Schon auf den Zufahrtsstraßen präsent: Rund 800 Polizeikräfte von Bund und Freistaat sorgen während der Wiesn für Sicherheit.
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Schon auf den Zufahrtsstraßen präsent: Rund 800 Polizeikräfte von Bund und Freistaat sorgen während der Wiesn für Sicherheit.

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So soll für Sicherheit auf der Wiesn gesorgt werden

Es wird ausgelassen gefeiert - aber jedes Jahr kommt es auch zu Straftaten auf der Wiesn. Die Zahl der Ordnungskräfte wird nun um ein Fünftel erhöht und sie sollen besser geschult sein. Auch eine App soll das Sicherheitsgefühl erhöhen. Ein Überblick.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Dem Münchner Kreisverwaltungsreferat steht zum Oktoberfest wieder mehr Personal zur Verfügung: Rund 19 Prozent mehr Menschen als im letzten Jahr haben sich für Ordnungsdienste - etwa in den Bierzelten - gemeldet.

Neu ist auch: Sie seien in Schulungen extra für Beleidigungen und Ausgrenzungen gegenüber der LGBTQ-Community sensibilisiert worden, sagte Münchens Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüller-Gradl bei der Vorstellung des Sicherheitskonzeptes für die Wiesn. Auch wenn die Polizei 2022 keine politisch motivierten Taten gegenüber Mitgliedern der Community registriert habe, werde das Thema wichtiger. Ein Überblick.

Schulungen: Übergriffe schneller erkennen

Homophobe, sexistische und rassistische Übergriffe seien "keine Kavaliersdelikte, sondern ernstzunehmende Straftaten", sagte Münchens Polizeivizepräsident Michael Dibowski. Erneut bietet die Aktion "Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen" eine Anlaufstelle für Betroffene. Für sie steht wieder der sogenannte Safe Space bereit. Dort gibt es Hilfe und Beratung für alle, die sich in einer Notlage befinden oder verunsichert sind. In Zusammenarbeit mit dem Kreisverwaltungsreferat werden für eine sichere Heimfahrt Gutscheine für das Frauen-Nacht-Taxi im Wert von fünf Euro ausgegeben.

Neue App für mehr Sicherheit

Erstmals wird auf der Wiesn die in München entwickelte App "SafeNow" eingesetzt, mit der die Sicherheit rund um die Festzelte verbessert werden soll. Sie wird testweise im Schottenhamel-Zelt erprobt. Gäste und auch Bedienungen können mit einem Klick Sicherheitspersonal direkt an ihren Standort rufen - egal ob es sich um einen sexuellen Übergriff oder einen medizinischen Notfall handele, sagte Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüller-Gradl. Die Securitykräfte hören dann einen lauten Warnton und können auf ihrem Handy-Display auch den Standort von dem oder der Betroffenen sehen.

Polizeipräsenz überall - Recognizer erkennen Straftäter

Schon auf den Zufahrtsstraßen und Bahnhöfen sind sie präsent: Rund 800 Polizeikräfte von Bund und Freistaat sorgen heuer während der Wiesn für Sicherheit. Erstmals werden sogenannte Super-Recognizer der Bundespolizei eingesetzt. Sie verfügen über die besondere Fähigkeit, Gesichter etwa von Straftätern in einer vorbeiziehenden Menschenmenge wiederzuerkennen.

Unterstützt wird die Münchner Polizei von italienischen Kollegen, da auch heuer wieder viele Gäste aus Italien erwartet werden. Am Hauptbahnhof und an den S-Bahnstationen werden etwa 200 Kräfte der Bundespolizei ein Auge auf die Besucherströme haben.

Gewaltdelikte und Festnahmen waren im letzten Jahr rückläufig. Bei den angezeigten Sexualdelikten gab es einen leichten Zuwachs auf 55 Fälle, davon drei Vergewaltigungen (2019: 47 Fälle, vier Vergewaltigungen). Die Fälle von Körperverletzung gingen auf 244 zurück (2019: 279). Dafür nahm die Aggression gegen Polizisten zu: 20 Beamte wurden 2022 verletzt, 2019 waren es elf.

