Bundesweiter Warntag zum Test der Warnsysteme
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Bundesweiter Warntag zum Test der Warnsysteme

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Sirenen und App-Alarm: So lief der Warntag 2023

Heute hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz wieder einen deutschlandweiten Probealarm gestartet. Um 11 Uhr heulten vielerorts die Sirenen, Apps wie Nina und der Warnkanal Cell Broadcast sollten rund 50 Millionen Handynutzer alarmieren.

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Beim deutschlandweiten Warntag wurde heute wieder testweise die höchste Warnstufe 1 aktiviert. Der Alarm bedeutet im Ernstfall unmittelbare Lebensgefahr, bei der sich Menschen umgehend informieren und in Sicherheit bringen müssen. Welche Warnmittel zum Einsatz kommen, entscheiden beim Probealarm die örtlichen Behörden, zum Beispiel, ob auch Lautsprecheranlagen getestet werden.

Die vergangenen Warntage zeigten noch Lücken in der Warnkette, die neben Handy-Warnungen auch auf Sirenen, Durchsagen, Warnanzeigen auf Bahnhöfen oder Informationsanzeigen in den Städten setzt. Funktionierende Funkmasten oder Warntafeln im öffentlichen Raum fehlten vielerorts, besonders Cell-Broadcast zeigte Ausfälle. Beim letzten bayernweiten Probealarm im Frühjahr klappte es schon besser. Der Warnmittel-Mix, der zeitgleich möglichst viele Menschen erreichen soll, hatte aber noch Pannen. Damit das Ziel – eine Warnquote der Bevölkerung von 90 Prozent für jeden Warnweg – erreicht wird, muss weiter getestet und nachgebessert werden.

Handy-Apps sind wichtige Warnkanäle

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz empfahl vor der diesjährigen Bewährungsprobe des bundesweiten Warnsystems, auf jedem Smartphone mindestens eine kostenlose Warn-App wie Nina, Katwarn oder Biwapp zu installieren. Dann können die Behörden Handynutzer über katastrophale Unwetter, Chemieunfälle oder Terroranschläge informieren.

Das satellitengestützte mobile Warnsystem des Bundes verbreitet die Warnungen des Bundesamts und lokale Warnungen einzelner Leitstellen. Nutzer können bei allen individuell die Warnfunktion für verschiedene Orte aktivieren, zum Beispiel Arbeitsplatz und Wohnort. Die Warn-Apps werden von Hilfskräften, Feuerwehr, THW und Behörden genutzt. Sie sind wie die Warnwetter-App des Deutschen Wetterdienstes DWD hilfreich für Einsatzkräfte und Einwohner, um im Notfall richtig zu reagieren.

Cell-Broadcast soll sich diesmal bewähren

Für den noch recht neuen Alarmweg Cell-Broadcast müssen Handybesitzer nur die aktuellen Updates ihres Mobiltelefons installiert haben und sie sollten in den Handy-Einstellungen für den Bereich "Meldungen" überprüfen, ob die SMS-Notfallbenachrichtigung aktiviert ist. Das Handy sollte sich beim Probealarm auch nicht im Flugmodus befinden. Der direkte Mobilfunk-Warnweg benötigt dann weder App noch Internetverbindung, und sendet eine Push-SMS.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betonte, nach dem schwierigen Start von Cell-Broadcast 2022 hätten die Mobilfunkanbieter O2, Telekom und Vodafone ihre Anlagen nachgerüstet. Trotzdem blickte er mit Spannung auf den Warntag. Alle eingeloggten Mobiltelefone sollten diesmal einen Alarmton und die Warnmeldung auf dem Display anzeigen. Außerdem verbreiteten beim bundesweiten Warntag 2023 lokale Sirenen einen einminütigen, auf- und abschwellenden Heulton. Die bundesweite Test-Warnung startete um Punkt 11 Uhr, die Entwarnung sollte mit einem einminütigen Dauerton um 11.45 Uhr erfolgen.

Im Ernstfall sollte sich die Bevölkerung bei einem Alarm sofort über Radio, TV und Nachrichtenkanäle über die nötigen Schutzmaßnahmen informieren und in Sicherheit bringen. Das gilt auch für Handy-Warnungen; auch sie sollen nicht selbst detaillierte Informationen zur Notlage und Verhaltensweisen liefern, sondern möglichst zeitnah auf Gefahren im Umfeld aufmerksam machen.

