Überflutetes Rimini nach den Unwettern vom Mai 2023
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Unwetter im Norden Italiens im Mai: Hier die Auswirkungen auf die Stadt Rimini.

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Unwetter: Warum es den Norden Italiens gerade so häufig trifft

Mitte Mai kam es in der Region Emilia Romagna zu Überschwemmungen, davor herrschte extreme Trockenheit. Jetzt Sturm und Hagel am Gardasee. Lothar Bock vom Deutschen Wetterdienst erklärt, warum es in Norditalien immer wieder zu Unwettern kommt.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Es waren verheerende Bilder, die Mitte Mai aus der Region Emilia Romagna um die Welt gingen: Überschwemmungen, Erdrutsche, zerstörte Häuser, Tausende hilfesuchende Menschen. Manche Orte wurden von den Wassermassen derart überflutet, dass sie kaum mehr wiederzuerkennen waren. Über ein Dutzend Menschen verloren durch die Katastrophe ihr Leben. Davor, im April, herrschte dort, wie auch weiter im Norden, Dürre.

Die Region um den Gardasee wurde zuletzt von Sturm und Hagel heimgesucht. Warum es gerade in Norditalien häufiger zu Unwetterereignissen kommt, erklärt Lothar Bock, Klimatologe am Münchner Klimabüro des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Warum Norditalien ein "Unwetter- bzw. Hagelhotspot" ist

Grundsätzlich sei Norditalien im Bereich der norditalienischen Tiefebene aus europäischer Sicht ein "Unwetter-, beziehungsweise Hagelhotspot", sagt der Münchner Wetter- und Klimaexperte. "Die Gründe dafür sind wahrscheinlich vielschichtig", erklärt er. Die besondere topografische Lage zwischen den Alpen und dem Apenninbogen, die dort vergleichsweise hohe Temperaturen bei gleichzeitig hoher Luftfeuchtigkeit begünstige, spiele sicherlich eine Rolle.

Im Vergleich zu Süditalien könne - bei entsprechenden Wetterlagen - rasch kühle Luft aus Nordwesten über die Alpen strömen, was in Verbindung mit der in der norditalienischen Tiefebene eher "überhitzten" Luft bevorzugt zur Bildung von "unwetterträchtigen Gewittern" führe. Diese starken Temperaturunterschiede erzeugten "eine starke Labilisierung in der Atmosphäre mit Unwetterpotential", erläutert Bock.

Unwetter hat nicht unbedingt etwas mit Klima zu tun

Mit Klima hätten diese sogenannten Großwetterlagen mit Unwetterpotenzial erst einmal nichts zu tun, sagt Bock. "Es ist Wetter bzw. Witterung", betont er. Generell gebe es sowohl bei Unwettern als auch bei Niederschlägen in Norditalien - wie auch bei uns - "eine hohe jährliche Variabilität". Wie sehr sich zum Beispiel Hagelereignisse im Laufe der Jahrzehnte verändern, zeigt eine Auswertung des Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Demnach kommt es alle 35 bis 40 Jahre zu Schwankungen, bei denen sich Unwetter mit Hagel häufen bzw. weniger werden.

Studie: Nicht nur der Klimawandel ist Ursache von schadensreichen Unwettern

Die World Weather Attribution, ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern, hat die Unwetterereignisse mit den massiven Regefällen in der Emilia Romagna untersucht und kommt in ihrer jetzt veröffentlichten Arbeit zu dem Schluss: Nicht nur der Klimawandel ist Ursache für das Ausmaß des Unwetters vom Mai in der Emilia Romagna, sondern auch die Urbanisierung in der Region.

Das sieht auch Wetterexperte Bock so: "Nicht jedes Unwetterereignis ist 'nur' Klimawandel", sagt er. "Ob ein Wetterereignis schadensträchtig ist, hängt eben auch davon ab, wo, beziehungsweise wie es räumlich ausgedehnt auftritt." Schäden seien in Norditalien im Vergleich zu Süditalien auch aufgrund der dichteren Besiedelung im Norden "überproportional". Versiegelung der Böden, der Bodenzustand, die Topographie und die mit den wachsenden Städten überforderten Kanalsysteme spielten dabei eine Rolle, sagt Bock. Regenwasser könne so nicht mehr richtig abfließen, was zu Überflutungen führen könne, so der Wissenschaftler.

Dieser Effekt habe sich auch beim Hochwasser im Ahrtal gezeigt: Wenige Wochen zuvor habe es damals einen vergleichbaren Niederschlag in Brandenburg, nördlich von Berlin, gegeben. "Dort allerdings: Flaches Land, wenig Besiedelung und entsprechend wenig hat man davon im Nachgang gehört", sagt Bock vom Münchner Wetterbüro des DWD.

Nach Unwettern: Urlauber dürfen wieder in der Adria baden

Immerhin dürfen Urlauber seit 1. Juni an den meisten Strandabschnitten in der italienischen Adria-Region wieder baden. Wie eine lokale Umweltbehörde mitteilte, habe sich die Wasserqualität an einem Großteil der Küste normalisiert, sodass Badeverbote bis dahin aufgehoben werden könnten. Nach den Unwettern in der Region waren Abwasser ins Meer gelangt. Bei Untersuchungen der Wasserqualität wurden erhöhte Werte von E.Coli-Bakterien sowie Enterokokken festgestellt.

Im Video: Nach Bootsunglück auf dem Lago Maggiore: Gefährliche Windhosen auch bei uns?

Wasserhose auf Starnberger See - Quelle: DLRG Pöcking-Starnberg
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Wasserhose auf Starnberger See

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