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Cell Broadcast: Wie funktioniert das Katastrophen-Warnsystem?

Am Donnerstag, 14. März, findet wieder ein landesweiter Warntag in Bayern statt. Dabei kommt auch das Warnsystem Cell Broadcast zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um eine 20 Jahre alte Technologie, über die Warnmeldungen direkt aufs Handy kommen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal mit mehr als 100 Toten im Sommer 2021 wurde deutlich: Das Warnsystem für Katastrophen, das über Jahre eher vernachlässigt und - im Fall von Warn-Sirenen - sogar abgebaut worden war, muss dringend verbessert werden. Dazu soll auch Cell Broadcast beitragen, eine Technologie, die es schon vor mehr als 20 Jahren gab und die Nachrichten direkt aufs Mobiltelefon schickt.

Wie funktioniert Cell Broadcast?

Doch nachdem Cell Broadcast zwischenzeitlich gar nicht mehr genutzt wurde, musste die Technik erst wieder reaktiviert werden.

Im Gegensatz zu vielen anderen Diensten auf Handys und Smartphone haben die Warn-Nachrichten bei Cell Broadcast keinen Rückkanal und gleichen damit Rundfunksignalen. Das heißt, der Sender weiß nicht, ob und wer die Nachricht empfangen hat und es gibt keine Möglichkeit für die Empfänger, zu antworten. Die Nachricht wird von den Sendemasten der Mobilfunkbetreiber in die einzelnen Empfangszellen des Mobilfunknetzes gesendet – daher der Name Cell Broadcast.

Keine App für Cell Broadcast notwendig

Der Vorteil: Das geht viel schneller und ist unabhängig von den übrigen Diensten. Cell Broadcast funktioniert also auch, wenn das Netz, das beispielsweise fürs Telefonieren oder SMS genutzt wird, überlastet ist.

Im Gegensatz zu bisherigen Katastrophen-Warnsystemen wie Katwarn oder Nina ist für Cell Broadcast keine App notwendig. Das Betriebssystem des Smartphones verarbeitet die Cell-Broadcast-Nachricht direkt und sie erscheint auf dem Bildschirm, dazu wird ein Warnton abgespielt.

Update für moderne Smartphone-Betriebssystem nötig

Die Vorteile brauchen aber im Gegenzug auch spezielle Voraussetzungen: Zum Beispiel muss das Betriebssystem des Smartphones die Warn-Nachricht empfangen und verarbeiten können. Nachdem Cell Broadcast über Jahre nicht genutzt wurde, müssen moderne Smartphone-Betriebssysteme erst nachgerüstet werden. Google und Apple, die Hersteller der beiden dominierenden Smartphone-Betriebssysteme IOS und Android, haben dafür entsprechende Updates angekündigt. Weil aber diese Updates nur für aktuelle Betriebssystem-Versionen zur Verfügung gestellt werden, werden ältere Smartphones nicht aktualisiert.

Bei den Smartphones von Apple funktioniert das Warnsystem mit allen Geräten ab dem iPhone 6s aufwärts und den Betriebssystemversionen iOS 16.1 oder 15.7.1 und 15.6.10. Geräte mit dem Google-Betriebssystem Android sind von der Version 11 an aufwärts kompatibel. Eine vollständige Liste der Geräte findet sich auf der Seite des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

Ältere Handys: Bundesnetzagentur bessert nach

Übrigens: Viele der noch älteren Handys mit Tastatur können Cell Broadcast-Nachrichten grundsätzlich empfangen, weil das System damals noch für Zusatzdienste wie Börsennachrichten vorbereitet war. Hier gab es allerdings eine Zeit lang ein anderes Problem: Früher nutzten die Informations-Kanäle eine dreistellige Nummerierungszahl. Für das jetzige System aber schreibt eine EU-Richtlinie eine vierstellige Nummerierungszahl vor.

Doch die Bundesnetzagentur hat sich im August 2023 über die EU-Richtlinie hinweggesetzt und parallel zur vierstelligen auch eine dreistellige Nummer – 919 - zugelassen, um auf diese Art alte Geräte wenigstens in der höchsten Warnstufe 1 ansprechen zu können.

Muss auf einigen Mobilgeräten extra eingeschaltet werden

Eine weitere Schwierigkeit auf dem Weg zum Empfang von Cell Broadcast-Nachrichten ist, dass bei einigen Geräten Cell Broadcast extra eingeschaltet werden muss. So findet man zum Beispiel beim iPhone in den genannten Betriebssystemen unter "Einstellungen" über den Menüpunkt "Mitteilungen" ganz unten den Punkt "Cell Broadcast Alerts".

Auf Android-Geräten ist die Rubrik in der Regel im Einstellungen-Menü in Untermenüs wie "Sicherheit und Notfall" untergebracht.

Cell Broadcast ist nur so gut wie das Mobilfunknetz

Grundsätzlich aber ist die Nachrichtenübertragung via Cell Broadcast im Katastrophenfall nur so gut und sicher wie das Mobilfunknetz des jeweiligen Netzbetreibers. Denn wenn Mobilfunkmasten - wie im Ahrtal - weggeschwemmt werden oder im Fall eines Black-Outs keinen Strom haben, fallen diese Mobilfunkzellen und damit eine Nachrichtenübertragung aus.

Auch deswegen betonen alle Experten: Cell Broadcast soll eine Ergänzung, ein weiterer Weg sein, Menschen im Katastrophenfall zu warnen. Apps wie Katwarn oder Nina sollen weiter bestehen bleiben. Auch Warnmethoden wie Sirenen seien weiterhin wichtig, werden reaktiviert oder auch neu installiert. Sie rufen durch den Warnton dazu auf, den Fernseher oder das Radio einzuschalten. Fachleute raten daher, dass in jedem Haushalt mindestens ein batteriebetriebenes Radio vorhanden sein sollte.

Dieser Artikel ist erstmals am 7.03.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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