich. Eine rechtliche Handhabe dagegen haben Verbraucherinnen und Verbraucher bislang nicht. Aber es gibt Möglichkeiten, der versteckten Teuerung von Lebensmitteln und Haushaltsgütern zu begegnen.

1. Bei neuen Etiketten aufmerksam werden

Besonders häufig findet sich ein Fall von "Shrinkflation" oder auch "Schrumpflation", wenn die Verpackung plötzlich neu gestaltet ist. Da steht dann häufig etwas von "neuer Rezeptur" oder "noch besser" vorne drauf. Beim genauen Blick auf das Etikett zeigt sich dann, dass plötzlich weniger in der Packung enthalten ist. So geschehen bei der Margarine Rama, die im vergangenen Jahr, gerade zur Weihnachts- und Plätzchen-Zeit, für viel Aufsehen gesorgt hat.

2. Kilopreise vergleichen

Seit dem vergangenen Jahr müssen Händler für jedes Produkt den Liter- oder Kilopreis am Preisschild ausweisen. Das heißt, es ist egal, ob die Schokolade in 80-, 100- oder 200-Gramm-Packungen verkauft wird. Es muss immer daneben stehen, wie viel das Produkt aufs Kilo gerechnet kostet. Die Vorgabe soll es der Kundschaft erleichtern, Preise zu vergleichen und stammt aus der EU. Manche Händler schreiben auf diese Etiketten auch, wann der Preis zum letzten Mal erhöht wurde.

3. Möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel kaufen

Auch, wenn die "Shrinkflation" mittlerweile im ganzen Supermarkt-Sortiment zu finden ist, gibt es trotzdem noch ein paar gültige Faustregeln, erklärt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Eine davon: Grundnahrungsmittel sind vergleichsweise selten von heimlichen Verteuerungen betroffen. Abgepacktes Obst und Gemüse wird zwar auch teurer, aber die Verpackungen werden eher nicht kleiner. Genauso wie Nudeln, Zucker, Mehl und dergleichen. Aber sobald Grundnahrungsmittel kombiniert werden – Milch mit Geschmack beispielsweise, oder Bratfette – taucht das Phänomen wieder öfter auf.

Außerdem galt bis vor der großen Teuerungswelle, dass es eher Markenprodukte von großen Lebensmittelkonzernen wie Nestlé oder Mondelez sind, die plötzlich in kleineren Portionen im Regal stehen. Inzwischen ist dieser Trend jedoch auch auf die Eigenmarken der großen Ketten übergeschwappt, deshalb lohnt sich auch hier oft ein genauerer Blick.

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