In Berlin grast eine Kuhe vor dem Reichstagsgebäude.
Bildrechte: BR24 / Voigtländer, Nicole

In Berlin grast eine Kuhe vor dem Reichstagsgebäude.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Protestaktion: Kühe grasen vor dem Bundestag

Wo normalerweise Politiker und Touristen vorbeilaufen, grasen dieses Mal Kühe: auf der Wiese vor dem Reichstagsgebäude in Berlin. Landwirte demonstrieren damit für mehr Unterstützung für die Weidehaltung.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Es ist ein skurriles Bild: Kuh Elma knabbert mit ihrer Herde an den kurzen Grasstengeln, hinter ihr erhebt sich das Reichstagsgebäude mit seiner Kuppel. Dazwischen liegt ab und zu ein Kuhfladen. Acht Kühe und drei Kälber grasen am Dienstag im Regierungsviertel, eingezäunt und umringt von Schaulustigen.

"Wirtschaftlich ist Weidehaltung eben nicht", sagt Landwirt Janusz Hradetzky, der die Herde von seinem Hof in Brandenburg hergebracht hat, und das, obwohl die Weide gut für die Tiere, für die Artenvielfalt und fürs Klima sei. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die vor allem kleinere Betriebe vertritt, protestiert mit der Aktion zusammen mit Greenpeace für eine bessere Förderung der Weidehaltung.

Landwirte fordern Weide-Prämie

Es sei günstiger und wirtschaftlich einfacher für die Bauern, die Kühe im Laufstall statt auf der Weide zu halten, sagt Claudia Schievelbein vom AbL-Bundesvorstand. Dabei könnte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir handeln, findet Schievelbein.

Özdemir könnte innerhalb der schon bestehenden Agrarförderung Gelder so umschichten, dass Landwirte, die ihre Tiere auf die Weide schicken davon profitieren. Schievelbein fordert, "dort eine Grünlandförderung einzuführen - eine Prämie für Betriebe, die ihre Kühe auf die Weide lassen."

Bundeslandwirtschaftsministerium will abwarten

Das Bundeslandwirtschaftsministerium versichert auf Anfrage von BR24, es wolle prüfen, "ob und wie man die Milchviehhaltung auf Grünland stärken könnte." Es verweist aber darauf, dass die Agrarförderung gerade neu aufgestellt wurde. Das will das Ministerium erstmal evaluieren und später über Änderungen entscheiden.

Der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft ist das zu spät. Es gebe schon jetzt Möglichkeiten, das anzupassen. Auch der Deutsche Bauernverband fordert Verbesserungen bei der Grünland-Förderung bereits für 2024.

Bayern: 17 Prozent der Kühe hat Weidezugang

In Bayern sind Kühe auf der Wiese seltener als wohl viele erwarten würden: knapp 17 Prozent der Milchkühe haben laut aktueller Landwirtschaftszählung einen Zugang zur Weide. Weniger als im Durchschnitt in Deutschland, wo es 31 Prozent sind. Allerdings: während bundesweit die Weidehaltung in den letzten Jahren zurückgegangen ist, ist sie in Bayern gestiegen – von 13 Prozent noch 2009 zu 17 Prozent.

Bayern gegen bundesweite Prämie

Bayerns Landwirtschaftsministerium führt das auf die bayerische Förderung der letzten Jahre zurück. Bayern fördert die Weidehaltung mit einer Weideprämie für Rinder und hat diese vor kurzem erhöht.

Das Ministerium stellt sich gegen die Forderung der AbL einer deutschlandweiten Prämie, denn eine solche Prämie würden alle Landwirte durch Kürzung der Basisprämie zu bezahlen haben. Außerdem fürchtet das Ministerium, dass das die bayerische Prämie aushebeln könnte.

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Bayern, Josef Schmid, ist trotz bayerischer Förderung für eine zusätzliche bundesweite Lösung. Die bayerische Weideprämie sei eine gute Basis, aber "wenn man Landwirte motivieren will, ihre Tiere rauszulassen, dann muss da mehr kommen als 75 Euro pro Tier", sagt Schmid.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!