Sebastian Zistler auf der Baustelle der Silberbergbahn in Bodenmais. Hier entsteht ein sogenannter Coaster.
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Sebastian Zistler auf der Baustelle der Silberbergbahn in Bodenmais. Hier entsteht ein sogenannter Coaster.

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Welche Zukunft haben die kleinen Lifte im Bayerischen Wald?

Klimawandel und Skifahren – das wird vor allem für tiefer gelegene Skigebiete und kleine Liftanlagen immer schwieriger. Denn immer öfter fehlt dort der Schnee. Manche suchen nach Sommeralternativen, um zu überleben.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Nicht nur im Flachland, auch - und besonders - im Bayerischen Wald merkt man, dass der Klimawandel wärmere Winter verursacht. Denn vor allem für tiefer gelegene Skigebiete und kleine Liftanlagen wird das Überleben immer schwieriger, wenn der Schnee fehlt. Gibt es überhaupt eine Überlebenschance für die Kleinen?

Schneekanonen bei milden Temperaturen nutzlos

Gerade mal 17 Skitage hatte der Bodenmaiser Silberberg im letzten schneearmen Winter. Aber auch wenn es genug Schnee gibt, wird die unter 1.000 Meter gelegene Skipiste inzwischen immer anfälliger für Wärmeeinbrüche und eine vorzeitige Schneeschmelze. Die Schneekanonen nutzen dabei nicht immer. "Wir können den Schnee nicht erzwingen", sagt Sebastian Zistler, einer der Geschäftsführer der Silberbergbahn. Wenn die Temperaturen zu mild sind, erzeugen die Kanonen nichts.

Berg-Achterbahn als Lösung bei zu wenig Schnee?

Deshalb will die Silberbergbahn nächstes Jahr mit Millionenaufwand einen sogenannten Coaster bauen, eine Art Berg-Achterbahn. Sie soll zum einen die veraltete Sommerrodelbahn ersetzen, die es schon seit Jahrzehnten auf dem Bodenmaiser Hausberg gibt, die aber bei Regen, Nässe und Schnee gesperrt werden muss.

Der "Coaster" soll diese Probleme lösen. Zum einen könne man dann an regnerischen Sommertagen etwas bieten und so den Sessellift, der auch im Sommer läuft, besser auslasten. Im Winter soll der Coaster eine Freizeitalternative werden, wenn das Skifahren mal gar nicht geht.

Silberberg-Betreiber setzen weiter auf Skibetrieb

Aber auch wenn die Winter schwieriger werden, wollen die neun jungen Männer, die die Piste und den aus den siebziger Jahren stammenden Sessellift am Silberberg 2018 gekauft hatten, am Skibetrieb festhalten – so wie auch andere Liftbetreiber der Region:

"Wir Lifterer im Bayerischen Wald sind uns einig, dass das Produkt Wintertourismus auf gar keinen Fall sterben darf." Sebastian Zistler, Silberbergbahn Bodenmais

Der Silberberg ist der Hausberg des Urlaubsorts Bodenmais und ein beliebtes Freizeitziel. Der Sessellift läuft immer schon auch im Sommer. Das macht den Betrieb insgesamt rentabler. Aber auch wenn man dort Sommerrodelbahn und künftig "Coaster" fahren, Wandern oder das Besucherbergwerk anschauen kann, sollen Schnee und Skifahren weiter dazu gehören, finden die Liftbesitzer.

"Viele Urlauber kennen ja nicht einmal Schnee und freuen sich auch, wenn nur ein bisschen was liegt", sagt Sebastian Zistler. Allein vom Silberberg leben die neun Besitzer übrigens nicht. Fast jeder von ihnen hat seinen früheren Handwerkerjob behalten. Nur so klappt es auch, Geld in die Anlage zu investieren.

Gute Bedingungen zum Skifahrenlernen

Früher hatten viele Orte im Bayerischen Wald ihren eigenen kleinen Skilift und dazu einen mehr oder minder schwierigen Skihang, an dem man unkompliziert das Skifahren lernen konnte. Einer dieser Lifte ist der Glasberglift am Stadtrand von Zwiesel. Er ist weiterhin wichtig, findet Johannes Horn, Spartenleiter Ski beim Sportverein SC Zwiesel:

"Kleine ortsnahe Lifte sind der einzige Weg, dass man Kinder und Jugendliche noch fürs Skifahren gewinnen kann. Die Eltern können nicht immer zum Arber oder in andere große Skigebiete fahren. Das ist auch eine Kostenfrage." Johannes Horn, SC Zwiesel

Oft wollen Kinder nur mal eine Stunde fahren und dann im Schnee spielen. Auch so etwas sei an kleinen, ortsnahen Liften leichter möglich.

