Eine Pflegerin bringt einer Seniorin Frühstück ans Bett
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Eine Pflegerin bringt einer Seniorin Frühstück ans Bett (Symbolbild)

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Wenn Mama zum Pflegefall wird - Was nun?

In jungen, gesunden Jahren über das Thema Pflege zu sprechen halten viele Menschen nicht für notwendig. Umso schwieriger wird es, wenn ein Mensch von jetzt auf gleich zum Pflegefall wird. Doch wann und wie sorgt man richtig vor?

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall kündigt sich nicht an. Im schlimmsten Fall erholt sich ein Mensch nicht mehr von den Folgen und muss gepflegt werden. Wenn im Vorfeld nichts geklärt wurde, wird es schwierig für die Angehörigen.

Vorsorgevollmacht erleichtert vieles

Ann-Kathrin Magin vom Bezirk Oberpfalz rät, sich so früh wie möglich um eine Vorsorgevollmacht zu kümmern. Diese Vollmacht ermächtigt eine oder mehrere Personen, wichtige Entscheidungen aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen zu treffen.

Was viele nicht wissen, auch verheiratete Paare brauchen eine Vorsorgevollmacht. Eine Eheschließung reicht nicht aus, um im Notfall wichtige Entscheidungen für den Partner zu treffen.

Wie Ann-Kathrin Magin weiter erklärt, brauchen auch Eltern eine unterschriebene Vollmacht von ihren Kindern, wenn sie die Volljährigkeit erlangt haben. Wenn im Fall des Falles nichts Schriftliches vorliegt, stellt das Amtsgericht einen Betreuer, der die Entscheidungen trifft.

Eine Vorlage der Vollmacht ist beispielsweise auf der Homepage des Bundesjustizministeriums zu finden. Sie kann aber auch selbst verfasst, von einem Notar oder einer Betreuungsstelle in den Landratsämtern beglaubigt werden. Damit die Angehörigen im Notfall Bescheid wissen, rät Magin, dieses Thema unbedingt auch mit der Familie zu besprechen.

Wie pflege ich einen Angehörigen daheim?

Wenn der Patient noch im Krankenhaus liegt, ist der erste Schritt, den Kontakt mit dem Sozialdienst im Krankenhaus aufzunehmen. Die Mitarbeitenden beraten und unterstützen Angehörige und Patienten in der Frage, wie es nach dem Aufenthalt im Krankenhaus weitergehen soll. Der Sozialdienst stellt unter anderem Kontakte zu Behörden und Pflegekasse her und bietet Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen. Anschließend ermittelt ein unabhängiger Gutachter die Pflegebedürftigkeit der Person und stuft sie in einen von fünf Pflegegrade ein. Je höher die Einstufung, umso mehr Leistungen erhält die zu pflegende Person.

Pflege muss organisiert sein

Nach einem Erstgespräch mit einem Pflegedienst sollte sich die Familie zusammensetzen und gemeinsam klären, wer bei der Pflege des Angehörigen wie helfen könne, erklärt Andreas Schmaderer, der Heimleiter im Seniorenheim St. Michael in Roding im Landkreis Cham. Seiner Meinung nach, könne Pflege daheim nur funktionieren, wenn sie richtig organisiert sei. Manche brauchen Hilfe bei der Grundpflege, andere wiederum brauchen Unterstützung beim Putzen oder benötigen Essen auf Rädern. "Solche Dinge müssen durchgesprochen und geklärt werden", mahnt Schmaderer.

Was kostet die Pflege?

Wenn es um Pflege geht, ist das Thema Geld nicht weit. Oftmals entsteht dadurch Streit in der Familie. Anderes Schmaderer rät deshalb, sich vorab beraten zu lassen, denn gute Pflege sei nicht immer teuer. "Die kostengünstigste Lösung ist die Pflege zu Hause. Wenn die Familie mithilft, ist der Eigenanteil sehr, sehr gering", erklärt Schmaderer. Teuer wird es bei der stationären Pflege in einem Seniorenheim. Doch hier gibt es neue, gesetzliche Regelungen. Kinder müssen nicht unbedingt für ihre pflegebedürftigen Eltern aufkommen. Seit Anfang 2020 müssen sie nur noch Unterhalt zahlen, wenn ihr Jahresbruttoeinkommen über 100.000 Euro liegt.

Pflege daheim kann schnell überfordern

Viele Kinder fühlen sich verpflichtet, ihre Eltern daheim zu pflegen. Doch ohne Ausbildung und professionelle Hilfe kann die Situation schnell zur Überforderung und Überbelastung führen. Angehörige sollten sich deshalb frühzeitig mit einem ambulanten Pflegedienst in Verbindung setzen oder sich an die Pflegestützpunkte, also örtliche Auskunfts- und Beratungsstellen, wenden. Laut Schmaderer gibt es für alle Fälle eine Lösung und "man braucht sich nicht zu schämen, Hilfe anzunehmen". So haben private Hauptpflegepersonen beispielsweise die Möglichkeit, bis zu sechs Wochen im Jahr Urlaub zu machen. Bei der sogenannten Verhinderungspflege kümmert sich dann ein Pflegedienst um die Angehörigen. Die Kosten dafür übernimmt in diesem Zeitraum die Pflegeversicherung.

Landkreis Cham informiert per Pflege-"CHA-tbot"

Einen digitalen Ansprechpartner rund um das Thema Pflege bietet der Landkreis Cham ab sofort auf seiner Homepage. Der "CHA-tbot", ein digitaler Assistent, versucht nach Eingabe von bestimmten Schlagwörtern Hilfe in Form von Ratgebern und Checklisten zu geben. Außerdem versucht er den richtigen Ansprechpartner vor Ort zu finden, um den Angehörigen schnell Hilfe vermitteln zu können. "Unser CHA-tbot wird stetig weiterentwickelt und soll Angehörigen auch außerhalb unserer üblichen Dienstzeiten zu Seite stehen und schnell Hilfe geben", erklärt Anja Fischer vom Sachgebiet Betreuung am Landratsam Cham.

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