Zum Festakt zu seinem 100. Geburtstag kam von Ex-US-Außenministers Kissinger im Sommer 2023 nach Fürth. Am 30.11.2023 ist er gestorben.
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Zum Festakt zu seinem 100. Geburtstag kam von Ex-US-Außenministers Kissinger im Sommer 2023 nach Fürth. Am 30.11.2023 ist er gestorben.

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Henry Kissinger gestorben - mit Fürth eng verbunden

Noch im Sommer hatte er seine Geburtsstadt Fürth besucht. Nun ist der frühere US-Außenminister Henry Kissinger im Alter von 100 Jahren gestorben. Zeit seines Lebens war er seiner Geburtsstadt eng verbunden.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die Strapazen waren ihm anzusehen. Gestützt von einem Begleiter und mit einem Stock ging Henry Kissinger ins Fürther Stadttheater. Zu seinem 100. Geburtstag im Sommer 2023 hatten die Stadt Fürth und die Stiftung Ludwig-Erhard-Zentrum dort einen Festaktakt organisiert. Mit viel Prominenz und dem Unterstufen-Chor des Helene-Lange-Gymnasiums in Fürth. Seinen runden Ehrentag feierte Kissinger im Jahr 2023 dreimal: in New York, in London und eben in Fürth. Ein Ausdruck dafür, dass er seiner Geburtsstadt immer eng verbunden war. Nun ist Ex-US-Außenminister Henry Kissinger gestorben.

"Es ist für mich sehr bewegend, in meinen Geburtsort zurückzukehren, um zu erfahren, wie eng die Verbindungen geblieben sind, zwischen meiner neuen Heimat und da, wo ich geboren wurde", sagte er in seinem unverkennbaren Fränkisch mit amerikanischem Einschlag. Er war gemeinsam mit etlichen Mitgliedern seiner Familie nach Fürth gekommen – auch, um ihnen die Wurzeln der Familie nahezubringen. Deshalb gehörte, wie bei all seinen Besuchen in Fürth, ein Abstecher zum Grab des Großvaters dazu.

Flucht vor den Nazis prägte sein Leben

Am 27. Mai 1923 kam Heinz Alfred Kissinger als Sohn deutsch-jüdischer Eltern in Fürth zur Welt. In den 1930er-Jahren lebte die Familie in der Mathildenstraße. Heute ziert eine Gedenktafel das Haus. Heinz und sein jüngerer Bruder Walter besuchten die israelitische Realschule.1938 floh die Familie vor den Nazis. Mit dem Schiff "Ile de France" fuhren Paula und Louis Kissinger mit den beiden Söhnen am 30. August 1938 in Southampton los. Ziel war New York.

Aus Heinz wurde in den Vereinigten Staaten Henry. Die Machtergreifung Hitlers und die Flucht in die USA – das waren die beiden tiefen Eindrücke, die sein Leben geprägt haben. Kissinger war ehrgeizig, ging auf das Abendgymnasium, studierte in Harvard Politik und startete eine wissenschaftliche Karriere. Unter US-Präsident Richard Nixon wurde er Sicherheitsberater und schließlich US-amerikanischer Außenminister. Im Jahr 1973 bekam er den Friedensnobelpreis für den Waffenstillstand im Vietnamkrieg. Er beriet neun US-Präsidenten in internationalen Sicherheitsfragen.

Lieber Fußball statt Opern

Trotz seiner Biografie, der Vertreibung und des Verlusts von dreizehn engen Familienmitgliedern im Holocaust, kam er immer wieder nach Fürth. Die Fürther Journalistin und Autorin Evi Kurz pflegt engen Kontakt zu Familie, seitdem sie den Film "Die Kissinger-Saga" gedreht hat.

"Er war in Amerika stets ein Fürsprecher für Deutschland." Evi Kurz, Journalistin aus Fürth.

Zeit seines Lebens verfolgte Henry Kissinger die Ergebnisse seiner Spielvereinigung Greuther Fürth. Schon seit Kindertagen war er ein Fan des Vereins. Auch wenn er die Spiele heimlich besuchen musste, wie er erzählte. "Mein Vater war der Ansicht, dass Operngehen besser für mich sei als der Ronhof. So musste ich mich immer reinschmuggeln."

Ein Kleeblatt-Fan bis ins hohe Alter

Wenn er in Fürth war, versuchte Henry Kissinger auch, seinen Verein im heimischen Stadion spielen zu sehen. Was nicht immer gelang. Nach der Zweitliga-Meisterschaft der Spielvereinigung Greuther Fürth im Jahr 2012 und dem Aufstieg war er da. Der Fürther Ehrenbürger wünschte den Kleeblättlern für die erste Liga vor allem eins: "Dass sie Nürnberg schlagen." Er wünsche Nürnberg zwar auch alles Gute, sagte er bei Pressetermin damals mit dem Lächeln eines echten Fürther Fans. Allerdings nicht in den beiden Stadt-Derbys.

Kritik an den Ehrungen

Fußball-Fan, Weltpolitiker und immer der alten Heimat verbunden – die Stadt Fürth ehrte Henry Kissinger noch zu Lebzeiten und benannte einen Platz in der Stadtmitte vor der alten Feuerwache nach ihm. Auch wenn es im Fürther Stadtrat Gegenstimmen dazu gab. So forderte die Stadtratsgruppe der Linken, den "Kriegsverbrecher Henry Kissinger", wie sie ihn nannten, nicht zu ehren. Sie machten den Politiker unter anderem mitverantwortlich, dass im Vietnamkrieg das neutrale Land Kambodscha bombardiert wurde. Und sie prangerten an, dass er seine Finger im Spiel hatte, als beim Militärputsch in Chile Präsident Allende gewaltsam gestürzt wurde.

Henry Kissinger in Fürth.
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Nachruf Henry Kissinger

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