Arbeitsmarkt (Symbolbild) Holzklötze mit schwarzen Buchstaben bilden den Schriftzug "Jobs".
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Erstmals seit 2018 ist die Zahl der Arbeitslosen in Bayern bereits im November gestiegen. Die Bundesagentur für Arbeit sieht einen Abwärtstrend.

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Bayerischer Arbeitsmarkt im Abwärtstrend

Erstmals seit 2018 ist die Zahl der Arbeitslosen in Bayern bereits im November gestiegen. 254.278 Menschen waren nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit ohne Job, 2.411 mehr als im Oktober. Die Behörde sieht einen Trend zur Verschlechterung.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Im Vergleich zum November 2022 waren sogar 22.000 Menschen mehr arbeitslos gemeldet. Das, so der Chef der bayerischen Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA), Ralf Holtzwart, zeige, dass es am bayerischen Arbeitsmarkt eine Trendwende gebe: "Jahrelang hatten wir eine schleichende Verbesserung, jetzt haben wir eine schleichende Verschlechterung", so Holtzwart.

Die Arbeitslosenquote lag im November mit 3,3 Prozent um 0,2 Prozentpunkte höher als ein Jahr zuvor. Im Vormonatsvergleich bleibt die Quote mit 3,3 Prozent hingegen unverändert. Auch die Unterbeschäftigung, die auch Menschen mitzählt, die zum Stichtag der Statistik Mitte des Monats krank waren oder an Integrations- und Weiterbildungskursen teilnahmen, stieg – und zwar im Vormonats- wie im Jahresvergleich. Im November waren 345.696 Menschen im Freistaat unterbeschäftigt.

Ursache 1: schwache Konjunktur

Auch die Wirtschaft in Bayern leide unter einer Verunsicherung der Unternehmen, so Holtzwart: "Die schwache Konjunktur zeigt sich sehr deutlich am Arbeitsmarkt im Freistaat", und zwar nicht nur an der Arbeitslosigkeit, sondern auch daran, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nicht mehr so schnell steige, wie in den vergangenen Jahren gewohnt. Sie kletterte im September (aktuellere Zahlen liegen der BA nicht vor) im Vergleich zum Vorjahr um 47.300 auf 5.987.000.

Ursache 2: hohe Zahl von Geflüchteten

Knapp die Hälfte des Anstiegs der Arbeitslosigkeit führen die Arbeitsagenturen auf Geflüchtete zurück. Dabei spielten Menschen aus der Ukraine zunehmend immer weniger eine Rolle, da sie zum Teil schnell in Arbeit vermittelt würden. Deutlich länger dauere es bei Geflüchteten etwa aus Syrien oder Afghanistan. Generell sind Ausländer in Bayern stärker von Arbeitslosigkeit betroffen, nämlich mit einer Arbeitslosenquote von 8,2 Prozent. Für Deutsche liegt sie nur bei 2,4 Prozent.

Lage am Arbeitsmarkt insgesamt noch gut

Trotz der aktuellen Probleme steht der bayerische Arbeitsmarkt nach Ansicht Holtzwarts immer noch gut da. Es gebe noch immer rund 145.000 offene Stellen, die den Agenturen gemeldet seien, auch wenn dies etwa sechs Prozent weniger seien als vor einem Jahr. Und in 52 bayerischen Landkreisen herrsche Vollbeschäftigung. Das ist nach der Definition der BA bei Quoten unter 3,0 Prozent der Fall.

Spitzenreiter am bayerischen Arbeitsmarkt sind derzeit die Kreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Pfaffenhofen mit jeweils 2,0 Prozent. In der Landeshauptstadt München liegt die Quote bei 4,5 Prozent, "für eine Millionenstadt ein sehr geringer Wert", so Holtzwart. Unter den bayerischen Großstädten weist Ingolstadt mit 3,3 Prozent die geringste Arbeitslosigkeit auf.

Sorgenkinder Schweinfurt und Coburg

Schweinfurt ist mit 6,6 Prozent die Stadt mit der höchsten Arbeitslosenquote Bayerns, gefolgt von Coburg mit 6,4 Prozent. Während sich in Schweinfurt mit seinen vielen Industriebetrieben "die Lage des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland spiegelt", ist die Situation in Coburg nach Ansicht Holtzwarts unklarer. Die hohe Arbeitslosigkeit lasse sich nicht auf Probleme bestimmter Branchen zurückführen. Dass auch in den benachbarten Landkreisen Coburg und Lichtenfels die Arbeitslosenquote höher sei als in den allermeisten bayerischen Kreisen, weise auf wirtschaftliche Schwächen der Region hin.

In den kommenden Wintermonaten rechnen die bayerischen Arbeitsagenturen mit einem saisonüblichen Anstieg der Arbeitslosigkeit. In den Außenberufen, vor allem am Bau, in Landwirtschaft und Gartenbau, würden alljährlich viele Menschen witterungsbedingt ausgestellt. Das werde vor allem auf dem Arbeitsmarkt Niederbayerns und der Oberpfalz zu spüren sein. Spannend werde es dann im Frühjahr, so Holtzwart: "Werden die dann auch alle wieder eingestellt?" Da sei er sich nicht so sicher wie in früheren Jahren. Sorge macht ihm auch die Krise des Bundeshaushalts. "Die Unternehmen sind verunsichert und investieren weniger." Auch das sei ein Risiko für den Arbeitsmarkt.

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