Zerstörter Bus auf Rhodos
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Ausgebrannter Bus auf Rhodos (aufgenommen am 26. Juli 2023)

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Griechenland und Italien: Nach den Bränden eine Mondlandschaft

Im Mittelmeerraum scheinen die schlimmsten Waldbrände unter Kontrolle zu sein. Die Gefahr von neuen Brandherden bleibt aber groß. Während die griechische Feuerwehr Fortschritte meldet, wurden im italienischen Apulien erneut Wohnungen evakuiert.

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In Griechenland haben die Feuerwehren am Freitag alle größeren Brände unter Kontrolle gebracht oder gelöscht. Die Arbeit der Einsatzkräfte wurde durch einen Rückgang der Temperaturen und nachlassenden Wind erleichtert, wie die Feuerwehr mitteilte. Der griechische Minister für Klimawandel und Katastrophenschutz, Vassilis Kikilias, sagte, allein im Juli seien 400 Quadratkilometer Land verbrannt. Der jüngste Durchschnitt liege bei 500 Quadratkilometern pro Jahr.

  • Zum Artikel: Mehrere Tote nach Waldbränden in Griechenland und Italien
  • Griechischer Minister warnt vor Klimakrise

    "Ist die Situation in anderen Mittelmeeranrainerstaaten besser? Das ist eine berechtigte Frage", sagte Kikilias. "Aber die Antwort ist nein." Die Klimakrise sei da, und sie werde andauern. "Das ist keine Theorie. Es ist unsere tatsächliche Erfahrung." Am Freitag sanken die Temperaturen bereits den zweiten Tag in Folge. Der Wetterdienst EMY sagte für Freitag Höchstwerte von 37 Grad Celsius voraus. Allerdings rechnete er erneut mit starken Winden. Zuvor hatte es eine ungewöhnlich lange, extreme Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 46 Grad gegeben. Einige Fachleute sprachen von der längsten Juli-Hitzewelle seit Jahrzehnten.

    Für Waldbrände zeichnet allerdings in den meisten Fällen direkt der Mensch verantwortlich und nicht der Klimawandel. Bürgermeister und Regionalgouverneure in griechischen Medien wollen Brandstifter zur Rechenschaft ziehen. Die meisten davon hätten "verantwortungslos und fahrlässig gehandelt", sagte der Gouverneur der Region Thessalien, Kostas Agorastos. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis betonte, die Justiz werde "die Brandstifter hart bestrafen". Bislang ist aber nur ein mutmaßlicher Brandstifter auf Rhodos in Polizeigewahrsam genommen worden, wie örtliche Medien berichteten.

    Munitionslager explodiert - umliegender Brand unter Kontrolle

    In Griechenland hielten die Behörden eine Sperrzone um einen Luftwaffenstützpunkt aufrecht, auf dem am Vortag die Flammen Explosionen in einem Munitionsdepot ausgelöst hatten. Die Detonationen am Donnerstagabend auf dem Stützpunkt des 111. Kampfgeschwaders in der Region Volos in Zentralgriechenland ließen Fensterscheiben in den umliegenden Orten zerspringen. Mehr als 2000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht und Kampfjets auf einen anderen Stützpunkt verlegt. In einem Radius von drei Kilometern um das Gelände blieben ein ziviles Fahrverbot und eine Evakuierungsanordnung in Kraft.

    Bewohnte Gebiete nicht mehr vom Feuer bedroht

    Reporter auf den Inseln Rhodos, Euböa und Korfu berichteten, die Lage sei deutlich besser. Bewohnte Gebiete werden demnach nicht mehr bedroht – auch nicht in Mittelgriechenland, wo am Mittwoch wegen Trockenheit und starker Winde zahlreiche Brände ausgebrochen waren.

    Für eine grundlegende Entwarnung sei es aber noch zu früh: "Die Brandgefahr bleibt groß. Es herrscht weiterhin höchste Alarmstufe", sagte ein Feuerwehrsprecher am Donnerstag im staatlichen Fernsehen. Meteorologen warnten immer wieder, starke Winde zusammen mit der Trockenheit seien ein "explosiver Cocktail". Auch der Zivildienst mahnte abermals, die Brandgefahr werde auch am Freitag in zahlreichen Regionen hoch bleiben. Auf einer Brandgefahr-Karte waren jedoch erstmals seit einigen Tagen keine roten Gebiete eingezeichnet, die extrem hohe Brandgefahr zeigen.

