Ein Hubschrauber wirft Wasser über einem Waldbrand in Griechenland ab
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Thanassis Stavrakis

Tropfen auf den heißen Wald: Die Feuerwehr in Griechenland kommt beim Kampf gegen die Waldbrände nur mühsam voran

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Brände in Griechenland: Die "größten in der Geschichte der EU"

Es brennt weiter in Griechenland. Und schon jetzt ist ein trauriger Rekord sicher: Bei den Waldbränden im Nordosten des Landes handelt es sich um die größten Brände, die es in der Europäischen Union jemals gegeben hat.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Das Ausmaß der katastrophalen Waldbrände in Griechenland ist bisher nicht abzuschätzen - doch schon jetzt ist klar: Noch nie ist in der EU so viel zusammenhängende Fläche abgebrannt wie derzeit im Nordosten des Landes.

Laut der EU-Kommission handelt es sich damit bei den Bränden nahe der Hafenstadt Alexandroupolis um die größten Brände in der Geschichte der Europäischen Union. Es seien bereits als 73.000 Hektar verbrannt, teilte der Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic, am Donnerstag mit. Das entspricht einer Fläche fast so groß wie die Stadt Hamburg.

Der Wind lässt nach - doch noch ist das Löschen schwierig

Die Feuer hatten sich seit vergangenem Samstag ausgebreitet. Im Nationalpark Dadia, rund um die Stadt Alexandroupolis sowie weiter Richtung Westen tobten die Brände zuletzt weiter, ebenso im Nordwesten Athens und anderen Teilen des Landes. Am Stadtrand von Athen mussten wegen der heranrückenden Brände am Donnerstag erneut Siedlungen evakuiert werden. 60 Feuerwehrleute wurden nach Angaben der Einsatzkräfte in den vergangenen Tagen bei Löscharbeiten verletzt.

Es gibt allerdings Hoffnung: Der starke Wind ließ zuletzt etwas nach. Dadurch wurden die Löscharbeiten etwas einfacher. Allerdings: Die größten Feuerfronten sind nach Angaben der Einsatzkräfte zu umfassend, als dass sie einfach so gelöscht werden könnten. Aktuell sind tausende Feuerwehrleute an den vielen Brandherden des Landes im Einsatz: Neben den griechischen Kräften seien auch Feuerwehrwehrleute und Piloten mit Löschflugzeugen aus Deutschland, Albanien, Frankreich, Bulgarien, Tschechien, Schweden und Zypern im Einsatz.

Minister spricht von "asozialen Brandstiftern"

Die Behörden vermuten Blitzeinschläge als Ursache für die Feuer - vor allem aber: absichtliche Brandstiftung. Dem griechischen Bürgerschutzminister Vassilis Kikilias platzte deshalb der Kragen: "Was hier passiert, ist nicht nur unerhört, sondern obszön und kriminell", sagte er bei einer Krisensitzung in der Zentrale des Zivilschutzes und richtete sich dann direkt an die Brandstifter: "Sie begehen ein Verbrechen gegen das Land. Sie werden nicht verschont, wir werden Sie finden, Sie werden von der Justiz zur Rechenschaft gezogen."

Kikilias bezog sich dabei vor allem auf die Brände am Fuße des Gebirges Parnitha nordwestlich von Athen. Dort seien am Donnerstagvormittag an verschiedenen Stellen insgesamt neun Brandanschläge verübt worden. Der Minister zählte die jeweils neuen Brandherde sogar mit genauen Uhrzeiten auf. Die Täter gefährdeten Wälder, Eigentum und vor allem Menschenleben, sagte er. Es handele sich um "asoziale Brandstifter".

Mehrere Festnahmen wegen Brandstiftung

Die Täter festzunehmen ist allerdings schwer und gelingt nur selten: Meist werden Feuer in einsamen, unwegsamen Gebieten gelegt. Bis die Brände an Fahrt aufnehmen, sind die Täter längst auf und davon. Am Donnerstag wurden dennoch insgesamt vier mutmaßliche Brandstifter festgenommen, teils aufgrund von Augenzeugen, teils, weil sie bei Kontrollen Material mitführten, das sich zur Brandstiftung eignet, darunter etwa Spraydosen. Über mögliche Motive war nach Angaben griechischer Medien zunächst nichts bekannt.

Die griechische Opposition warf der Regierung unterdessen Missmanagement vor. Der Sprecher der oppositionellen Syriza-Partei, Stergios Kalpakis, sagte in einem lokalen Radiosender: "Wir erleben gerade Tage des völligen Zusammenbruchs."

Mit Informationen von dpa und AFP.

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