Der Fachkräftemangel in Deutschland wird immer größer.
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Ein Vermessungsingenieur auf einer Baustelle. Gerade in der Baubranche werden viele Fachkräfte gebraucht - und gerade dort fehlen sie.

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Studie: Fast die Hälfte der Fachkräftestellen bleibt unbesetzt

Der Fachkräftemangel in Deutschland wird immer größer. Das geht aus einer Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg hervor. Demnach hat sich die Quote in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt.

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Fast die Hälfte aller Betriebe in Deutschland hat in der ersten Jahreshälfte 2022 seine Stellen für Fachkräfte nicht besetzen können. Das geht aus einer am Freitag vorgestellten Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, deren Ergebnisse am Freitag veröffentlicht wurden.

Große Unterschiede je nach Größe und Branche

Demnach hat sich die Quote in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt. Dabei gibt es laut der Forscher große Unterschiede in den verschiedenen Branchen und abhängig von der Größe der Betriebe. So seien vor allem Kleinstbetriebe von der Entwicklung betroffen. Diese konnten im ersten Halbjahr 2022 62 Prozent ihrer Fachkraftstellen nicht besetzen. Bei Großbetrieben lag der Anteil bei 24 Prozent.

Baubranche kann großen Fachkräftebedarf nicht sättigen

Besonders hoch sei der Fachkräftebedarf in der Baubranche, wo zwölf Prozent aller Fachkräfte nachgefragt werden – und so fehlen auch dort die meisten Fachkräfte: Knapp zwei Drittel der Stellen konnten nicht besetzt werden. "Beim Baugewerbe dürfte der Boom der vergangenen Jahre eine Rolle gespielt haben. Da konnte das Angebot an Fachkräften einfach nicht mit der Nachfrage mithalten", erklärt IAB-Forscherin Barbara Schwengler die erhobenen Zahlen.

Große Schwierigkeiten, ausgebildete Fachkräfte zu finden, hatten auch Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen bei personennahen Dienstleistungen sowie das Hotel- und Gastronomiegewerbe. Besser erging es der Öffentlichen Verwaltung: Sie hatte mit zehn Prozent die wenigsten unbesetzten Stellen.

Erste Hälfte 2022: 45 Prozent der Stellen für Fachkräfte unbesetzt

Im Schnitt konnten deutschlandweit 45 Prozent der Stellen für Fachkräfte nicht besetzt werden. Der Bedarf an Fachkräften ist dem IAB zufolge so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Demnach vermeldeten 40 Prozent der Betriebe im ersten Halbjahr 2022 einen Bedarf an Fachkräften. Vor zehn Jahren lag die Quote noch bei 28 Prozent.

Ausbildung und Weiterbildung – zwei entscheidende Faktoren

Betont wird in der Studie auch, wie wichtig in diesem Zusammenhang die Weiterbildung in den Betrieben sei, um die Lücke zu schließen. "Die Fachkräfte von heute müssen teils völlig neue Fertigkeiten erlernen, um auch morgen als Fachkräfte eingesetzt zu werden. Die Betriebe sehen angesichts von Digitalisierung und Dekarbonisierung einen erhöhten Weiterbildungsbedarf", betont IAB-Forscherin Ute Leber.

Zudem hätten die Unternehmen große Schwierigkeiten auch in Zukunft geeigneten Nachwuchs zu bekommen und zu sichern. Auch im Jahr 2022 stieg der Anteil der Betriebe, die ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen konnten. Laut der Studie sind die zwei wichtigsten Gründe zu wenig Bewerbungen und die fehlende Eignung der Bewerbenden.

An der repräsentativen Befragung, dem jährlichen sogenannten IAB-Betriebspanel 2022, haben sich laut den Arbeitsmarktforschern mehr als 15.000 Betriebe beteiligt.

Video: Fachkräftemangel – Wie Unternehmen um Mitarbeiter buhlen

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