Chefarzt Hans-Jürgen Gdynia untersucht Schlaganfallpatient Wolfgang Sandt in der Fachklinik Enzensberg bei Füssen
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Chefarzt Hans-Jürgen Gdynia untersucht Schlaganfallpatient Wolfgang Sandt in der Fachklinik Enzensberg bei Füssen

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Schlaganfall: Jede Minute zählt

Es sind Sekunden, die ein Leben für immer verändern können. Ohne Vorwarnung kann er kommen: Ein Schlaganfall. Doch schwere bleibende Schäden lassen sich verhindern. Wenn man schnell handelt. Darauf machen Mediziner zum Weltschlaganfalltag aufmerksam.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Wolfgang Sandt ist seit zweieinhalb Monaten in Reha in der Fachklinik Enzensberg bei Füssen. Ende Juli hatte der 61-Jährige einen Schlaganfall. Er war für eine Familienfeier in Italien, als ihm plötzlich übel und schwindlig wurde. Ein Hitzschlag, dachte er zuerst: "Dann habe ich aber plötzlich gemerkt: Die linke Hand hat sich heiß angefühlt, die rechte Hand kalt", erzählt Sandt. "Ich habe meine Frau angerufen – die ist Ärztin – und sie hat sofort erkannt, dass das ein Schlaganfall ist."

"Die mich gesehen haben, waren sehr besorgt"

Der Bildhauer und leidenschaftliche Tangotänzer kam umgehend ins Krankenhaus, war die ersten Wochen im Bett, kann bis heute nicht ohne Rollator laufen. Er sei stark weggetreten gewesen, erzählt Wolfgang Sandt. Der 61-Jährige hatte Probleme beim Sprechen, beim Schlucken und musste per Magensonde ernährt werden. "Ich selber habe mich ja nicht von außen gesehen. Aber die, die mich gesehen haben, waren sehr besorgt."

Schnelles Handeln verhindert bei Schlaganfall schwere Schäden

Ein Schlaganfall kann jeden treffen, sagt Hans Jürgen-Gdynia, Chefarzt der Neurologie in der Fachklinik Enzensberg. Arterien sind plötzlich verstopft, bestimmte Gehirnregionen werden nicht mehr mit Blut versorgt. Nur wenn man ganz schnell handelt, können schwere bleibende Schäden verhindert werden: "Das einzig Richtige, was man machen kann, ist: Sie wählen sofort den Notruf", sagt Chefarzt Gdynia. "Time is brain. Zeit ist Gehirn. Das gilt beim Schlaganfall ganz dramatisch."

Zeitfenster von viereinhalb Stunden

260.000 Menschen erleiden in Deutschland pro Jahr einen Schlaganfall. Meist sind ältere Menschen betroffen. Schwere Behinderungen sind häufig die Folge. Die Patienten können zum Pflegefall werden. Doch die Medizin ist heute sehr weit: Komme der Patient innerhalb von viereinhalb Stunden in die Klinik, seien die Aussichten für eine erfolgreiche Therapie in vielen Fällen sehr gut, sagt Neurologe Gdynia.

Schlaganfall-Symptome treten plötzlich auf

Wenn Symptome auftreten, sollte man deshalb am besten sofort reagieren. Alarmzeichen sind halbseitige Lähmungserscheinungen, ein hängender Mundwinkel, plötzliche Sprachstörungen, Schwindel und Übelkeit. "Die Symptome kommen von einer Minute auf die andere", sagt Hans-Jürgen Gdynia. Man solle aber auf keinen Fall abwarten, ob sich die Beschwerden wieder legen. "Und Sie gehen bitte nicht erst zum Hausarzt oder warten nicht bis morgen - im schlimmsten Fall können Sie sich morgen nicht mehr darum kümmern."

Schlaganfall-Risikofaktoren minimieren

Wichtig ist auch: Jeder kann das Schlaganfallrisiko selbst vermindern, wenn er Risikofaktoren vermeidet oder daran arbeitet. Dazu gehören Bluthochdruck, Rauchen, eine Zuckererkrankung und hohe Blutfettwerte. "Wenn man darauf achtet, hat man nicht nur viel getan, um einen Schlaganfall zu vermeiden, sondern auch einen Herzinfarkt und Durchblutungsstörungen in anderen Bereichen", sagt Chefarzt Gdynia. "Das Risiko ist dann natürlich nicht null. Aber Sie haben dann viel gemacht, um es zu reduzieren."

Hoffnung auf Tango nach der Reha

Schlaganfallpatient Wolfgang Sandt macht in der Reha in Enzensberg jeden Tag Fortschritte. Inzwischen kann er auch wieder kurze Strecken ohne Rollator laufen. Die große Hoffnung für den leidenschaftlichen Tangotänzer ist, dass er auch irgendwann wieder das Tanzbein schwingen kann: "Ich gehe davon aus, dass ich das kann", sagt der 61-Jährige. "Wenn ich hier rauskomme, gebe ich, wenn das gewünscht ist, eine Runde Tango-Gratisunterricht in Enzensberg."

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