Rindermast
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Rindermast (Symbolbild)

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Trotz Protesten: Stall zur Bullenmast in Kleinostheim genehmigt

Geruchsbelästigung, Lärm, mehr Lkw-Verkehr: Jahrelang gab es Widerstand gegen einen geplanten Bullenmaststall für 500 Tiere in Kleinostheim im Landkreis Aschaffenburg. Doch das Landratsamt hat jetzt grünes Licht gegeben.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Schon seit 2018 wehrt sich die Bürgerinitiative "Für ein lebenswertes Kleinostheim" im Landkreis Aschaffenburg gegen die Pläne der Landwirtsfamilie vom Akazienhof. Sie will in Kleinostheim eine Bullenmastanlage für knapp 500 Tiere bauen. Gegnerinnen und Gegner befürchten eine erhebliche Lärmbelästigung, sowohl durch die Bullen als auch durch mehr Lkw-Verkehr. Das Landratsamt Aschaffenburg hat die Baugenehmigungen für den neuen Bullenstall nun trotzdem erteilt.

Landratsamt Aschaffenburg gibt grünes Licht für Bullenmast

Die Bauvorhaben seien im Außenbereich planungsrechtlich zulässig, heißt es dort zur Begründung. Weiter teilt die Behörde mit: "Die Vorhaben rufen keine schädlichen Umwelteinwirkungen hervor, die Belange des Immissionsschutzes, des Naturschutzes und des Gewässerschutzes wurden berücksichtigt. Auch eine ausreichende Erschließung ist gesichert. Ein Verstoß gegen das Rücksichtnahmegebot liegt ebenfalls nicht vor."

Laut Gesetz sind landwirtschaftliche Bauten in der Genehmigung privilegiert. Wenn alle Gutachten passen, muss also eine Baugenehmigung erteilt werden.

Bürgerinitiative in Kleinostheim will klagen

Johannes Nebmaier kämpft seit 2017 gegen das Bauvorhaben. Er wohnt keine 500 Meter vom Akazienhof entfernt. "Jetzt also doch", sagte er im Gespräch mit BR24 und fügte hinzu: "Das werden wir so nicht hinnehmen."

Nebmaier geht davon aus, dass er und die anderen Mitglieder der Bürgerinitiative Klage beim Verwaltungsgericht in Würzburg einreichen werden. Das müssten sie innerhalb eines Monats tun. Die Baugenehmigungen und die genehmigten Antrags- und Planunterlagen liegen für die betroffenen Nachbarn in dieser Zeit im Aschaffenburger Landratsamt aus.

Landwirt versucht Bedenken zu zerstreuen

Die Landwirtsfamilie vom Akazienhof sprach bereits 2018 von einer Stimmungsmache im Ort gegen das Vorhaben und von gestreuten Gerüchten. Eine Lärmbelästigung sei durch die Bullen nicht zu befürchten, der Lärm gehe auf das Konto der Mutterkühe.

Landwirt Robert Glaab betonte im Gespräch mit BR24, dass er und sein Sohn einen Freiluftstall planen würden. Dauernd laufende Ventilatoren zur Hallenbelüftung, von denen die Gegnerinnen und Gegner sprechen, seien nicht zu befürchten. Es werde auch keinen permanenten Lkw-Verkehr durch Kleinosteheim geben. Glaab spricht von rund 30 Lkw-Fahrten pro Jahr, die nicht durch den Ort führten, sondern vom Industriegebiet aus abgewickelt würden.

Methan-Ausstoß, Grundwasserknappheit und Flächenversiegelung befürchtet

Der Kleinostheimer Gemeinderat hatte den Bauantrag für den Bullenstall mit zwei Fahrsilos und einer landwirtschaftlichen Biogasanlage bereits 2018 abgelehnt. Auch einem überarbeiteten Antrag 2020 hatte das Gremium eine Absage erteilt. Durch das Vorhaben würden gut 7.000 Quadratmeter neu versiegelt, so die Begründung. Außerdem liege der Akazienhof in der Schutzzone des Naturparks Spessart.

Die Initiative weist auch auf die zusätzliche Methanbelastung und den hohen Grundwasserverbrauch hin, der durch das Vorhaben entstünde. Die Mitglieder sehen zudem die Grundwasserversorgung für den Ort in Gefahr.

Mehrere Schlachthof-Skandale am Untermain

Am Untermain machen gerade mehrere Schlachthof-Skandale negative Schlagzeilen. In Aschaffenburg sollen beispielsweise Kühe und Schweine unter brutalen Bedingungen geschlachtet worden sein. Es gibt Ermittlungen wegen Tierschutz-Verstößen.

Der Schlachthof ist seit Bekanntwerden geschlossen. Die Mitglieder der Tierschutz-Organisation "Rhein-Main Animal Save" hatten dort am Wochenende erneut eine Mahnwache abgehalten. Die Stadt Aschaffenburg plant einen neuen regionalen Schlachthof an einem anderen Standort.

Kritik auch von Tierschutz-Organisationen

"Welch ein Zufall, wurde doch jetzt dem Betreiber einer Bullenmastanlage in Kleinostheim die Genehmigung für eine Mastanlage für um die 450 Bullen erteilt", heißt es auf der Facebook-Seite von "Rhein-Main Animal Save". Die Organisation findet das Vorhaben "unverantwortlich und für unsere Zukunft katastrophal". Die Rede ist von "Umweltschäden", die durch die Haltung von Tieren in der Landwirtschaft entstehen würden.

Eine Petition gegen einen neuen Schlachthof in Aschaffenburg haben bereits knapp 14.000 Menschen unterzeichnet. Auf die Verstöße in den Schlachthöfen hatte ebenfalls eine Tierschutz-Organisation aufmerksam gemacht und entsprechendes Videomaterial geliefert.

Menschen in Schwaben waren auch gegen Rindermast

Immer wieder regt sich im Freistaat Widerstand gegen den Neubau von Ställen zur Rindermast. So auch im April 2022 im schwäbischen Donaualtheim, einem Stadtteil von Dillingen. Auch hier hatten Menschen vor Ort Lärm und Gestank befürchtet.

Der Bund Naturschutz forderte, die Zahl der Nutztiere insgesamt zu senken. Aus Klimaschutzgründen bräuchte es in ganz Deutschland weniger Tiere. Es müssten deshalb die Bedingungen für die Landwirtinnen und Landwirte anders gestaltet werden. Das sei Aufgabe der Politik, hieß es.

Bullenmast ist in Bayern rückläufig

Laut der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) wurden im Freistaat 2021 insgesamt 360.244 männliche Rinder, die älter als sechs Monate sind, in 21.605 Betrieben gehalten. Davon hielten 4.246 Betriebe ausschließlich Mastbullen. 2021 waren es 197.381 Mastbullen, was etwa 55 Prozent der Tiere entspricht. Der LfL zufolge ist die Zahl der Mastbullen seit 2011 um 17 Prozent zurückgegangen.

Gleichzeitig ist die Zahl der Betriebe mit Bullenmast um 26 Prozent zurückgegangen, vor allem bei Bauernhöfen mit Milchkühen. Insgesamt schreiten somit der Strukturwandel und die Spezialisierung weiter fort, so die LfL. Dem Landesamt zufolge werden in den einzelnen Mastbetrieben immer mehr Bullen gehalten.

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