Schwierige Straßenverhältnisse bei Sturzregen (Symbolbild)
Bildrechte: BR / Marcel Kehrer

Bei kurzen und heftigen Regenfällen können durch Oberflächenwasser schlagartig reißende Flüsse entstehen, wo es vorher keine Gewässer gab.

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Extremwetter - Wie sich Kommunen vorbereiten können

Starkregen und Sturzfluten werden weiter zunehmen, darin waren sich die Experten einig, die sich zum "1. Wasserforum Oberbayern" getroffen haben. Ihre Antwort auf die Klimaveränderung: eine Bayerische Wasserstrategie.

Straßen wurden weggerissen, ein Hangrutsch und ein vollgelaufener Gebirgsbach zerstörten die Bob- und Rodelbahn in Schönau am Königssee. Szenarien wie diese im Juni 2021 könnten sich so oder ähnlich künftig häufiger in Bayern ereignen und Millionenschäden verursachen.

  • Zum Artikel: Extremwetter: Die Folgen für Bayern und Deutschland

Starkregenereignisse und Sturzfluten wie in Schönau am Königssee oder im Jahr 2016 in Simbach am Inn können nicht exakt vorhergesagt werden. Für die Experten des Bayerischen Umweltministeriums steht aber fest: Starkregen wird auch in Bayern weiter zunehmen. Allein im Juni und Juli vergangenen Jahres hat es 77 Starkregenereignisse gegeben. Deshalb müssen sich die Gemeinden damit beschäftigen und sich auf Überschwemmungen und möglicherweise auch Sturzfluten vorbereiten. Das ist das Fazit des "1. Wasserforums Oberbayern", das die Regierung von Oberbayern veranstaltet hat. 140 Mitarbeiter von oberbayerischen Kommunen und Wasserwirtschaftsämtern nahmen daran teil.

Starkregen: Gemeinden müssen Vorsorge treffen

Bei kurzen und heftigen Regenfällen können durch Oberflächenwasser schlagartig reißende Flüsse entstehen, wo es vorher keine Gewässer gab. Kommunen müssen sich deshalb mit Managementplänen auf mögliche Ereignisse gut vorbereiten, um die Bürger zu schützen. Flächen zu entsiegeln und Abwasseranlagen instand zu halten, das sei unabdingbar, so ein Experte vom Bayerischen Umweltministerium.

Aber auch jeder Einzelne könne sich darauf vorbereiten - zum Beispiel durch den Abschluss einer Elementarschadenversicherung. Und wenn der Ernstfall eintritt, nicht versuchen, Gegenstände aus dem Keller in höher gelegene Räume zu bringen. Bereits bei einem Wasserstand von 30 Zentimetern im Keller muss ein Mensch 45 Kilogramm Druckkraft aufbringen, um eine Türe zu öffnen. Bei einem halben Meter Wasser sind es 125 Kilogramm Druckkraft. Das heißt: Eine verschlossene Tür lässt sich nicht mehr öffnen. Deshalb ertrinken immer wieder Menschen in ihrem eigenen Haus.

Bayerische Wasserstrategie als Antwort auf Klimaveränderung

Das Bayerische Umweltministerium bereitet sich mit der bayerischen Wasserstrategie "Wasserzukunft Bayern 2050" auf die Veränderung des Klimas vor. Um künftig gut durch Extremwetterereignisse zu kommen, müssten jetzt Weichen gestellt werden, so Martin Grambow, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft und Bodenschutz im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. Der Hochwasserschutz werde eine ebenso große Rolle spielen wie ein funktionierendes Ökosystem.

Der Experte ging auch auf den Rückgang des Grundwasserspiegels in Bayern ein. Die Landschaft müsse deshalb anpassungsfähig gemacht werden, um sich auf höhere Temperaturen und ein anderes Klima einzustellen. Es müssten wieder mehr Bäume in den Städten und Dörfern gepflanzt werden, Uferstreifen angelegt und Wälder erhalten werden.

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