Landwirt Stefan Pletl mit seinen Rindern auf dem Huberhof in Regen.
Bildrechte: BR/Renate Roßberger

Landwirt Stefan Pletl mit seinen Rindern auf dem Huberhof in Regen.

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Rindfleisch aus der Region: Ein Bauernhof stellt um

Immer mehr Milchbauern geben auf. Aber was dann? Einen Hof verkaufen, kommt für die meisten Bauern nicht in Frage. Der "Huberhof" in Regen produziert statt Milch seit 2020 Rindfleisch aus der Region für die Region.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Südbayern am .

Wer Milchkühe hält, hat 365 Tage im Jahr und sieben Tage die Woche Arbeit. Milchkühe müssen zweimal am Tag, möglichst immer zur gleichen Zeit, gemolken werden. Damit sie überhaupt Milch geben, müssen die Kühe außerdem regelmäßig ein Kalb zur Welt bringen. Die Landwirte müssen also oft auch nachts raus, wenn eine Kälbchengeburt ansteht.

Das war auf dem Huberhof in Regen über mehrere Generationen Alltag. Doch der junge Landwirt Stefan Pletl hat seiner Frau und den drei Kindern zuliebe umgestellt. Seine Frau arbeitet als Förderschullehrerin, war also nie Bäuerin. Opa Josef Pletl ist 74, kann also auch nicht mehr ewig mithelfen.

2020 hat Stefan Pletl die Milchkühe aufgegeben, hält aber trotzdem noch 60 Kalbinnen, also Jungkühe, die nicht gemolken werden müssen, und Ochsen. Sie leben im Winter freilaufend im großen Boxenlaufstall, bekommen alle drei Tage frisches Stroh-Einstreu. Im Sommer grasen sie draußen auf den Wiesen rund um den Hof. Ein glückliches Kuhleben, bis sie nach rund zwei Jahren geschlachtet werden. Der Huberhof produziert also Rindfleisch, allerdings so regional und naturnah wie möglich.

Partnerschaft mit Metzgerin von nebenan

Stefan Pletl möchte, dass seine Tiere am Ende ihres Lebens nicht stundenlang in große Schlachthöfe transportiert werden müssen. Auch das Fleisch soll regional verkauft werden. Deshalb hat er sich mit seiner Nachbarin, der Regener Metzgermeisterin Christina Falter, zusammengetan.

Geschlachtet wird im Schnitt alle zwei Wochen immer nur ein Tier bei einem befreundeten Metzger im Nachbarort Bischofsmais, der ein kleines Schlachthaus hat. Verarbeitet wird das Fleisch in der Metzgerei von Christina Falter, der es auf gute heimische Qualität ankommt.

"Bei Stress werden Hormone ausgeschüttet und die sind dann im Fleisch vorhanden. Umso stressfreier die Umstände bei der Schlachtung, umso angenehmer wird das Fleischprodukt anschließend." Christina Falter, Metzgermeisterin

Die Weidehaltung sorge außerdem für eine gute Qualität, man merke das an der Faserung und am Geschmack, sagt die Metzgermeisterin. "Der Geschmack ist viel intensiver. Das Fleisch wird bei der Lagerung auch weicher als üblich."

Kurze Wege für das Tierwohl

Stefan Pletl möchte, dass seine Tiere möglichst nicht aus dem Landkreis Regen rauskommen. Deshalb kauft er auch die Kälber, die er dann großzieht, in einem nur drei Kilometer entfernten Milchbauernhof. Der hat wie jeder Milchbauernhof immer Kälber, die er abgeben muss und zieht es vor, sie nicht irgendwo in Europa verkaufen zu müssen, sondern ganz in der Nähe.

Weidehaltung im Sommer bedeutet nicht, dass man die Tiere einfach aus dem Stall treibt und den ganzen Sommer fressen lässt. Die Stalltür bleibt zwar tatsächlich offen, wenn die Rinder auf den Wiesen nah am Huberhof grasen, so dass sie auch mal wieder rein können – was sie durchaus tun. Aber sie bekommen immer nur ein bestimmtes Stück Wiese zur Verfügung: der Landwirt betreibt "Weide-Management":

"Im Frühjahr wächst das Gras recht schnell. Das bedeutet, die Tiere können gar nicht alles wegfressen, was nachwächst, wenn sie alles auf einmal bekommen. Dann zertrampeln sie das, was übrig bleibt, und verdrecken es. Deshalb muss man jeden Tag schauen, ob man ihnen mehr oder weniger Fläche gibt." Stefan Pletl, Landwirt

Der Landwirt treibt die Tiere also immer wieder in andere abgezäunte Bereiche. Auch Heu für den Winter muss er machen, hat deshalb zu den 40 Hektar eigenen Flächen noch Wiesen dazu gepachtet.

Allein von der Fleischerzeugung leben könnte die Familie nicht. Finanziell klappt es nur zusammen mit dem Lehrerinnengehalt der Ehefrau, die aber für den Bauernhof auch nicht ihren geliebten Beruf aufgeben muss. Die Arbeit auf dem Huberhof ist leichter zu bewältigen als früher mit den Milchkühen.

Verkaufen würde Stefan Pletl den Hof niemals, erstens weil er dann "die Hälfte des Geldes dem Finanzamt geben müsste", und zweitens, weil er so den Hof für seine Kinder erhalten kann. Vielleicht hat ja eines später Lust, doch wieder Milchbauer oder Milchbäuerin zu werden.

  • Zum Artikel: Grüne Woche - Ist Fleisch ungesund und klimaschädlich?

💡 Mehr als eine Million Kühe in Bayern

Seit 2017 ist die Zahl der Bauernhöfe mit Milchkuhhaltung in Bayern um insgesamt 20,4 Prozent zurück gegangen. Das geht aus den Daten der Agrarstatistik hervor. Die meisten dieser Betriebe, so das bayerische Landwirtschaftsministerium, haben aber nicht den ganzen Hof aufgegeben.

Die Gesamtzahl an landwirtschaftlichen Betrieben in Bayern ist von 2016 bis 2021 – nur dafür gibt es schon die Zahlen – nur um 7,1 Prozent gesunken. Die meisten haben also den Hof nur umgestellt, zum Beispiel auf Rinder- oder Mutterkuh-Haltung oder auch auf andere Zweige wie etwa reinen Ackerbau.

Mangel an Milchbauernhöfen, die meistens immer größer werden müssen, um zu überleben, herrscht nicht: Momentan hat Bayern noch immer mehr als 24.000 Milchbauernhöfe mit insgesamt 1,08 Millionen Milchkühen.

(Quelle: Bayerisches Landwirtschaftsministerium)

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