In Oberfranken stürzte ein Baum auf ein geparktes Auto.
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In Oberfranken stürzte ein Baum auf ein geparktes Auto.

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Sturm in Bayern: Fallende Blätter, stürzende Bäume

Der erste Herbststurm des Jahres ist über Deutschland gefegt. Der Tiefdruckkomplex "Ignatz" und "Hendrik" hatte orkanartige Böen im Gepäck. In Bayern am stärksten betroffen: Franken - und vielerorts die Bahn.

"Ignatz" und "Hendrik": Zusammen bilden die beiden einen Tiefdruckkomplex. Das dazugehörige Sturmfeld sorgte am heutigen Donnerstag in vielen Teilen Deutschlands, vor allem aber im Norden für Chaos. Bayern kam vergleichsweise glimpflich davon.

Doch was sich vielerorts nach herrlich heftigem Herbstwetter mit viel Wind und Sonne anfühlte, richtete vor allem in Franken auch zahlreiche Schäden an. In Burgkunstadt krachte ein Baum auf ein Haus. Auf der A7 bei Estenfeld wurde ein mit Styropor beladener Lkw umgeweht, in Bad Brückenau ein Zunftbaum. In Lichtenfels flog ein Trampolin durch die Luft und landete auf einem Auto. Bäume stürzten auf Gleise, Ziegelsteine wurden von Dächern gewirbelt, teils fiel der Strom aus. Ernsthaft verletzt wurde niemand.

Allerdings war der Zugverkehr lange und ist teils noch immer beeinträchtigt. Mehr dazu weiter unten in diesem Artikel.

Problem "Windbruch"

Die Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdiensts gilt seit Nachmittag nur noch in den Hochlagen des Bayerischen Waldes oberhalb von 1.000 Metern.

Allmählich, so BR-Wetterexperte Michael Sachweh, verlagert sich das Sturmgeschehen von Nordbayern in den Süden, bevor die Winde in der Nacht abflauen dürften. Die größte Gefahr dürfte dabei von fallenden Bäumen oder brechenden Ästen ausgehen. Denn:

"Obwohl dieser Herbststurm eigentlich keine katastrophale Dimension erreicht, sind bereits viele Bäume umgestürzt. Der Grund: durch den starken Regen sind die größtenteils noch belaubten Bäume regennass und schwer - und der stark durchfeuchtete Boden bietet weniger Halt." BR-Wetterexperte Michael Sachweh

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Umgestürzte Bäume verursachen Probleme im Bahnverkehr

In Nordrhein-Westfalen fuhren zeitweise keine Fernverkehrszüge. Im Saarland, in Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg kam es ebenfalls zu Zugausfällen und Verspätungen - und in Bayern. Probleme gab es vor allem auf der Fernverkehrsstrecke zwischen Würzburg und Nürnberg. Aber auch der Regionalverkehr war und ist vielerorts beeinträchtigt - in Ostbayern etwa bei der Waldbahn und der Oberpfalzbahn.

Die Bahn rät Fahrgästen, sich vor Fahrtantritt über die Lage zu informieren, die sich laufend ändern kann. Die Bahn teilte auf ihrer Website außerdem mit, dass alle Fahrgäste, die ihre für den 21.10.2021 geplante Reise aufgrund des Sturmtiefs verschieben möchten, ihr bereits gebuchtes Ticket für den Fernverkehr ab sofort bis einschließlich 7 Tage nach Störungsende flexibel nutzen können.

Oberfranken: Baum stürzt auf Haus

Die Einsatzzentrale in Oberfranken registrierte zwischen sechs und acht Uhr über 70 Notrufe. Der Schwerpunkt lag dabei im nördlichen Oberfranken. Verletzte habe es bislang zum Glück nicht gegeben, teilte das Polizeipräsidium Oberfranken mit. Großer Schaden entstand aber in Meuselsberg bei Burgkunstadt, wo ein Baum auf ein Haus stürzte. Eine 85-jährige Bewohnerin wurde aus dem Schlaf gerissen, blieb aber unverletzt. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk räumten den entwurzelten Baum vom Dach des Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, das nun unbewohnbar ist.

In Lichtenfels flog ein Trampolin durch die Luft und landete auf einem Auto. Im Hofer Zoo stürzte ein großer Ast auf das Luchsgehege - die Tiere kamen nicht zu Schaden. Der Zoo blieb wie auch der Tiergarten in Nürnberg geschlossen.

