Landshut - Am Busbahnhof neben dem Hauptbahnhof informieren Anzeigen über den Warnstreik.
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Landshut - Am Busbahnhof neben dem Hauptbahnhof informieren Anzeigen über den Warnstreik.

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Warnstreiks im bayerischen Nahverkehr: Verkehrschaos bleibt aus

Ein Warnstreik hat den Öffentlichen Nahverkehr in zehn bayerischen Städten beeinträchtigt. Viele Fahrgäste waren gut vorbereitet - auch der Brückentag half, ein Chaos zu verhindern. In Oberfranken kündigte Verdi bereits den nächsten Warnstreik an.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Tausende Mitarbeitende im bayerischen Nahverkehr haben heute die Arbeit niedergelegt und den Betrieb in vielen Städten ganz oder teilweise zum Erliegen gebracht. Mit den Warnstreiks wollte die Gewerkschaft Verdi im aktuellen Tarifkonflikt den Druck weiter erhöhen. Ein Sprecher zeigte sich am Freitag sehr zufrieden mit der Beteiligung. Auch die Wirkung auf die Verkehrsbetriebe sei sehr gut gewesen, betonte er: Straßenbahnen und U-Bahnen seien in den Depots geblieben. Allerdings blieb an den meisten Orten ein Verkehrschaos aus.

Ganztägig bis Betriebsschluss betroffen waren laut Verdi die Verkehrsbetriebe in München, Nürnberg, Regensburg, Fürth, Landshut, Schweinfurt, Bamberg und Bayreuth. Dort traf es Busse, Trambahnen und U-Bahnen, nicht jedoch Regionalzüge oder S-Bahnen. Teilweise gab es einen Notbetrieb.

Tram und fast alle U-Bahn-Linien in München lahmgelegt

So fuhr in München beispielsweise die Linie U6 als einzige U-Bahn-Linie vorübergehend in einem reduzierten 10-Minuten-Takt bis zum Nachmittag. Ab 15 Uhr mussten die Münchner Verkehrsbetriebe dann auch hier den Betrieb einstellen. Es gebe nicht mehr genug Fahrerinnen und Fahrer, um die Verbindung zwischen dem Süden und dem Norden der Stadt aufrechtzuerhalten, so ein Sprecher. Auch Teile der Busse verkehrten. Die Tram fiel dagegen komplett aus. Noch bis vier Uhr morgens soll der Warnstreik in der Landeshauptstadt weitergehen.

Halbstundentakt im Busverkehr in Nürnberg

Auch in Nürnberg fielen die U-Bahnen und Straßenbahnen aus. Bei den Bussen gab es einen sogenannten Streikfahrplan auf Basis des NightLiner-Netzes. 14 Buslinien waren tagsüber unterwegs und fuhren bis 20.00 Uhr im 30-Minuten-Takt, danach stündlich. "In Summe läuft es recht gut", bilanzierte Barbara Lohss, die Sprecherin der Nürnberger Verkehrsbetriebe VAG. Zu der entspannten Lage habe sicherlich das geringere Verkehrsaufkommen am Brückentag beitragen. Lediglich am Nachmittag gebe es den für Freitag üblichen Feierabendverkehr, weswegen auch die Busse ein wenig Verspätung hätten. In Fürth gab es im Gegensatz zu früheren Warnstreiks im Nahverkehr keinen Notfallfahrplan.

Kein Nahverkehr in Regensburg, deutliche Einschränkungen in Landshut

In Regensburg beteiligten sich nach Verdi-Angaben etwa 120 Beschäftigte am Warnstreik. Es fuhren deshalb keine innerstädtischen Linienbusse und keine Schulbusse, so die stellvertretende Bezirksgeschäftsführerin von Verdi Oberpfalz, Marina Mühlbauer. Bis kurz nach Mitternacht soll der Warnstreik noch andauern. Die Nachtbuslinien sollen dann wieder fahren. Der Regionalbusverkehr war laut Regensburger Verkehrsverbund (RVV) vom Streik nicht betroffen.

Auch in Landshut ist der Busverkehr nach Angaben des Verkehrsbetriebs der Stadtwerke fast vollständig ausgefallen. Lediglich die Linie 9, die von einem privaten Busunternehmer betrieben wird, fuhr ganz normal, außerdem habe ein Busfahrer am Vormittag die Linien 2 und 12 bedient. 66 Fahrer hätten sich am Streik beteiligt, hieß es. Viele von ihnen seien Gewerkschaftsmitglieder, die anderen würden aus Solidarität mitstreiken, so ein Sprecher der Stadtwerke. Der Verkehr in Landshut laufe dennoch normal, aufgrund des Brückentages hätten wohl viele frei.

