Die Band "Rammstein" bei einem Konzert am 2. Juni 2023 im dänischen Odense.
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Rammstein-Konzerte: Grüne wollen Reihe Zero verbieten.

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Rammstein-Konzerte: Münchner Grüne wollen Reihe Zero verbieten

Nach Vorwürfen gegen Rammstein-Sänger Lindemann schaltet sich die größte Fraktion im Münchner Stadtrat ein. Grüne und Rosa Liste verlangen konkrete Schritte für die Konzerte in München. Das steht im Antrag, der BR24 vorliegt.

Bei den vier Rammstein-Konzerten in der kommenden Woche im Münchner Olympiastadion soll es keine Reihe Null geben, die sonst oft vor den Absperrungen zur Bühne eingerichtet wird. Das fordern die Grünen und Rosa Liste im Münchner Stadtrat. Linke und ÖDP haben sich dem Antrag angeschlossen.

Anlass: Angebliche Übergriffe von Rammstein-Sänger auf Frauen

Anlass für den Antrag, der BR24 vorliegt, sind Vorwürfe gegen die Band. Es geht um angebliche verbale, sexuelle und körperliche Übergriffe auf Konzertbesucherinnen. Der Antrag soll am Montag im Stadtrat gestellt und in der Rathausumschau veröffentlicht werden.

Zuvor hatten Münchner Medien über das Vorhaben im Stadtrat berichtet, etwa die "Süddeutsche Zeitung" und die "Abendzeitung".

Grüne wollen sexuellen Übergriffen bei Konzerten vorbeugen

Grüne und Rosa Liste bilden als Verbund die größte Stadtratsfraktion. Sie schlagen dem Münchner Stadtrat vor, zu beschließen, dass das Kreisverwaltungsreferat (KVR) prüft, ob bei Konzerten die Reihe Null (Row Zero) aus Sicherheitsgründen untersagt werden kann. Das KVR solle auch prüfen, ob sogenannte Awareness-Teams auf Konzerten verpflichtend werden könnten. Solche Awareness-Teams sollen auf Veranstaltungen bei Gewalt und übergriffigem Verhalten helfen. So soll zum Beispiel sexuellen Übergriffen auf Konzertbesucherinnen vorgebeugt werden.

Weitere Vorschläge sehen vor, dass Fachkräfte in Konzerten etwa "Safe Spaces" einrichten oder dass etwa die App "SafeNow" bei den Konzerten verpflichtend zum Einsatz kommt. Zudem sollen städtische Veranstaltungslocations wie Olympiagelände und Messe sich Gedanken um die Vorgaben für die Security bei Konzerten machen: Das Personal der Sicherheitsdienste müsste dann zum Umgang mit Belästigung, sexualisierten Übergriffen und Diskriminierung geschult sein.

Die Stadt selbst habe keine rechtlichen Möglichkeiten für Konzertabsagen in den eigenen Räumlichkeiten, heißt es in dem Antrag: "Umso wichtiger sind Sensibilisierung, Bildung, Prävention und Schutz vor Gewalt sowie sichtbare Strukturen und Ansprechpersonen, an die sich Betroffene von (sexualisierter) Gewalt und Hilfesuchende wenden können."

"Gewalttätiger Sex" und "mit Drogen betäubt"

Besucherinnen von vorigen Rammstein-Konzerten hatten Reportern von NDR und SZ berichtet, dass sie gezielt in den Bereich vor der Bühne und nach dem Konzert zu After-Show-Partys mit Rammstein-Sänger Till Lindemann eingeladen worden seien. Man habe sie vorher gebeten, Fotos von sich zu schicken oder sie seien vor Ort fotografiert worden. Laut den Recherchen von NDR und SZ sollten diese Frauen dann Sex mit Lindemann haben. Die Partys hätten der Anbahnung dafür gedient.

Inzwischen haben sich laut den Medienberichten mehr als ein Dutzend Frauen gemeldet, die von fragwürdigem Verhalten der Konzertveranstalter sprechen. Zwei Frauen hätten von nicht einvernehmlichem oder gewalttätigem Sex mit Lindemann berichtet, nach dem sie teilweise geblutet hätten. Andere hätten erzählt, dass sie mit Drogen betäubt worden und später mit blauen Flecken aufgewacht seien.

Rammstein: Nehmen Vorwürfe "außerordentlich ernst"

Auch Rammstein hat sich unter anderem auf ihrer Webseite zu Wort gemeldet. Man nehme die Vorwürfe "außerordentlich ernst". Rammstein macht deutlich, dass ihnen die Sicherheit und das Wohlbefinden der Besuchenden wichtig sei. Die Fans sollten aber weder die Band noch ihre Kritiker vorverurteilen: "Wir, die Band, haben aber auch ein Recht – nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden."

Stadtratsfraktion will Besuchende sensibilisieren und schützen

Grüne und Rosa Liste im Münchner Stadtrat wollen mit den vorgeschlagenen Maßnahmen nicht nur Übergriffe auf einzelne Besucherinnen verhindern, sondern alle Besuchenden für derlei Gefahr sensibilisieren und ihnen Möglichkeiten aufzeigen, wie sie sich und andere schützen oder sich im Ernstfall Hilfe holen können.

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Mona Fuchs, wünscht sich, dass die Stadt München Strukturen aufbaut, die Konzertbesuchende schützt, sensibilisiert und nach Übergriffen psychologisch betreut sowie die Taten dokumentiert.

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