Mittelfranken: Rund 100 Einsätze

Hier hatten es die Einsatzkräfte überwiegend mit umgestürzten Bäumen zu tun, die Straßen blockierten. Seit sechs Uhr morgens seien 100 Einsätze in ganz Mittelfranken abgearbeitet worden, sagte eine Polizeisprecherin. Den bislang größten habe es auf der Autobahn 7 bei Rothenburg ob der Tauber gegeben. Ein Lastwagen war durch eine Sturmböe umgekippt. Der Fahrer blieb unverletzt. Die Autobahn war in dem Bereich voll gesperrt.

Unterfranken: Gerüste umgestürzt, Lkw gekippt

Die Integrierten Leitstellen in Unterfranken meldeten bereits am Morgen Dutzende Einsätze. In Würzburg wurde ein Baugerüst an einer Rettungswache des Roten Kreuzes umgeweht.

Auf der Autobahn 7 bei Estenfeld (Landkreis Würzburg) wurde ein mit Styropor beladener Lastwagen ebenfalls von einer Windböe erfasst und kippte quer über die Fahrbahn. Der Fahrer wurde durch die Windschutzscheibe leicht verletzt geborgen. In Bad Brückenau (Landkreis Bad Kissingen) hielt der Zunftbaum des Handwerks dem Sturm nicht stand und fiel um. Der Stamm habe quer auf dem Marktplatz gelegen, schilderte ein Polizeisprecher. Glücklicherweise sei der Platz zu der frühen Uhrzeit menschenleer gewesen.

Der Herbststurm in Ostbayern

Niederbayern und die Oberpfalz kamen relativ glimpflich davon. Beide Polizeipräsidien melden zusammen (Stand 16.10 Uhr) circa 90 Einsätze. 30 fallen auf Niederbayern, wo es bisher keine Meldungen über Verletzte gibt. Hauptsächlich wurden umgestürzte Bäume und Äste gemeldet. Im Bereich Kelheim wurde durch den starken Wind ein Trampolin auf Bahngleise geweht. Das Sportgerät konnte aber rechtzeitig entfernt werden. Auch die Sachschäden fallen bisher gering aus, so ein Sprecher auf BR-Anfrage. Die Waldbahn stellte gegen 14 Uhr aus Sicherheitsgründen den Betrieb ein und richtete für die Fahrgäste einen Schienenersatzverkehr mit Bussen ein.

Das Polizeipräsidium Oberpfalz vermeldet rund 60 Einsätze. Auch hier wurde niemand verletzt. Am Vormittag war vor allem der Landkreis Cham mit umgestürzten Bäumen und herabgefallenen Ästen betroffen. In Arnschwang stürzte ein Baum auf eine Telefonleitung. In Sengenbühl hat der Sturm ein Verkehrszeichen umgeweht, das dann in die Straße ragte. Mehrere Autofahrer rammten es. Auch der Zugverkehr der Oberpfalzbahn wurde wegen des Sturms für rund eine Stunde eingestellt

70 Einsätze in München

In der Landeshauptstadt hat der Sturm zu 70 Einsätzen der Feuerwehr geführt, so ein Sprecher der Branddirektion auf Anfrage. Zumeist waren herabgefallene Äste zu beseitigen oder Gegenstände zu sichern, nennenswerte Schäden seien nicht darunter gewesen. In Laim wurde am Vormittag ein instabiles Baugerüst gesichert, eine Straße wurde deswegen gesperrt. Im Münchner S-Bahnbetrieb kommt es witterungsbedingt zu Beeinträchtigungen, weil beispielsweise herumwehende Gegenstände in der Oberleitung hängen bleiben. Generell muss im Bahnverkehr von und nach München mit Zugausfällen und Verspätungen gerechnet werden, auch weil in Teilen Deutschlands der Zugverkehr eingestellt wurde.

Tornado in Norddeutschland

Norddeutschland traf der Sturm schwerer. Ein Tornado richtete in Schwentinental bei Kiel schwere Schäden an. Feuerwehr-Einsatzleiter Kai Lässig berichtete, er habe den Rüssel des Wirbelsturms selbst gesehen. Der Sturm habe im Ort eine "Schneise der Verwüstung" auf etwa 100 Metern Breite hinterlassen.

Mehrere Häuser seien schwer beschädigt worden, berichtete Lässig weiter. Bäume seien umgestürzt und hätten Autos unter sich begraben. Verletzte gab es nach seinen Angaben nicht. Der Sturm sei gegen 7.30 Uhr aus Richtung Kiel durch den Ort gezogen. Er habe unter anderem Gartenhäuser, Wintergärten und Gewächshäuser zerstört.

Auch an anderen Orten in Schleswig-Holstein stürzte der Sturm Bäume um. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes gehörte Schleswig-Holstein am Morgen allerdings zu den Bundesländern mit den geringsten Windgeschwindigkeiten in Deutschland. Die stärkste Böe wurde in Travemünde mit 89 Kilometern pro Stunde gemessen.

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