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Volkssport ade? Skifahren in Bayern wird immer teurer

Skifahren war noch nie günstig, aber über die vergangenen Jahre hat sich der Wintersport noch mal deutlich verteuert. Wie teuer ist Skifahren aktuell? Und - wie kann man sparen?

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Wer im Winter Skifahren möchte, muss Geld in die Hand nehmen, in diesem Winter noch mehr als in den Jahren zuvor: In Südtirol kostet der Tagesskipass heuer 80 Euro, am Arlberg in Tirol muss man 75 Euro für einen Tag Skifahren zahlen und im Skigebiet Garmisch-Classic werden zum ersten Mal mehr als 60 Euro fällig. Vielerorts sind in dieser Wintersaison die Ticketpreise um rund zehn Prozent gestiegen. Jedoch ist das nur der vorläufige Gipfel eines langen Preistrends.

Vor 20 Jahren hat das Tagesticket für die Zugspitze 34 Euro für Erwachsene gekostet, jetzt liegt der Preis bei 62 Euro. Das ist eine Steigerung von rund 82 Prozent. Die Verbraucherpreise sind im Vergleichszeitraum hingegen nicht so stark gestiegen.

Ein Tag Skifahren kostet so viel wie ein Tag im Freizeitpark

Matthias Stauch, Vorsitzender der Bayerischen Zugspitzbahn, begründet den Anstieg mit gestiegenen Energie- und Lohnkosten und der anhaltenden Inflation. Die Zugspitzbahn ist mit rund 500 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen einer der größten Arbeitgeber im Tourismusbereich in Bayern. Um konkurrenzfähig zu bleiben, dürfe nicht am Lohn gespart werden, sagt Stauch. Gutes Geld für gute Arbeit sei das Motto. Das müsse aber natürlich erst mal verdient werden. 165 Euro für eine vierköpfige Familie für einen Tag Skifahren auf der Zugspitze sei vergleichbar mit einem Tag im Freizeitpark, so der Zugspitzbahnchef. Zudem verweist Stauch auf die Bedeutung für die Region. Fast schon gebetsmühlenartig wiederholt er den sogenannten Nachzieheffekt. Ein Skifahrer würde den fünffachen Umsatz in der Region generieren, etwa in Hotels, Gastronomie und Einzelhandel.

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Die Ticketpreise in Garmisch-Partenkirchen überschreiten zum ersten Mal die 60 Euro-Grenze.

Mit Online-Tickets günstiger unterwegs

Wer vorab online bucht, fährt oft günstiger. So gibt es etwa im Skigebiet Garmisch-Classic und an der Zugspitze die Möglichkeit, ein Twin-Ticket zu buchen. Damit kann man an zwei beliebigen Tagen in der Wintersaison Skifahren.

Der Trend gehe auch vermehrt zu Saison-Skipässen, die sich vor allem für Vielskifahrer rentierten, bestätigt Verena Tanzer, Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn. Sinnvoll sei auch die Nachfrage nach ermäßigten Tickets für Familien, Senioren oder Studenten. Auch Kombitickets mit der Bahn seien oft günstiger. Zudem würden in der Nebensaison bei vielen Liften die Preise sinken.

Kleinere Skigebiete oftmals preiswerter

Besonders in kleineren Gebieten kann das Portemonnaie geschont werden. Mit weniger Liften entstehen geringere Kosten für Personal, Betrieb und Wartung - und so gibt es erhebliche Preisunterschiede, wie der Überblick zeigt. Die Alpen-Plus-Skigebiete, zu denen die Gebiete rund um Sudelfeld, Spitzingsee und Brauneck zählen, bleiben in diesem Winter beim Tagespass knapp unter 50 Euro. Geschäftsführerin Antonia Asenstorfer will weiter bezahlbare Preise bieten. Dennoch würden die Inflation und die Personalkosten einen Anstieg unumgänglich machen. Der fiel dieses Mal moderat aus, jedoch wurden die Preise bereits im vergangenen Jahr um zwischen 14 und fast 16 Prozent erhöht.

Am Jenner in Berchtesgaden kostet das Tagesticket 42 Euro. Noch mal günstiger sind noch kleinere Skigebiete. Am Steckenberg in Unterammergau zahlen Erwachsene für das Tagesticket 23 Euro, Kinder und Jugendliche (6 bis 15 Jahre) nur 17 Euro. Das Familienskigebiet setzt vor allem auf den Nachwuchs und Anfänger. Skifahren müsse bezahlbar bleiben, lautet das Credo von Skiliftchef Alfred Richter.

Flexi-Ticketpreise als Zukunftsmodell?

