Die katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Krummennaab im Landkreis Tirschenreuth.
Bildrechte: BR/Rudolf Heinz

Aufgrund der vielen Kirchenaustritte stehen weniger Kirchensteuern zur Verfügung und das Geld fehlt unter anderem bei der Sanierung von Kirchen.

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Pfarreien in Geldnot: Droht Dorfkirchen bald der Abriss?

Wegen der vielen Kirchenaustritte werden die kleinen Dorfkirchen für Pfarreien vielerorts zum Problem. Sie müssen für viel Geld - das nicht da ist - saniert werden. Bedeutet das den Abriss? Im Landkreis Tirschenreuth könnte das schon bald passieren.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Krummennaab ist das Wahrzeichen des kleinen Ortes im Landkreis Tirschenreuth. Auf den ersten Blick sieht das achteckige Gebäude zwar gut aus, doch bei näherer Betrachtung fällt auf, dass hier dringend einiges saniert werden müsste.

92 Jahre alte Kirche: Dach und Fenster sind das Problem

Der bauliche Zustand der Kirche beschäftigt auch Werner Heindl, den Kirchenpfleger von Krummennaab. Seit Jahren muss er zusehen, wie die Kirche zum kompletten Sanierungsfall wird. Vor allem das Dach und die undichten Fenster seien ein großes Problem, so Heindl. Auch die Eingänge und Teile des Mauerwerks des 92 Jahre alten Gebäudes müssen nach Meinung eines Architekten saniert werden.

Die Kosten für die komplette Instandsetzung belaufen sich auf rund 900.000 Euro. Das Bistum Regensburg würde davon 50 Prozent übernehmen. Für den Rest muss die kleine Kirchenstiftung selbst aufkommen. Die Höhe der Investitionssumme wäre für die Gläubigen nur machbar, wenn sie die gesamten Ersparnisse der Gemeinde aufbrauchen würden. "Ich habe oftmals schlaflose Nächte, wie wir das Ganze finanzieren sollen", erzählt Heindl im BR-Interview.

Nächstes Problem: Nicht sakrale Gebäude

Direkt neben der Pfarrkirche steht das Kinderhaus St. Marien. Träger der Kinderkrippe und des Kindergartens ist die Kirchenstiftung Krummennaab. Auch hier sei es in den vergangenen Jahren zu einem Investitionsstau gekommen, berichtet die erste Bürgermeisterin der Gemeinde Krummennaab, Marion Höcht. Vor 35 Jahren wurde die Einrichtung gebaut und entspricht laut Höcht jetzt nicht mehr den aktuellen Voraussetzungen. So müsse nicht nur die Kinderkrippe erweitert werden, auch der Förderunterricht benötige dringend einen Gruppenraum.

Der Grund, warum die Bagger noch nicht anrollen, ist auch hier das Geld. Der Kirchengemeinde fehlen schlichtweg die finanziellen Mittel. Die Bürgermeisterin muss sich also darauf einstellen, dass die Kirche die Trägerschaft in Zukunft abgeben wird. In einigen Gemeinden im Landkreis Tirschenreuth ist das laut Höcht bereits passiert. Doch das Problem wird ihrer Meinung nur verlagert. "Am Ende müsste die Gemeinde einspringen und die hat auch nur begrenzte Mittel zur Verfügung."

Diskussionsrunde: Wie soll es weitergehen?

Um über die Zukunft katholischer Gebäude und Einrichtungen zu sprechen, trafen sich auf Einladung des CSU-Bundestagsabgeordneten Albert Rupprecht kommunale Vertreterinnen und Vertreter im Tagungszentrum der Burg Falkenberg. Gemeinsam mit Bischof Rudolf Voderholzer diskutierten sie über die aktuelle Situation in den Kommunen.

Generalvikar Roland Batz kennt die Problematik der über 5.000 Gebäude, die im Besitz des Bistums Regensburg sind. Er äußerte sich ganz offen über die Schwierigkeiten, die in den kommenden Jahren auf die Pfarrgemeinden zukommen. Seiner Meinung nach muss in Zukunft "größere Robustheit" an den Tag gelegt werden, wenn es um nicht sakrale Gebäude geht. "Die muss man unter Umständen abreißen", so Generalvikar Batz. Das Bistum setze aber alles daran, dass Pfarrkirchen nicht verkauft oder abgerissen werden. "Auch, wenn die Pfarrkirchen nicht mehr jeden Sonntag bespielt werden können, sind sie trotzdem der Fingerzeig Gottes im Ort", mahnt er.

Viele Kirchenaustritte – weniger Kirchensteuer

Das Bistum Regensburg befinde sich aktuell in einem Such- und Findungsprozess. Denn die Pfarreien und Stiftungen wollTen wissen, wie es in den nächsten Jahren weitergehe, erklärt Batz. Aufgrund der vielen Kirchenaustritte stehen weniger Kirchensteuern zur Verfügung. Auch die Anzahl der Pfarrer wird sich bis zum Jahr 2034 stark verändern. Aktuell gibt es 356 Pfarrer im Bistum Regensburg, in elf Jahren sind es nur noch 140. Auch die Anzahl der Pfarrgemeinschaften wird sich dadurch wandeln. Laut Batz wird es weniger, aber dafür größere Pfarreien geben.

Neue Nutzungsideen: Kirche wird zu Café oder Museum?

Während der Diskussionsrunde meldet sich auch Bürgermeisterin Höcht zu Wort. Sie zeigte sich zwar erfreut über die Offenheit, die das Bistum an den Tag legt, jedoch zweifelt die Politikerin, was zukünftige Pläne angeht. "Ich glaube, wir sind gar nicht in der Lage zu entscheiden, was mit unseren Kirchen passiert", so Höcht. Sie ist der Meinung, dass man sich über eine neue, andere Nutzung der Kirchen Gedanken machen sollte.

"Ich glaube nicht, dass wir auf Dauer die Kirchen halten können" Marion Höcht, Bürgermeisterin Krummennaab

Sie denkt über ein Café oder Museum nach, wie es beispielsweise in England der Fall ist. "Die Kirche ist ein Wahrzeichen einer Gemeinde und das soll sie auch bleiben, aber vielleicht mit einer anderen Nutzung", meint sie.

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