Trauerfeier für sterbenden Zugspitz-Gletscher
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Trauerfeier für sterbenden Zugspitz-Gletscher

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Requiem für sterbenden Zugspitz-Gletscher

Trauerfeier auf Deutschlands höchstem Berg: Die evangelische und die katholische Kirche haben zu einem ökumenischen Gletscher-Requiem auf die Zugspitze geladen. Sie erwiesen dem nördlichen Schneeferner die letzte Ehre.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Sterbebildchen, Gebete, Weihrauch, Aussegnung - und danach ein "Leichenschmaus": Alles, was zu einer richtigen Trauerfeier gehört, haben die Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche für den sterbenden Zugspitzgletscher aufgeboten.

Mit einem ökumenischen Requiem an Deutschlands höchstem Berg wollten die Kirchen am Dienstag aufmerksam machen auf die Folgen des rasant voranschreitenden Klimawandels - und auf die Bedeutung des Erhalts der Schöpfung. Rund 50 Menschen verfolgten die Feier in der Kapelle Mariä Heimsuchung auf 2.600 Metern Höhe am Zugspitzplatt.

Trauer, Sorge und Wut

"Wir fürchten uns davor, dass unsere Lebensgrundlagen wegschmelzen wie dieser Gletscher", sagte die evangelische Pfarrerin Uli Wilhelm aus Garmisch-Partenkirchen, von der die Idee stammte. Mit Trauer, Sorge und Wut sehe sie, wie das Klima sich verändere. Es sei nicht zu verstehen, dass Lösungen auf die lange Bank geschoben würden.

Voran das Kreuz, verziert mit einem Totenkopf, zog die Trauergemeinde bei Wind und Nebel Richtung "Sterbebett". Eine "Elegie auf das Ende des Ewigen Eises" hat der evangelische Kirchenmusikdirektor Wilko Ossoba-Lochner anlässlich des Requiems komponiert, mit drei eigens engagierten Sängerinnen als mahnende Stimmen.

Gefahren durch Gletscherschmelze

Inzwischen sind alle Gletscher der Alpen stark von der Klimaerwärmung betroffen. So ist in der Schweiz laut Weltorganisation für Meteorologie zwischen 2001 und 2022 ein Drittel des Gletschervolumens verschwunden. Schneearme Winter sorgen dafür, dass die Gletscher nicht mehr wachsen; zu warme Sommer führen dazu, dass sie der Sonneneinstrahlung immer früher ohne schützende Schneeschicht ausgesetzt sind. Folgen der Gletscherschmelze sind Murenabgänge, Steinschläge und ausgetrocknete Alpenflüsse.

Die letzten deutschen Gletscher verschwinden

Der Nördliche Schneeferner unweit der Kapelle wird Wissenschaftlern zufolge wohl ab 2030 den Status als Gletscher verlieren. Er hatte zuletzt noch 16,1 Hektar, weniger als die Hälfte des Oktoberfestgeländes. Von 2014 bis 2022 verlor er fast ein Drittel an Dicke. Damals hatte das Eis an der dicksten Stelle noch 39 Meter, im vergangenen Jahr waren es 27 Meter.

Auf Dauer keine Rettung gibt es auch für die drei anderen deutschen Gletscher, den Höllentalferner an der Zugspitze sowie den Blaueis- und den Watzmanngletscher in den Berchtesgadener Alpen. Bereits 2022 hatte der fünfte Gletscher, der Südliche Schneeferner, seinen Status als Gletscher eingebüßt. Mit etwa eineinhalb Hektar war er nur noch halb so groß wie vier Jahre zuvor und fließt nicht mehr.

Mit Informationen von dpa und epd.

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