Einige Schweizer Skigebiete setzen seit Neuem auf flexible Skipasspreise. Dabei gibt es unterschiedliche Modelle: von vergünstigten Tickets bei schlechtem Wetter bis zu Frühbucherpreisen oder Tiefstpreisen für Saisonkarten. Diese dynamischen Preismodelle haben das Ziel, die Fixkosten für Energie und Personal auch an schlechten Tagen zu decken und lieber an den Spitzentagen auf ein paar Skifahrer zu verzichten. Der Vorteil für die Kundschaft: Mit etwas Planung und Kompromissbereitschaft, etwa beim Wetter, ist günstigeres Skifahren möglich.

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Fast 1.200 Euro für ein Paar Skier - wer top-aktuelle Skimodelle will, muss viel Geld ausgeben.

Skiausrüstung: Sparen mit Modellen vom Vorjahr

Nicht nur bei den Tickets hat sich viel verändert. Der Preisanstieg macht auch vor der Ausrüstung nicht halt. Wer sich neu ausstatte, müsse für eine Ski-, Snowboard- oder Skitourenausrüstung einen vierstelligen Betrag investieren, schätzt Hans Conrad, Inhaber eines großen Sporthauses aus Penzberg. Sein Unternehmen gehört zu den größten Skihändlern Europas, 40.000 Paar Ski verlassen pro Jahr sein Logistikzentrum in Iffeldorf. "Wer das Beste und Neueste will, der legt an der Kasse mehr hin", so Conrad. Wer hingegen auf den Preis schauen wolle oder müsse, solle sich an Vorjahresmodellen bedienen. Oft sei nur die Farbe eine andere, aber die Funktion die gleiche. Vor allem im März zum Saisonausklang sinken die Preise am deutlichsten. Wer es noch günstiger will, kauft auf einen der zahlreichen Skibasare ein. Die Nachfrage nach gebrauchter Ausrüstung ist schon immer hoch und viele Skivereine bieten solche im Herbst an. Mit etwas Fachkenntnis kann man hier Schnäppchen machen.

"Skinachwuchs darf nicht verlorengehen"

Conrad legt großen Wert darauf, dass Kinder- und Jugendski bezahlbar bleiben und verweist auf die günstigen Einstiegsmodelle. "Bei Kinderski verdienen wir so gut wie nichts", sagt er. Ihm gehe es darum, Kindern den Spaß im Schnee zu vermitteln. Tendenzen wie in den USA, wo allein das Tagesticket zwischen 150 Dollar und 200 Dollar kostet, machen ihm Angst. So würde ein Zwei-Klassensport entstehen und das wäre unglaublich schade für den Wintersport. Für ihn ist Skisport kein Luxus. Auch er rät Familien dazu, auf kleinere Lifte und Skigebiete auszuweichen oder auf Skibasaren Gebrauchtes zu kaufen.

Dass die Leute aufgrund gestiegener Liftpreise insgesamt auf Tourenski oder Langlauf umsteigen, befürchtet der Familien-Unternehmer Conrad nicht. Die hohen Verkaufszahlen der vergangenen Jahre würden eher auf ein höheres Fitnessbewusstsein der Menschen zurückgehen.

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Wer auf Modelle aus dem Vorjahr setzt, fährt deutlich günstiger.

Auslaufmodell Skilager?

Zum Thema Skinachwuchs spalten sich die Meinungen: Immer weniger bayerische Schulen bieten Skilager an. Neben dem finanziellen Aspekt spielt auch das Thema Klimawandel eine wichtige Rolle. Die Sinnhaftigkeit des Skilagers wird vielerorts kontrovers diskutiert. Anstelle eines Winterlagers haben sich schon viele Schulen für ein Sommerlager entschieden. So etwa auch das Marie-Therese-Gymnasium in Erlangen. In einer Umfrage der Schule sprachen sich vor allem die jüngeren Schüler und Schülerinnen gegen eine Wintersportwoche aus. Von Seiten der Schulleitung wurde das begrüßt. Skilager seien nicht mehr zeitgemäß und es sei nicht Aufgabe der Schule, neue Skifahrer auszubilden.

Land Tirol will wieder mehr Kinder auf die Ski bringen

Ganz anders wird das über der Grenze in Tirol gesehen. Mit einem Sonderfördertopf von 300.000 Euro unterstützt das Land Tirol in Österreich explizit Schulskikurse. "Wintersport und Skifahren fördern nicht nur die Klassengemeinschaft, sondern stehen auch als Familienaktivität hoch im Kurs", so Jugend- und Familienlandesrätin Astrid Mair. Damit kein Kind aus finanziellen Gründen ausgeschlossen werde und deswegen das Skifahren nicht erlernen kann, biete das Land Tirol diese Förderung an. Diese richtet sich nach dem Haushaltseinkommen der Eltern, und die Schulveranstaltung darf nur in Österreich stattfinden.

Natürlich dürfte bei der Förderung aber auch der Wirtschaftsfaktor eine Rolle spielen - immerhin ist für Österreich der Wintersport eine der wichtigsten Branchen.

Skipanorama in den Bergen
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Tage wie diese gehen schnell ins Geld - die Teuerungswelle trifft den Wintersport.

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