Photovoltaik-Anlage auf einem Feld
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Photovoltaik-Anlage auf einem Feld (Symbolbild)

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Zu viel Sonne – Bayernwerk schaltet PV-Anlagen ab

Wegen des tagelangen Sonnenscheins haben etliche Photovoltaik-Anlagen in Bayern zu viel Strom produziert. Der Netzbetreiber Bayernwerk musste daher einige vom Netz nehmen – die Netze waren überlastet. Ein "unumgänglicher" Vorgang, so Bayernwerk.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Wegen des sonnigen Wetters hat der Stromnetzbetreiber Bayernwerk bereits am Dienstag eine Reihe von Photovoltaik-Anlagen in Niederbayern, der Oberpfalz und im östlichen Oberbayern abgeschaltet. Ursache dafür ist nach Angaben von Konzernsprecher Christian Martens, dass die Leitungsnetze den angelieferten Strom nicht mehr weiterverteilen konnten und auch keine Abnehmer da waren. Angesichts dessen hält Bayernwerk die Abschaltung von Photovoltaik-Anlagen für "unumgänglich".

  • Zum Artikel: Photovoltaik - Braucht Bayern dafür einen Plan?

Anlagen speisten nicht ins Netz ein

"Den Anlagenbetreibern entsteht kein Schaden, sie bekommen für nicht gelieferten Strom auf der Basis einer Modellrechnung Geld", sagte Martens auf Nachfrage von BR24. Anlass der Nachfrage waren Reaktionen von PV-Anlagenbetreibern im Raum Waldmünchen im Landkreis Cham. Sie hatten in dieser Woche plötzlich gemerkt, dass ihre jeweiligen Anlagen trotz langen Sonnenscheins nicht ins Netz einspeisten – daraufhin dachten sie zunächst, die Anlagen seien defekt.

Tatsächlich aber wurden die Anlagen im Rahmen eines "Engpassmanagements" des Bayernwerks zentral vom Netz genommen. Entscheidend sei, sagt Konzernsprecher Martens, wie sich das Stromangebot und die Nachfrage danach entsprechend einer Prognoserechnung entwickeln. "Es gibt eine stufenweise Regelung, bei der eine Anlage komplett, zu 60 Prozent oder zu 30 Prozent vom Netz genommen wird, und außerdem gilt, dass wir lieber zehn große Anlagen vom Netz nehmen als hundert kleine."

Netzüberlastung vorbeugen

Rund 5.000 bis 10.000 Anlagen regelt das Bayernwerk täglich. Zum Vergleich: An seinem Netz hängen 400.000 Anlagen. Geregelt wird der Strom durch automatische Algorithmen. Bei Abschaltungen werden zunächst größere Anlagen vom Netz genommen, doch es können auch private Anlagen betroffen sein. Die Betreiber werden bei der Abschaltung ihrer Anlage informiert.

Die Regulierung ist laut Bayernwerk deshalb wichtig, da sonst die Netzsicherheit nicht gewährleistet wäre. "Das Netz wäre überlastet und es könnte auch zu Ausfällen kommen", so Johannes Larsen, der Leiter der Systemführung bei Bayernwerk.

Die Abschaltung von PV-Anlagen ist beim Bayernwerk kein lokales, sondern ein bayernweites Thema. Die Hotspots dafür liegen laut Larsen in Niederbayern, Oberbayern und der Oberpfalz. "Doch wir sehen, dass sich das über den ganzen Netzbetrieb erstreckt."

Abschaltung von PV-Anlagen ist "Tagesgeschäft"

Die Anlagen werden vor allem den Sommer über reguliert. "Wir müssen Energie aufnehmen, weiterverteilen, regulieren und eingreifen, sollte es zu viel sein", so Larsen. Die vom Bayernwerk ferngesteuerte Abschaltung sei Tagesgeschäft, "weil wir den Strom nicht einspeichern können".

Der Strom müsse unmittelbar abgenommen oder verbraucht werden. Passiert das nicht, wird versucht, den überschüssigen Strom über das Netz innerhalb von Europa zu verteilen. "Doch das geht nicht immer, da unter anderem die Leitungen und das Netz den Strom nicht transportieren können", erklärt der Leiter der Systemführung.

Larsen vergleicht die Abschaltung mit dem Ferienbeginn: "Wenn alle Richtung Süden wollen, da gibt es Stau, und unsere Aufgabe ist es eben, die Staus bestmöglich umzuleiten, und vielleicht auch Straßensperrungen anzuordnen, dass nicht mehr Leute auf die Autobahn auffahren."

Regelung im Netz notwendig

Außerdem spielt eine Rolle, ob das Bayernwerk überschüssigen Strom über das Unternehmen Tennet ins europäische Stromnetz einspeisen kann. Gerade an sonnigen Tagen erreicht die Einspeisung aus PV-Anlagen mittags und am frühen Nachmittag ihren Höhepunkt, dann seien Regelungen im Netz notwendig.

Insgesamt greift die Bayernwerk-Zentrale rund zehntausendmal pro Tag ins Netz ein, um Angebot und Nachfrage nach Strom ins Gleichgewicht zu bringen. Bayernwerk-Sprecher Martens erwartet, dass der im Bau befindliche Südostlink aus Norddeutschland nach Niederbayern - so wörtlich - "Teil der Lösung" für solche Netzprobleme ist.

Johannes Larsen dringt im BR-Gespräch auf einen Ausbau des Netzes auf dem flachen Land, damit Strom aus den Photovoltaik-Anlagen besser dorthin verteilt werden kann, wo er gebraucht wird.

Im Video: Sonnenstrom aus Bayern: Wie kurbeln wir die Produktion an?

Solarpark in der Oberpfalz im Spätsommer.
Bildrechte: BR/Herbert Ebner
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Sommerlandschaft

Dieser Artikel ist erstmals am 13.09.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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