Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine hat die Regensburger Hilfsorganisation Space-Eye 15.000 Euro Soforthilfe aus ihrem Notfallfonds zur Verfügung gestellt. Mit dem Geld wurden unter anderem Boote, Zelte, Wasserpumpen, Isomatten, Campingausrüstungen und Schlafsäcke gekauft, wie die Initiative mitteilte. Am Mittwoch fuhr der erste Transport von Regensburg nach Cherson.
Zweiter Lkw mit Rettungswesten und Boot
Am Freitag machte sich ein zweiter Lastwagen der Regensburger Hilfsorganisation ins Hochwassergebiet auf. Der Transport hat vor allem Rettungswesten und ein Boot der Schwesterorganisation Sea-Eye geladen, die im Mittelmeer Migranten aus Seenot rettet. Am Vormittag startete der Laster in Hamburg.
Gefährliche Hilfe vor Ort
Die Hilfe vor Ort sei gefährlich, sagte Space-Eye-Vorstand Michael Buschheuer dem BR – vor allem wegen Minen. "Überall wo Schlamm ist, können auch kleine Minen verborgen sein. Und im Wasser ist es auch so, dass schwimmende Seeminen schlicht weggetrieben werden". Man halte sich eng an die örtlichen Behörden: "Unser Partner hat beste militärische Kontakte und so tasten wir uns langsam vorwärts, möglichst natürlich unter Eigenschutz."
Die Eindrücke der Helfer vor Ort beschreibt Buchheuer so: "Man findet Menschen, die bleiben in ihren Hochhäusern, aber ohne Wasser und Abwasser und ohne Strom. Es gibt Menschen, die laufen weg, Flüchtlingstrecks zu Fuß auf der Straße, jede denkbare Variante." Die akute Hochwasserhilfe müsse schnell erfolgen, betonte Buschheuer.
Heute bis 17 Uhr nimmt Space-Eye im Regensburger Hafengebiet in der "Gernerhalle" noch gespendete Hilfsgüter entgegen.
Space-Eye will weitere Hilfe leisten
Die Regensburger Organisation will die Betroffenen aber auch weiter unterstützen. Das Hochwasser hinterlasse eine zerstörte Infrastruktur, so Buschheuer: "Gärten und Felder sind vernichtet. Das heißt, die eigene Ernte fällt aus, die Vorräte sind weg, alles im Kühlschrank verfault. Sie können sich nicht ernähren, haben keinen Strom, kein Wasser, kein Abwasser. Folglich beginnt eine Art Campingphase, um sich wieder dem eigenen Hausstand anzunähern." In dieser späteren Phase seien vor allem Lebensmittelkonserven wichtig, Hygieneartikel, Medizin, Zelte, Isomatten und Schlafsäcke.
Partner vor Ort verteilen die Hilfsgüter
Die benötigten Hilfsgüter sollen, wenn möglich, in der Ukraine eingekauft werden. So will Space-Eye Transportkosten sparen und den örtlichen Handel unterstützen. Nur die Dinge, die vor Ort nicht erhältlich sind, werden in Regensburg eingekauft und dann in die Ukraine transportiert.
Die Verteilung der Hilfsgüter vor Ort sollen dann regionale Partnerorganisationen übernehmen. Space-Eye liefere bereits seit gut einem Jahr regelmäßig Hilfsgüter speziell in die Region Cherson, sagte Buschheuer weiter. Deshalb könne man sich vor Ort auf ein gutes Netzwerk kompetenter Hilfskräfte stützen.
Mehr als 40.000 Menschen müssen evakuiert werden
Der in russisch besetztem Gebiet liegende Kachowka-Staudamm am Dnipro ist bei einer Explosion in der Nacht zum Dienstag teilweise zerstört worden. Auf beiden Seiten des Flusses mussten mehr als 40.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Die UNO warnt wegen einer drohenden Umweltkatastrophe in der Region vor humanitären Folgen für "Hunderttausende Menschen".
Beobachter sind außerdem in Sorge, dass die Kühlung des Atomkraftwerks Saporischschja in Gefahr sein könnte. Russland und die Ukraine machen sich gegenseitig für die Zerstörung des Staudamms verantwortlich.
Space-Eye seit Kriegsbeginn aktiv
Die Regensburger Hilfsorganisation Space Eye sammelt seit Kriegsbeginn Geld- und Hilfsgüter für die Menschen in der Ukraine. Vor drei Wochen erlitt das Programm einen empfindlichen Rückschlag, als bei einem russischen Raketenangriff das Space-Eye-Lager für Hilfsgüter in Ternopil in der Ostukraine komplett zerstört wurde.
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