Neue Pächter übernehmen Glasberglift

Der Glasberglift in Zwiesel liegt nur auf 600 bis 700 Metern Höhe. In den letzten Jahren fehlte immer öfter der Naturschnee. Mehrere Pächter haben sich an diesem Lift schon die Zähne ausgebissen.

Diesen Winter versuchen zwei junge Männer ihr Glück, haben ihn vorerst für ein Jahr günstig von den Stadtwerken Zwiesel gepachtet: Robert Aulinger, 31 Jahre, aus Untermitterdorf, Baggerunternehmer mit eigenem Betrieb, und der gleichaltrige Stefan Kilger, der bei ihm arbeitet. Im Winter ruht der Baggerbetrieb. Sie haben also Zeit:

"Wir liegen nicht so gern daheim auf dem Kanapee. Wir probieren das jetzt mal. Warum soll man denn einen Lift aufgeben, wenn er schon da ist?" Robert Aulinger und Stefan Kilger, Pächter des Glasberglifts

In der Lifthütte gibt es Getränke, Gulaschsuppe, Würstl, Kaffee und Kuchen. Auch ein paar "Events" planen die zwei, zum Beispiel eine "Rauhnacht" am 5. Januar. Doch entscheidend wird der Schnee. Heuer lief der Skibetrieb eine Woche. Dann schmolz der Schnee. Momentan wartet man auf Neuschnee und mehr Kälte für die beiden Schneekanonen.

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Robert Aulinger (re.) und Stefan Kilger haben für ein Jahr den Glasberglift bei Zwiesel gepachtet - nachdem andere Pächter dort gescheitert sind.

Waldmünchen hat seinen kleinen Lift geschlossen

Aber es wird immer schwieriger, kleine Schlepplifte zu halten. Die Stadt Waldmünchen in der Oberpfalz zum Beispiel hat vor kurzem entschieden, ihren Skilift im Ortsteil Unterhütte endgültig zu schließen. Der aus den sechziger Jahren stammende Lift müsste saniert werden. Das würde aber laut Bürgermeister Markus Ackermann mehrere Hunderttausend Euro kosten. Der Lift sei aber wegen der immer schneeärmeren Winter nur noch wenig gelaufen, im Schnitt nur eine Woche pro Winter. Einige Waldmünchner ärgerten sich trotzdem über die Schließung.

Förderverein will Lift am Fahrenberg retten

Unklar ist auch die Zukunft des traditionsreichen, seit mehr als 50 Jahre bestehenden Skilifts auf dem 800 Meter hohen Fahrenberg im Oberpfälzer Landkreis Neustadt an der Waldnaab. Der örtliche TV Vohenstrauß als Betreiber hatte unlängst angekündigt, den Liftbetrieb wegen Schneemangels und hoher Kosten durch die künstliche Beschneiung im Jahre 2025 einzustellen.

Im vergangenen Jahr war der Lift wegen des wenigen Schnees nur an 19 Tagen in Betrieb, wie der TV-Vorsitzende Klaus Nigg jüngst in einem Gespräch mit dem Onlinedienst "Onetz" vorrechnete. Die künstliche Beschneiung verschlinge dennoch pro Saison 15.000 Euro. Das sei für den Sportverein nicht mehr zu stemmen.

Das letzte Wort in Sachen Fahrenberg ist aber noch nicht gesprochen. Interessierte Bürger versuchen jetzt, in Vohenstrauß einen Förderverein aus der Taufe zu heben, der den weiteren Betrieb des Skilifts garantieren soll.

Verband ermuntert Betreiber zum Weitermachen

Auch der Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte (VDS) versucht, den Betreibern auch kleinerer Lifte Mut zuzusprechen und sie zum Weitermachen zu animieren. Seilbahnen stünden "für gelebte Inklusion, weil sie allen Menschen erholsame Bergerlebnisse ermöglichen", sagte VDS-Vorstandsmitglied Antonia Asenstorfer vor wenigen Tagen bei der Pressekonferenz zum Start der Wintersaison.

In der Debatte um den Erhalt von vermeintlich defizitären, weil zu kleinen Liftanlagen, dürfe auch der volkswirtschaftliche Aspekt nicht vergessen werden, mahnt der Verband. Der VDS legte dazu erst im November eine Studie zum Mehrwert von Liftanlagen vor. Demnach liegt der sogenannte Wertschöpfungsmultiplikator eines Skilifts aktuell beim Wert 5,3. Das bedeutet: Ein Arbeitsplatz bei einer Liftanlage sichert vor Ort 5,3 weitere Jobs etwa im Tourismus- oder Dienstleistungsgewerbe.

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