Schweinfurt: Wenig Fahrgäste wegen Brückentag

Größtenteils zum Erliegen kam auch der Stadtbusverkehr in Schweinfurt. Keine Auswirkungen hat der Warnstreik jedoch auf Fahrten, die von beauftragten ÖPNV-Dienstleistern durchgeführt werden. Zu den Buslinien die nicht vom Warnstreik betroffen sind, gehörten laut den Stadtwerken die Linie 10 "Campus Express", sie fuhr regulär. Die Linien 11, 23, 33, 52, 61, sollten bis in den Abend zumindest im 30-Minuten-Takt verkehren.

Aufgrund des Brückentags war das Fahrgastaufkommen nach Auskunft der Stadtwerke allerdings geringer. Viele Menschen würden die Gelegenheit für ein verlängertes Wochenende nutzen. Dies führte dazu, dass der Busverkehr insgesamt weniger stark frequentiert war als üblich, so die Stadtwerke.

Neuer Streik in Bamberg nächste Woche

In den beiden oberfränkischen Städten Bamberg und Bayreuth wurde ebenfalls der Busverkehr bestreikt. In Bamberg blieben alle 66 Busse bis Dienstschluss in den Depots. Fast alle 180 Mitarbeiter dieser Sparte nahmen am Streik teil. Die Fahrten der sogenannten Anruf-Linien-Taxis fanden allerdings statt. In der kommenden Woche will die Gewerkschaft Verdi den Warnstreik in Bamberg fortsetzen: Auch am Dienstag und Mittwoch (23. und 24.05) werden die Busse von jeweils 00.00 bis 23.59 Uhr in den Depots bleiben, teilten die Stadtwerke Bamberg dem BR mit. Vom Warnstreik betroffen sind Buslinien in Stadt und Landkreis Bamberg. Auch der innerstädtische Schulbusverkehr fällt in Bamberg aus.

In Bayreuth standen nicht alle Busse still. Ein Sprecher der Stadtwerke verwies auf die externen privaten Busunternehmen, deren Mitarbeiter nicht streiken. Die Linien, die von diesen Unternehmen bedient werden, waren nicht betroffen.

Kaum Beeinträchtigungen in Augsburg

In Augsburg gab es zwar ebenfalls Warnstreiks, allerdings nur bis 14.00 Uhr und ohne größere Beeinträchtigungen. Die Busse und Straßenbahnen verkehrten wie gewohnt, teilten die Stadtwerke mit. Betroffen von den Streiks seien insbesondere die Werkstätten, nicht jedoch das Fahrpersonal.

Im Video: Streik im Öffentlichen Nahverkehr in Bayern

Beschäftigte wiesen bei Kundgebungen auf ihre Anliegen hin
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Beschäftigte wiesen bei Kundgebungen auf ihre Anliegen hin

So ist der Stand im Tarifkonflikt

Verdi und die Arbeitgeber hatten sich zuletzt nach der bereits fünften Verhandlungsrunde getrennt, ohne zu einem Ergebnis zu kommen oder auch nur einen weiteren Termin zu vereinbaren. Für die rund 7.000 Beschäftigten im öffentlichen Nahverkehr in Bayern gilt ein eigener Tarifvertrag, der TV-N. Die Gewerkschaft will in dieser Tarifrunde nicht nur höhere Einkommen durchsetzen. Um die Jobs im Nahverkehr wieder attraktiv zu machen, fordert Verdi auch bessere Arbeitsbedingungen.

Diese Arbeitsbedingungen sind im sogenannten Manteltarifvertrag festgeschrieben, ebenso wie Zuschläge oder Arbeitszeiten. Deshalb soll für Verhandlungen darüber dieser Teil des Tarifwerkes aus Verdi-Sicht Ende des Jahres auslaufen und nicht wie bei den Einkommen erst ein Jahr später.

Der Kommunale Arbeitgeberverband Bayern lehnt das strikt ab. Es gehe der Gewerkschaft nur darum, ab Januar erneut einen Warnstreik als Druckmittel einsetzen zu können. Die Arbeitgeber bieten einen Abschluss entsprechend dem im öffentlichen Dienst mit einer Laufzeit von 24 Monaten. Ein neuer Verhandlungstermin ist offiziell zumindest noch nicht bekannt.

Mit Informationen von dpa

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