Behörden entscheiden über einzelne Warnstufen

Wie wichtig es ist, die Bevölkerung zuverlässig und schnell zu warnen, zeigten die Opferzahlen bei der Sturzflut im Ahrtal 2021. Hier versagte die Warnkette.

Warnmeldungen und Katastrophenalarm werden lokal von den Behörden ausgelöst, sie entscheiden über die Warnstufe bei Unwettern, Chemieunfällen, Bränden oder Anschlägen. Nur im Testbetrieb oder im Kriegsfall wird das Warnsystem vom Bundesamt aktiviert.

  • Bei Warnstufe 1, wie sie mit dem Probealarm simuliert wird, droht akute Lebensgefahr – etwa durch hochgiftiges Gas, das nahe einer Explosion aus einer Industrieanlage austritt. Weitere Gefahren können eine Sturmflut oder Hochwasser sein.
  • Warnstufe 2 bedeutet, es droht eine ernste Gefahr – beispielsweise bei einem Unwetter mit sehr starkem Sturm, durch abbrechende Äste oder herumfliegende Dachziegel.
  • Warnstufe 3 weist auf ein Ereignis hin, das den normalen Tagesablauf beeinträchtigen kann – wie etwa Glättegefahr, Starkregen oder Hitze.

Alarm-Entscheidungen stehen bislang oft in der Kritik

Der Warntag soll laut Katastrophenschutz auch die Akzeptanz in der Bevölkerung dafür erhöhen, wann und wie im Einzelfall von den zuständigen Behörden gewarnt wird. Die Entscheidungen treffen immer wieder auf Unverständnis. Allerdings bewegen sich die Entscheidungsträger von Feuerwehr und Leitstellen oft im Dilemma einer möglichen Überwarnung. So hatte im Sommer die Berliner Feuerwehr die Nina-App des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) aktiviert, um vor einem gefährlichen Wildtier, vermeintlich einer Löwin, zu warnen. Letztlich war das ein Fehlalarm.

Dagegen entschied sich die Nürnberger Feuerwehr am 18. August gegen einen Großalarm, als ein unvorhergesehenes Unwetter für Überschwemmungen einzelner Stadtteile sorgte und auch beim Hagelschlag in Bad Bayersoien fehlte eine Katastrophenwarnung. Es habe keine akute Lebensgefahr geherrscht, betonen die zuständigen Behörden, der Deutsche Wetterdienst habe nur die Warnstufe 1 ausgegeben.

Warnlagen sollen schneller erkannt werden

Eine effektive Warnung benötigt auch zeitlichen Vorlauf, damit die Behörden und Einsatzkräfte vor Ort die Menschen überhaupt konkret informieren können und diese dann noch sinnvoll reagieren können, um sich selbst und andere zu schützen.

Lokale Extremwetterereignisse können die meteorologischen Analysen und Modelle des Deutschen Wetterdienstes aber kaum sicher und frühzeitig vorhersagen, sagt Dirk Mewes von der Unwetterzentrale des DWD in München. Immerhin will Bayern laut Innenminister Herrmann in den nächsten zwei bis drei Jahren alle Leitstellen an das satellitengestützte mobile Warnsystem anschließen. Dann können sie direkt Cell-Broadcast-Alarm auslösen.

Katastrophenschützer setzen auf breite Beteiligung am Warntag

Eine BR24-Umfrage an einem belebten Platz in München (Münchner Freiheit) zeigte: Viele Handybesitzer haben bisher bei den Probealarmen vergeblich auf eine Warnmitteilung gewartet. Die Mehrheit der Passanten begrüßte deshalb den Warntag und wünschte sich mehr Informationen zum Alarmsystem und zum Selbstschutz im Katastrophenfall.

An Verbesserungen können Bürgerinnen und Bürger selbst mitwirken: Nach dem Probealarm hofft der Katastrophenschutz auf möglichst viel Feedback (auf der Website warntag-umfrage.de), um mit den gesammelten Ergebnissen das Warnsystem gezielt auszubauen.

Sirenen und App-Alarm: So lief der Warntag 2023
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