Dächer in Bad Bayersoien sind durch schwere Unwetter beschädigt.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Felix Hörhager

Unwetter in Bad Bayersoien haben Dächer schwer beschädigt.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Nach schwerem Unwetter - Hilfe aus ganz Bayern in Bad Bayersoien

Unwetter haben im Süden Bayerns eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Die Aufräumarbeiten werden mancherorts Wochen dauern. Besonders schlimm traf es die Gemeinde Bad Bayersoien. Aus ganz Bayern kommen Hilfskräfte des Technischen-Hilfswerks.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Die Unwetter am Wochenende haben in Oberbayern und Schwaben zum Teil verheerende Schäden angerichtet. Die Aufräumarbeiten werden zum Teil noch Monate dauern. In Bad Bayersoien im oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen sei die Unterstützung von Einsatzkräften aus anderen Landkreisen nötig, hieß es am Sonntag in der gemeinsamen Mitteilung des Landkreises und der Gemeinde. Landrat Anton Speer (Freie Wähler) habe daher den Katastrophenfall ausgerufen. Sturm und massiver Hagel hätten am Samstagnachmittag 80 Prozent der Gebäude in dem Ort schwer beschädigt.

"Wie nach einem Luftangriff"

Der Ort sieht aus wie nach einem Luftangriff, sagen Augenzeugen. Bäume und Gärten sind verwüstet. Alle Fahrzeuge, die im Freien standen, haben Beschädigungen bis hin zum wirtschaftlichen Totalschaden. Die Schäden an den Häusern gehen in die Millionen, schätzen die Verantwortlichen. Die Aufräumarbeiten werden mehrere Wochen dauern, die Reparatur der Häuser Monate.

Hilfe kommt aus ganz Bayern

In Windeseile wurden große Planen organisiert, um die Dächer bis zum erwarteten Starkregen am Sonntag und Montag notdürftig abzudecken. Hilfskräfte des Technischen Hilfswerks kommen aus ganz Bayern nach Bad Bayersoien. Die ersten Helfer kamen aus Rosenheim, Cham und Coburg in der Nacht an. Auch mehrere Feuerwehrkräfte aus den niederbayerischen Landkreisen Deggendorf und Regen haben geholfen. Sie sind am Sonntagmorgen mit 13 Notdächern nach Bad Bayersoien gefahren und haben sie dort aufgebaut. Mit den Notdächern sollen weitere Folgen gemindert werden.

Die niederbayerischen Feuerwehrleute waren nach erfolgreicher Arbeit am späten Abend wieder zurück im Landkreis Deggendorf und wurden dort von Landrat Bernd Sibler (CSU) empfangen. Neben den Kräften aus dem Landkreis Regen waren am Einsatz Helfer der Wehren in Pielweichs, Pankofen und Osterhofen beteiligt.

Fast alle Häuser in Bad Bayersoien beschädigt

Hagelkörner, so groß wie Tennisbälle, deckten in Bad Bayersoien über 100 Dächer komplett ab, 200 weitere wurden stark beschädigt. Nur wenige Häuser der 1300–Einwohner-Gemeinde sind unbeschädigt. Auch Autos, die im Freien standen, wurden durch die Wucht der riesigen Hagelkörner demoliert. Die 1.300 Bewohner der Gemeinde blieben offenbar unverletzt.

Eine zentrale Maßnahme der Feuerwehr, der Bergwacht und des Technischen Hilfswerks (THW) sei nun die Sicherung und Abdichtung der Dächer in dem Ort. Es seien Notdächer angefordert worden, die aus ganz Bayern nach Bad Bayersoien transportiert werden sollen.

Kissing: Zwölf Verletzte bei Aufbau von Bierzelt

In Kissing bei Augsburg wurden zwölf Menschen verletzt, als sie ein Bierzelt aufbauten. Sechs von ihnen trugen laut Polizei schwere Verletzungen davon. Eine Windböe hatte das Zelt erfasst und etwa 30 Menschen hätten versucht, es festzuhalten.

Ebenfalls in Kissing deckte der Sturm das Dach eines Seniorenheimes ab und schleuderte die Trümmer auf die Autos auf dem Parkplatz davor. Laut Bayerischem Roten Kreuz mussten rund 100 Seniorinnen und Senioren in Sicherheit gebracht werden. Auch die Decke eines Kissinger Supermarktes stürzte ein, sodass der Markt unter Wasser stand, wie Einwohner BR24 berichteten. Hagelkörner verletzten zudem Fußgänger. Das Eis musste mit Schneeschaufeln von den Bürgersteigen geräumt werden. Zahlreiche Keller liefen voll und einige Bäume stürzten auf geparkte Autos.

Verwüstungen in Benediktbeuern

In Benediktbeuern gibt es das gleiche Bild der Zerstörung: Rund 80 Prozent der Häuser seien durch große Hagelkörner beschädigt worden, so der Kreisbrandrat Erich Zengele - auch das Kloster. Dort lägen die Schindeln zentimeterhoch im Innenhof, zahlreiche Helfer versuchten derzeit, die Löcher abzudecken. Die Dächer von Basilika, Anastasia-Kapelle und über dem Barocksaal hätten Priorität.

Auch die Schule im Ort ist massiv betroffen. Ob ein regulärer Schulbeginn in zwei Wochen stattfinden kann, ist noch unklar. Auch im südlich von Bad Tölz gelegenen Arzbach laufen die Aufräumarbeiten nach den Unwettern auf Hochtouren.

Umgestürzte Bäume und abgeschleppte Segelboote

Auf dem Rosenheimer Herbstfest stand das Festzelt unter Wasser. Im Landkreis Pfaffenhofen fiel in mehreren Gemeinden der Strom aus, nachdem ein Baum in eine Hochspannungsleitung gestürzt war. Laut Landratsamt waren rund 3.000 Haushalte ohne Strom. In Kammer bei Traunstein kippte ein Kran auf ein Wohnhaus.

Auf dem Chiemsee mussten laut Bayerischem Roten Kreuz mehrere Elektro- und Segelboote abgeschleppt oder geborgen werden. Die Regenmassen sorgten auf den Straßen im Freistaat teilweise für Aquaplaning und damit für Unfälle. So wurde auf der Bundesstraße 2 bei Roth in Mittelfranken ein 22 Jahre alter Autofahrer schwer verletzt, als sein PKW auf der nassen Straße ins Schleudern geriet und gegen einen Baum prallte.

Dauerregen geht weiter

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte am Montag vor Dauerregen in der Südhälfte des Freistaats und in der Oberpfalz bis zum Dienstag. An den Alpen gebe es Unwetter durch Dauerregen, der extrem ergiebig sei, hieß es. Die Temperaturen sollen unter der 20-Grad-Marke bleiben. Auch für Dienstag wird regnerisches und kühles Wetter im Freistaat erwartet.

Wegen des Dauerregens warnten die Wasserwirtschaftsämter vor Hochwassergefahr in einigen Kommunen: Betroffen sind demnach die Stadt Ingolstadt, die Landkreise Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen an der Ilm und Mühldorf am Inn sowie Stadt und Landkreis Rosenheim.

Mit Material von dpa und AFP

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!