    Rhodos: Mondlandschaft hinter geretteten Häusern

    Im beliebten Ferienort Gennadi auf Rhodos kehrten die Menschen für Aufräumarbeiten zurück zu ihren Häusern. Die Ortschaft war in der Nacht auf Mittwoch gerade noch rechtzeitig vor den Flammen gerettet worden – so auch das Ferienhaus der Deutschen Carmen Di Ninni. "30 Meter hinter dem Haus beginnt die verbrannte Mondlandschaft", sagt Di Ninni jetzt, die mit ihrer Familie die vergangenen Tage im Hotel verbracht hat. Sie blickt mit Sorgen in die Zukunft: "Wenn nach dem Feuer auch noch die Urlaubsgäste ausbleiben, dann wird die Katastrophe unbeschreiblich, dann gibt es auch kein Geld mehr, um das aufzubauen, was verbrannt ist. Kommt weiterhin nach Rhodos, die Insel braucht euch!"

    Bei den Bränden in Griechenland sind bislang vier Menschen ums Leben gekommen, knapp 50.000 Hektar Wald und Vegetation gingen nach Schätzungen des Athener Observatoriums in Flammen auf. Zehntausende Einwohner und Touristen mussten evakuiert werden.

    Etwas Entspannung in Italien – aber noch keine Entwarnung

    Nach tagelanger Hitze besserte sich dank des kühleren Wetters auch in anderen Ländern im Mittelmeerraum die Lage. So konnten die Feuerwehren an der kroatischen Küste und auf Sizilien Brände eindämmen.

    In der italienischen Provinz Lecce im südlichen Apulien erreichte ein Brand am Donnerstagabend einige Häuser und näherte sich bedrohlich der Küste. Zwischenzeitlich mussten Ferienwohnungen evakuiert werden und in den sozialen Medien kursierten Videos, wie Menschen vom Strand der Gemeinde Ugento vor den sich nähernden Flammen flohen.

    In langen Nachteinsätzen konnte die Feuerwehr dort jedoch die kritischsten Brände unter Kontrolle bringen, wie der Sprecher der Feuerwehr im italienischen Fernsehen sagte. Die Lage habe sich entspannt. In Apulien waren durch die Brände einige Bauernhöfe betroffen, viele Olivenbäume wurden zerstört. Seit vergangenen Sonntag seien die Feuerwehrleute in Süditalien - zwischen Sizilien, Sardinien, Apulien und Kalabrien - zu mehr als 3.200 Einsätzen ausgerückt, hieß es von der Feuerwehr weiter.

    Unterdessen sind die Feuerwehrleute auch weiterhin auf Sizilien im Einsatz. Vor allem der Norden rund um die Hauptstadt Palermo ist weiterhin betroffen. Die Lage sei jedoch nicht mehr so kritisch, wie in den vergangenen Tagen, hieß es.

    Kroatien: Rauchwolke bei Split

    Auch auf der kroatischen Insel Ciovo brennt es. Starker Wind behindert die Löscharbeiten. Häuser seien bislang noch nicht von den Flammen bedroht, doch örtliche Medien veröffentlichten Fotos von dichtem Rauch, der bis ins rund 15 Kilometer südlich der Insel gelegenen Split drang. Rund 150 Feuerwehrleute würden von sechs Löschflugzeugen darin unterstützt, das Feuer unter Kontrolle zu bringen, erklärte der nationale Feuerwehrverband.

    Nahe Dubrovnik war ein Anfang der Woche ausgebrochenes Feuer bis auf etwa zwölf Kilometer an die historische Innenstadt herangekommen. Es konnte am Mittwoch aber unter Kontrolle gebracht werden. Die Altstadt von Dubrovnik zählt zum Weltkulturerbe der Unesco. Sie zieht jährlich bis zu einer Million Besucher an, ebenso wie die rund 1.000 Inseln der kroatischen Adria-Küste.

    In den übrigen Staaten am Mittelmeer beruhigte sich die Lage - auch in Algerien. Dort waren bei Bränden mindestens 24 Zivilisten sowie zehn Mitarbeiter des Militärs ums Leben gekommen.

    Mit Informationen von dpa, AP und AFP

    Im Video: Brände in Griechenland unter Kontrolle

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