Sie seien von Menschen aus dem Rammstein-Umfeld gezielt angesprochen worden, entweder über Instagram oder auf den Konzerten selbst, und auf speziell für Till Lindemann organisierte Aftershowpartys eingeladen worden. Im Vorfeld sollten sie Fotos von sich schicken oder wurden vor Ort fotografiert.
So schilderten es über ein Dutzend Frauen dem NDR und der SZ. "Alle sprechen von einem System, das dafür sorgt, dass Till Lindemann von einem professionell organisierten Team Frauen zugeführt werden, die zu für Lindemann organisierten Aftershowpartys kommen und dann dort mit ihm Sex haben sollen", so Daniel Drepper, Leiter des Rechercheverbunds von NDR, WDR und SZ, gegenüber dem BR.
"System der Anbahnung"
Sie bestätigen damit ein "System der Anbahnung", dass auch die Irin Shelby Lynn beschrieben hatte. Lynn hatte ihre Vorwürfe mit Fotos von Blutergüssen auf ihrem Körper untermauert und hat zudem Anzeige bei der Polizei erstattet.
Mehrere der Frauen, mit denen Daniel Drepper und sein Team gesprochen hat, haben ihre Schilderungen an Eides statt versichert, konnten Chatverläufe und Fotos vorzeigen. Die Geschichten wurden teilweise von Freundinnen und Freunden bestätigt, ebenfalls an Eides statt versichert.
Nicht einvernehmlicher und übergriffiger Sex
Zwei der Frauen berichten zudem von nicht einvernehmlichem bzw. übergriffigem, gewaltvollem Sex mit Till Lindemann. "Eine Frau berichtet davon, dass sie besinnungslos auf einem Hotelbett gelegen habe", so Drepper. "Laut ihrer Erinnerung habe Lindemann auf ihr gelegen als sie wieder zu sich gekommen sei und habe sie gefragt, ob er aufhören solle – und dann sei sie wieder weggewesen."
Eine andere Frau erzählt, wie sie gewalttätigen Sex mit dem Rammstein-Sänger hatte. Sie habe ziemlich starke Schmerzen gehabt, sei verkrampft gewesen, habe danach geblutet. Sie habe nicht ausdrücklich Nein gesagt, sich aber extrem unwohl gefühlt.
Bis auf ihr Statement vom Sonntag auf Twitter, in dem Rammstein die Vorwürfe abstreiten, hat sich die Band nicht zu den Vorwürfen geäußert – auch nicht gegenüber dem NDR und der SZ. Eine Bitte um Stellungnahme des BR blieb bisher ebenfalls unbeantwortet.
Zum Audio: Daniel Drepper über Rammstein-Recherchen
Daniel Drepper, Leiter Rechercheverbund NDR, WDR, SZ, über seine Recherche
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