Ein Schwarzweiß-Foto zeigt in Großaufnahme das Gesicht von Carl-Ludwig Reichert, wie es ernst und fast melancholisch in die Kamera blickt
Bildrechte: Alessandra Schellnegger/SZ Photo - Bearbeitung: BR24

Mit 77 Jahren gestorben: Der Musiker, Dichter, Privatgelehrte, Schriftsteller, Radiomoderator und Bandgründer Carl-Ludwig Reichert

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BR-Moderator und Musiker Carl-Ludwig Reichert ist tot

Er war Musiker und Dichter, Privatgelehrter und Schriftsteller, Radiomoderator beim Zündfunk und Gründer der Mundart-Band Sparifankal. Nun ist Carl-Ludwig Reichert gestorben – das haben Familie und Freunde dem BR bestätigt. Er wurde 77 Jahre alt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

"Herr Reichert", so formulierte es ein Kollege mal, "ist so etwas Ähnliches wie ein Schatzsucher beziehungsweise ein Schatzfinder, denn er sucht nicht nur, sondern er findet auch und trägt dabei viele Sachen aus völlig verschiedenen Bereichen zusammen."

Wohl wahr. Der 1946 in Ingolstadt geborene und nun gestorbene Reichert sah sich als Musiker und Dichter, als Privatgelehrter und Schriftsteller. Langjähriger BR-Radiomoderator und -autor war er überdies – und Gründer der Mundart-Band Sparifankal.

"Abstruses Konzept" – Die Mundart-Band Sparifankal

Zum Bayerischen Rundfunk kam Reichert 1970 – zunächst als Student zur damals legendären, allsonntaglichen Radiosendung "Pop Sunday". 1972 gründete er seine erste Band – und auch wenn das Wort "legendär" hier nun schon wieder bemüht werden muss: "Sparifankal" waren es wirklich. Oder wie der später auch in anderen Bands tätige Gitarrist und Sänger Reichert selbst es mal formulierte: "Das war auch so ein völlig abstruses Konzept für die damalige Zeit: Es wurde in dieser Band nämlich bayerisch gesungen."

1975 dann kam Reichert endgültig zum Radio – zur Sendung "Club 16", aus der dann der Zündfunk wurde. Dort prägte Reichert dann jahrelang das Programm, wirkte als Musikfreak und Freigeist, der nebenbei auch noch mit einem Wanderzirkus über die Dörfer zog und zur Schriftstellerin Marieluise Fleißer recherchierte, gebürtige Ingolstädterin auch sie.

Gab es etwas, das ihn nicht interessierte?

Als Schatzsucher und -finder und Zeitzeuge der wilden 1970er Jahre war Reichert auch selbst ein gefragter Gesprächspartner – bei ARD-Alpha genauso wie bei "Eins zu Eins", der legendären Talksendung auf Bayern 2.

Und was ihn nicht noch alles interessierte! Bayerische Literatur des 18. Jahrhunderts, überhaupt alles, was in Antiquariaten zu finden war. Die bairische Sprache in all ihrer Wild- und Schönheit. Das Schicksal der indigenen Ureinwohner Nordamerikas. Der Blues.

Seine Sendungen, die aus seinen Recherchen entstanden, seine Hörspiele, seine Bücher – sie werden ihn überdauern. Carl-Ludwig Reichert selbst aber, so bestätigt es seine Witwe, ist am späten Montagabend gestorben, mit 77 Jahren und in Folge eines Schlaganfalls.

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