Wiesn bleibt eingezäunt

Der Zaun um das Wiesn-Gelände bleibt bestehen. An den Zugängen wird es stichprobenartige Eingangskontrollen geben. Auch das Verbot für größere Taschen und Rucksäcke mit mehr als drei Litern Volumen bleibt in Kraft. Eine konkrete Terrorgefahr bestehe zwar nicht, so Einsatzleiter Michael Dibowski. Weiterhin gelten aber Flugverbote über der Wiesn - auch für Drohnen. Auch die beiden Sperrringe um das Festgelände bestehen weiter: In die erste Zone dürfen nur Autos von Anwohnern und Zulieferern. Die zweite Zone direkt um die Wiesn an den Zugängen mit Pollern gesichert, damit niemand plötzlich hineinfahren kann.

Bahn kontrolliert Mitnahmeverbot für Luftballons

Die Deutsche Bahn (DB) setzt 120 zusätzliche Sicherheitskräfte ein - auch, um unbefugte Personen im Gleis und Kurzschlüsse durch beschichtete Luftballons zu verhindern. Vergangenes Jahr hatte es deswegen vermehrt Streckensperrungen gegeben, die für Verspätungen und Zugausfälle sorgten. Die DB reagiert darauf mit zusätzlichen Sicherheits-Streifen an Hotspots entlang der Stammstrecke. Außerdem weist erstmals eine Informationskampagne auf das Mitnahmeverbot für Luftballons hin.

Polizisten als Discjockeys

Wie in den vergangenen Jahren wird an der Hackerbrücke ein Lautsprecherkraftwagen – kurz LauKw – die An- und Abreisenden mit gängigen Hits beschallen. Er dient aber auch für Durchsagen zur Lenkung der Besucherströme und kann zur Deeskalation beitragen.

Rund 600 speziell trainierte Polizeikräfte aus dem Freistaat werden während des Oktoberfests, das bis zum 3. Oktober geht, im Einsatz sein. Ihr Stützpunkt ist die Wiesnwache, die ausgerüstet ist wie eine vollwertige Polizeiinspektion. Monitore zeigen das Geschehen auf dem Oktoberfest, das von 54 stationären Kameras übertragen wird.

Sanitäter mit beheizbaren Tragen gegen Unterkühlung

An den 18 Oktoberfesttagen sind insgesamt rund 450 Sanitäter und 55 Ärzte im Einsatz. Die Wiesn-Sanitätsstation ist eigentlich ein kleines Krankenhaus – mit Behandlungszimmern, Computertomograph und Operationssälen, in denen schon mal Hochbetrieb herrschen kann. Michel Belzijan, der Betriebsleiter der Aicher Ambulanz, erinnert an vergangenes Jahr: Damals wurden 480 Operationen durchgeführt und 216 Meter Faden "vernäht" - das entspricht in etwa der zwölffachen Höhe der Bavaria.

Ganz neu in diesem Jahr: beheizbare Tragenauflagen. Denn bei nasskaltem Wetter waren früher einige Patienten unterkühlt in der Sanitätsstation angekommen. Auch neu: Ohr-Sensoren, die Daten wie Temperatur und Puls überwachen. Die Sanitäter haben auch diesmal wieder Bodycams und Kamera-Brillen dabei, sodass sie schon unterwegs Handlungsempfehlungen von Ärzten bekommen können. Und in der Sanitätsstation wird jetzt auch sprachbasierte Künstliche Intelligenz eingesetzt, damit die Kommunikation mit den ausländischen Gästen reibungslos klappt.

24-Stunden-Sanitätsstation entlastet Notaufnahmen

Um die Notaufnahmen in den Kliniken zu entlasten, wird die Sanitätsstation wie 2022 rund um die Uhr besetzt sein. Denn nach Schankschluss fallen - auch alkoholbedingt - die meisten Notfälle an. Daher gibt es wieder einen Computertomograph, mit dem bei Kopfverletzungen gefährliche Hirn-Blutungen ausgeschlossen werden können und Patienten die Aufnahme in der Klinik erspart bleibt.

Auch wenn Corona nicht mehr so stark im Fokus stehe, sei die Station auch für Infektionskrankheiten gerüstet, Masken und Desinfektion lägen bereit, sagte Belzijan. Frisch geimpft können die Aicher-Helfer nicht starten - die neuen Coronaimpfstoffe kommen erst nach dem Wiesn-Start.

Mit Informationen von dpa.

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