Hochwasser wie hier in Ostbayern 2018 verursachen oft enorme Schäden und Kosten an Haus und Hof. Eine Elementarschaden-Versicherung kann helfen.
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Hochwasser wie hier in Ostbayern 2018 verursachen oft enorme Schäden und Kosten an Haus und Hof. Eine Elementarschaden-Versicherung kann helfen.

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Zusatz-Versicherung hilft bei Hochwasser-Schäden

Hochwasser und andere Extremwetterlagen werden immer häufiger passieren, so die Prognose von Experten. Schäden am Haus können teuer werden. Seit 2019 hat der Freistaat die Soforthilfen bei Hochwasserschäden eingestellt. Helfen können Versicherungen.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Überall Wasser im Haus: Zerstörte Möbel, Teppiche, elektronische Geräte. Das Zuhause ist einsturzgefährdet, die stinkende braune Brühe in jede Ritze eingedrungen. Ein Horrorszenario, das auch in Bayern passiert: Cham 2022, Berchtesgadener Land 2021, Landkreis Deggendorf und Passau 2013.

Die Stadt Simbach am Inn und den Markt Triftern im Landkreis Rottal-Inn hat es 2016 erwischt: Nach einem heftigen Starkregen rauschte eine meterhohe Flutwelle durch Simbach. In Triftern schwoll der Altbach derart an, dass der Ortskern geflutet wurde. Sieben Menschen starben. Oft sind es die eigentlich kleinen Bäche und Flüsse, die nach dem Starkregen ungeheure Wassermassen mit sich führen.

Niederbayern immer wieder von Hochwasser betroffen

Besonders Niederbayern ist immer wieder von Hochwasser betroffen. Die Passauer sind schon fast gewöhnt an immer wieder überschwemmte Straßen. Die verheerendste Flutkatastrophe im Freistaat war vor zehn Jahren im Landkreis Deggendorf. Der Höchstpegel der Donau lag am 4. Juni 2013 bei 8,08 Metern und übertraf damit den bisherigen Rekordpegel von 7,48 Metern. Weite Teile des Landkreises - ungefähr eine Fläche so groß wie der Tegernsee - waren überschwemmt. Tausende Menschen mussten ihre Häuser, die teils meterhoch unter Wasser standen, verlassen und alles zurücklassen.

Elementarschaden-Versicherung hilft bei Hochwasser-Schäden

Durch den Klimawandel passieren Extremwetterlagen wie Hochwasser immer häufiger - und auch Versicherungen stellen sich darauf ein. Eine zusätzliche "Elementarschaden-Versicherung" wird immer wichtiger, sagt die Verbraucherzentrale Bayern. Sie rät dazu, die Zusatzversicherung abzuschließen. Denn der Freistaat hat vor vier Jahren die Soforthilfen bei Hochwasserschäden eingestellt.

Bei Versicherung gilt: Wasser nicht gleich Wasser

Weder Wohngebäude- noch die Hausratversicherung zahlen bei Schäden durch Regen und Hochwasser. Die zusätzliche Elementarschaden-Versicherung hilft nur, wenn das Wasser von oben kommt und nicht von unten hochdrückt. Eindringendes Grundwasser ist nur dann von der Elementarschadenversicherung umfasst, wenn es vorher an die Oberfläche gekommen ist. Dringt das Wasser unterirdisch in das Gebäude ein, gilt das als Baumangel und wird nicht von der Versicherung gedeckt.

Neben Hochwasser hilft die Elementarschaden-Versicherung auch gegen alle anderen Naturgefahren wie Sturm, Erdrutsch, Lawinen und Erdbeben. Versicherungsnehmer haben damit in der Regel Anspruch auf folgende Leistungen: Reparaturen im und am Haus sowie den Nebengebäuden (Garage, Schuppen), Trockenlegung sowie Sanierung des Gebäudes.

Nur 41 Prozent haben eine Elementarschaden-Versicherung

Eine Elementarschadenversicherung kostet laut Verbraucherzentrale Bayern im Jahr durchschnittlich 150 Euro. Die Prämie richtet sich nach dem Wert des Gebäudes, der Gefahrenlage und zum Beispiel dem Selbstbehalt.

Versicherungsexperte Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern rät, eine solche Elementarschaden-Versicherung abzuschließen. "Allein durch den Klimawandel wird es immer mehr Naturkatastrophen geben. Eine Absicherung dagegen wird für die Menschen immer relevanter." Ein Haus ist oft der wertvollste Vermögensgegenstand, dessen Verlust schnell den finanziellen Ruin bedeuten kann.

Doch viele Hausbesitzer in Bayern haben eine Elementarschaden-Versicherung abgeschlossen: Laut Verbraucherzentrale Bayern sind es 41 Prozent.

Versicherung in gefährdeten Gebieten teurer

Liegt das Haus in der Nähe eines Flusses oder Baches, ist die Versicherungs-Police oft sehr viel teurer und mit hoher Selbstbeteiligung. Einige Versicherungen lehnen es sogar ab, ein Gebäude in einer gefährdeten Lage zu versichern, wenn das Risiko zu hoch erscheint. Je nach Lage und Hochwasserhäufigkeit stufen die Versicherer Gebäude in Gefährdungsklassen von eins (geringes Risiko) bis vier (hohes Risiko) ein.

Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft hat für die Einstufung mit Hilfe der Überschwemmungsdaten der Wasserwirtschaftsämter das computergestützte Zonierungssystem ZÜRS (ZÜRS = Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen) entwickelt.

Hausbesitzer müssen Vorsorge gegen Hochwasser treffen

Für Neubauten in Hochwassergebieten haben die Versicherer bereits angekündigt, dort künftig keinen Versicherungsschutz mehr anzubieten, so Versicherungsexperte Straub. Durch präventive Maßnahmen kann man aber seine Versicherbarkeit herstellen. "Das ist auch zu empfehlen, dass man so baut, dass das Haus gegen Hochwasser geschützt ist."

Grundsätzlich sind Hauseigentümer in der Pflicht, die potenziellen Hochwasserschäden möglichst gering zu halten. Das bedeutet unter anderem, dass Gegenstände im Keller nicht direkt auf dem Fußboden zu lagern sind.

Was tun im Schadensfall?

Hat man nun eine Elementarschaden-Versicherung abgeschlossen und sollte dann der schlimmste Fall eintreten und das eigene Heim von Hochwasser überschwemmt werden, rät die Verbraucherzentrale Bayern:

  • Die Versicherung sofort informieren, am besten am gleichen Tag
  • Mit der Versicherung besprechen, was zu tun ist. Das kann die Abwicklung des Schadens später erleichtern
  • Schäden dokumentieren, am besten mit Fotos oder Videos, damit es später nicht zu Beweisproblemen kommt
  • Liste der beschädigten Gegenstände erstellen

Diskussion um Pflichtversicherung gegen Hochwasser-Schäden

Verbraucherschützer wie Sascha Straub fordern mit Blick auf die zunehmenden Extremwetterlagen eine verpflichtende Elementarschaden-Versicherung für Hauseigentümer. Auch der Bundesrat hat sich dafür im März einstimmig ausgesprochen. Die Versicherungswirtschaft lehnt den Vorstoß bisher mit der Begründung ab, dass damit die Eigenverantwortung zur Vorsorge für Immobilienbesitzer entfalle.

  • Zum Artikel: Experten: Bayern nicht ausreichend auf Starkregen vorbereitet

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