Feuerwerk an der Eisenbahnstraße im Osten der Stadt Leipzig am 31.12.22. Das große Böllern und Raketenzünden zum Jahreswechsel sieht die Mehrheit der Menschen in Deutschland einer Umfrage zufolge negativ. Entschiedene Gegner des Feuerwerks sind ein Drittel der Bundesbürger (34 Prozent), wie das Meinungsforschungsinstitut Yougov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ermittelte.
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Mit Blick auf den Jahreswechsel warnt die Bundespolizei vor der Einfuhr illegaler Böller aus Tschechien.

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Bündnis fordert bundesweites Böllerverbot

Ein Bündnis fordert ein bundesweites Böllerverbot noch in diesem Jahr. Auch die Gewerkschaft der Polizei hat sich angeschlossen. Deren Beamte warnen vor illegalen Böllern aus Tschechien - und vor den Konsequenzen für die, die damit erwischt werden.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Mit Blick auf den Jahreswechsel warnt die Bundespolizei vor der Einfuhr illegaler Böller aus Tschechien. Die "Hauptsaison" für Böller-Schmuggel beginnt erfahrungsgemäß Ende November, doch heuer wird die Polizei schon seit Mitte Oktober immer wieder fündig.

Der Besitz, Einfuhr und Verkauf illegaler Böller habe nicht nur strafrechtliche Konsequenzen bis hin zu Gefängnisstrafen, so die Bundespolizeiinspektion Selb in Oberfranken. Auch müssten erwischte Schmuggler die teure fachgerechte Entsorgung der Böller zahlen. Vor allem aber unterlägen illegal importierte Feuerwerkskörper keinen strengen Qualitätskontrollen. Das erhöhe die Gefahr von Unfällen, Verletzungen und schweren Gesundheitsschäden, warnen die Beamten.

Knapp 500 Kilo illegale Böller in einem Fahrzeug

Die Selber Bundespolizisten melden aus den vergangenen vier Wochen bereits zehn größere Böller-Funde. So entdeckten sie bei einer Kontrolle am ehemaligen Grenzübergang Schirnding im Landkreis Wunsiedel in einem Fahrzeug rund 470 Kilogramm nicht zugelassener Böller. Diese seien beschlagnahmt und entsorgt worden.

Die Entsorgung bezahlt hätten die beiden Fahrzeuginsassen. Dafür würden regelmäßig Gebühren in Höhe von mehreren tausend Euro erhoben, so die Bundespolizei auf Nachfrage von BR24. Denn die Böller müssten von Experten für Sprengstoffbeseitigung auf einem früheren Areal der Bundeswehr entschärft werden.

Hinzu kämen bei diesem und vergleichbaren Fällen Geldstrafen von in der Regel mehr als 10.000 Euro. In besonders schweren Fällen sehe das Sprengstoffgesetz zudem Haftstrafen von bis zu drei Jahren vor.

Aktionsbündnis für bundesweites Böllerverbot wächst

Unterdessen wächst ein breites Aktionsbündnis aus Umwelt-, Verbraucher-, Tierschutz- und Gesundheitsorganisationen, das noch in diesem Jahr eine Änderung der Sprengstoffverordnung fordert. Die Forderung: Die Politik müsse den Verkauf und das Abfeuern von schwarzpulverhaltigen Feuerwerkskörpern endgültig bundesweit verbieten. Andernfalls drohten zum Jahreswechsel erneut zehntausende teils schwere Verletzungen bei Kindern und Erwachsenen sowie tausende Feuerwehreinsätze, Millionen in Panik versetzte Haus- und Wildtiere und Rekordwerte für die Luftschadstoffbelastung.

Initiator des Bündnisses ist die Deutsche Umwelthilfe. In diesem Jahr haben sich unter anderem die Gewerkschaft der Polizei (GdP), die Organisation Pro Wildlife und die Deutsche Tinnitus-Liga neu angeschlossen. Dem Bündnis gehören außerdem auch der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, der Bundesverband Tierschutz, der Deutsche Tierschutzbund, der Bundesverband Menschen für Tierrechte, die Naturfreunde Deutschlands und Peta Deutschland sowie diverse weitere Tierschutzvereine und Netzwerke an.

Umfragen zeigen: Feuerwerk wird kritisch gesehen

Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Deutschen Presseagentur zufolge sieht eine Mehrheit der Menschen in Deutschland das Feuerwerk an Silvester eher kritisch. 34 Prozent der Befragten sind demnach sogar entschiedene Gegner des Feuerwerks. Weitere 19 Prozent sagten, dass sie Böller und Raketen eher nicht mögen.

Einen offenen Brief der Deutschen Umwelthilfe an Innenministerin Nancy Faeser (SPD) haben im Internet bereits fast 150.000 Menschen unterzeichnet. Darin ist die Rede davon, dass sich 59 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen für ein Verbot von Böllern und Raketen an Silvester aussprächen. Das hat eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentrale Brandenburg vom Oktober 2023 ergeben.

Unterzeichnet haben den Brief unter anderem Prominente wie der Schauspieler und Aktivist Hannes Jaenicke und der Förster und Autor Peter Wohlleben.

Einsatzkräfte mit Pyrotechnik beschossen

Zum Jahreswechsel 2022/23 wurden Einsatzkräfte der Polizei, der Feuerwehr und der Rettungsdienste gezielt mit Pyrotechnik beschossen. Tausende Brände wurden landesweit entfacht und tausende Menschen erlitten teils schwerwiegende Verletzungen.

Erst am vergangenen Wochenende wurden bei einem Bundesliga-Fußballspiel in Augsburg durch im Fanblock gezündete Böller 13 Menschen verletzt, darunter Kinder und Jugendliche.

Mit Informationen von dpa.

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